Prof. Spieker: Konzept »Sexuelle Bildung in der Kita« der Berliner Caritas ist ein Skandal

Anmerkungen von Prof. Dr. Manfred Spieker

Das Papier des Caritas-Verbandes in Berlin zur “Sexuellen Bildung in der Kita” vom September 2016 ist ein Skandal. Es fordert eine Sexualerziehung, die ich für übergriffig und schädlich halte. Die Genderideologie spricht aus fast jedem Absatz. Das Ziel der sexuellen Bildung in der Kita, “eine Geschlechtsidentität zu entwickeln” (S.2), ist typisch für die Sexualpädagogik der Vielfalt. Die Geschlechtlichkeit des Kindes ist eine biologische Vorgabe, sie muss nicht “entwickelt” werden. 

Ich gliedere meine Kritik in drei Einwände: Überforderungen, sexuelle Stimulierungen, Defizite:

1. Überforderungen: Die Kinder in der Kita sollen sich “mit der Vielfalt von Geschlecht” auseinandersetzen (S. 1), “Männer und Frauen und deren Vielfalt” kennenlernen (S. 3), “über Beziehungsgestaltung” reden (S. 3) und zwischen sozialem und biologischem Geschlecht differenzieren (S.4). Welche Vorstellung haben die Autoren von drei- bis fünfjährigen Kindern?

2. Sexuelle Stimulierungen: Sexualität wird auf ein Instrument zur Luststeigerung reduziert. “Die kindliche Sexualität dient ausschließlich…zur Herstellung von Wohlbefinden”.

“Im Gegensatz zur erwachsenen Sexualität” sei sie “nicht auf eine die Genitalien stimulierende Handlung zum Erreichen eines sexuellen Höhepunktes… ausgerichtet” (S.2). Was haben die Autoren für eine abwegige reduzierte Vorstellung von der “erwachsenen Sexualität”? Doktorspiele sollen in der Kita ermöglicht werden, aber Mädchen und Jungen “streicheln und untersuchen einander nur so viel, wie es für sie selber und die anderen Kinder schön ist” und “niemand steckt etwas in Körperöffnungen wie Po, Vagina, Penis…” (S. 5).

3. Defizite: Dass sexuelle Bildung auch etwas mit Liebe, Hingabe, Weitergabe des Lebens, Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung zu tun hat, kommt im Papier nicht vor. Dass sie in erster Linie Recht und Pflicht der Eltern ist, bleibt ebenfalls unerwähnt. Stattdessen wird reichlich arrogant erklärt, man gehe “mit elterlichen Haltungen zu Sexualität … sensibel und respektvoll um”, lege aber großen Wert auf “professionelle Standards” (S.5).

Das Papier ist für eine Einrichtung der katholischen Kirche ein Skandal. Da ist es nicht damit getan, dass es in den Kindergärten des Berliner Caritasverbandes keine Anwendung findet. Es muss unabhängig von Vorgaben der Berliner Senats zurückgezogen werden. Der Erzbischof ist auf diesen Skandal hinzuweisen.

 

Zum Konzeptbaustein Sexuelle Bildung in der Kita des Berliner Caritas-Verbandes.