Über 500 Teilnehmer aus ganz Deutschland kamen auf Einladung von DemoFürAlle am vergangenen Samstag in der Legendenhalle in Böblingen zusammen, um der prekären Situation der Familie in der Gesellschaft von heute auf den Grund zu gehen.
Vier hochkarätige Vorträge von Wissenschaftlern, ergänzt durch Kurzpräsentationen familienfördernder Initiativen, beleuchteten eindrucksvoll die verschiedenen Aspekte des Symposiumsthemas „Familie am Abgrund – Ursachen und Auswege“. Moderiert wurde die Tagung von Hedwig v. Beverfoerde. Zwei ausgiebige Pausen boten den Teilnehmer Gelegenheit, sich auszutauschen und an den zahlreichen Infoständen und Büchertischen zu informieren. Aus Sicherheitsgründen war, wie schon in den Jahren zuvor, der genaue Veranstaltungsort den Teilnehmern erst kurz zuvor mitgeteilt worden, sodaß der angemeldete Gegenprotest auf dem Stuttgarter Schloßplatz nicht mehr nach Böblingen verlegt werden konnte. Nur knapp 100 Gegendemonstranten von der Antifa marschierten reichlich spät noch zum kurzen Pflicht-Krakeelen vor der Legendenhalle auf, die von 150 Polizeikräften jedoch bestens abgesichert war.
Prof. Dr. Jörg Guido Hülsmann: »Wie der Staat die Familien zerstört«
Den Auftakt des Symposiums machte der Ökonom Prof. Dr. Jörg Guido Hülsmann von der französischen Universität Angers mit seiner fundierten Erörterung staatlicher Angriffe auf die Familie. Nachdem er zunächst die Familie als auf Dauer angelegte Lebensgemeinschaft eines Mannes, einer Frau und ihrer Kinder definiert hatte, erläuterte er die Ökonomie der Familie, das heißt, ihre sozialen, religiösen, wirtschaftlichen und anderen Motive und Prinzipien. Anschließend erklärte er, wie der moderne Staat sich seit dem 16. Jahrhundert entwickelte und sich dabei erstmals vom Naturrecht als Grundlage löste. Dementsprechend änderte sich laut Hülsmann auch das Verhältnis zwischen Staat und Familie im Vergleich zu vormodernen Zeiten. Neben zielgerichteten Angriffen auf die Familie, wie sie zum Beispiel von vielen kommunistischen Staaten vollzogen worden seien, hob er vor allem die gravierenden quasi unabsichtlichen Schädigungen der Familie hervor, zum Beispiel durch feministische Politik und den Wohlfahrtsstaat. Es bedürfe dringend eines Abbaus der „familienzerstörenden Staatseingriffe“, schloss Hülsmann.
Dr. Imre Téglásy: »Konstruktive Familien- und Gesellschaftspolitik in Ungarn«
Wie jedoch auch staatliche Unterstützung für Familien gelingen kann, zeigte Dr. Imre Téglásy in seinem Vortrag über die aktuelle ungarische Familienpolitik. Der Direktor von „Human Life International Hungary“, Philologe und Abtreibungsüberlebender, stellte in einem historischen Abriss zunächst die besondere Verehrung der Fruchtbarkeit im alten Ungarn, die liberale Abtreibungspolitik unter den ungarischen Kommunisten sowie den daraus resultierenden massiven Rückgang an Eheschließungen und Geburten dar. Anschließend zeigte er auf, wie die aktuelle Regierung Ungarns unter Orban diesem „demographischen Winter“ mit zahlreichen Maßnahmen entgegenwirke: Zum Beispiel müssten Mütter mit mindestens vier Kindern keine Einkommenssteuer zahlen, Autokäufe von Familien würden subventioniert und sie erhielten Allzweckdarlehen von bis zu 30.000. In der Folge seien Geburten- und Heiratsraten bereits angestiegen. Téglásy kritisierte jedoch auch, dass das ungeborene Leben noch nicht ausreichend durch das Gesetz geschützt würde und die (finanzielle) Anerkennung der Mutterschaft als Vollzeitbeschäftigung bisher noch ausstehe.
Prof. Dr. Raphael M. Bonelli: »Wie Familie funktioniert, was ihr hilft und was nicht«
Für große Begeisterung sorgte der Wiener Psychotherapeuten und Psychiater Prof. Dr. Raphael M. Bonelli, der in erfrischend kurzweiligem Vortragsstil den Blick in das Innere der Familie lenkte, wo er den Fragen, wie Familie funktioniert, was ihr hilft und was nicht, auf den Grund ging. Auf Basis aktueller Forschung und seiner Erfahrung aus der eigenen Praxis erläuterte Bonelli, dass Familien und somit auch jedes einzelne Familienmitglied eine innere Ordnung, Treue, Bekenntnis zur Fruchtbarkeit und Liebe zu den Kindern benötigten und wie diese Ordnung zu erreichen sei. Bonelli kritisierte die 68er-Bewegung für die Zerstörung dieser Ordnung, was in die „völlige Verzweiflung geführt“ habe. Abschließend plädierte er für die Wertschätzung echter Männlichkeit und echter Weiblichkeit und für eine Erziehung der Kinder zum Wahren, Schönen und Guten sowie zu den Tugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maß.
Dr. Hubertus Knabe: »Zersetzen. Systematische Familienentzweiung in der DDR«
Den Abschluss der vier Wissenschaftler-Vorträge bildete der historische Exkurs von Dr. Hubertus Knabe, einem Experten für die deutsche Nachkriegs- und DDR-Geschichte. Knabe erklärte anhand mehrere Einblicke in Familien- und Arbeitsgesetze der DDR und der Wirklichkeit im real-existierenden Sozialismus die Familienpolitik der DDR, das utopische Ziel einer Vollbeschäftigung von Frauen und den massiven Ausbau des Sozial- und Wohlfahrtsstaates, vor allem in Form einer möglichst umfassenden Fremdbetreuung der Kinder. Die Folgen, so der ehemalige Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, seien eine der höchsten Scheidungsraten der Welt sowie zuletzt eine Geburtenrate von nur durchschnittlich 1,4 Kindern pro Frau gewesen. Hinzu kamen die sozialistische Indoktrination der Kinder und Jugendlichen sowie die gezielte Entzweiung von Ehen und Familien durch die Überwachung der Stasi.
Initiative Elternaktion
Am Nachmittag folgte die Vorstellung von drei Initiativen, die sich konkret und konstruktiv für Ehen und Familien einsetzen. Sabine Weigert stellte die Aufklärungs- und Beratungsarbeit der „Initiative Elternaktion“ vor, die sich gezielt an Eltern richtet, die ihre Kinder vor übergriffigen und schamverletzenden Programmen der schulischen Sexualaufklärung schützen wollen. Die zweifache Mutter appellierte an die Eltern, aufmerksam die Inhalte, Workshops und Projekte an den Schulen ihrer Kinder zu verfolgen und nicht zu zögern, bei Fragen, Sorgen oder Schwierigkeiten die „Initiative Elternaktion“ zu kontaktieren.
Team.F – Neues Leben für Familien e. V.
Christel und Christian Steinbacher präsentierten „Team.F – Neues Leben für Familien e. V.“: Das christlich orientierte Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, Familien „ein starkes Fundament durch gute Beziehungen“ zu geben und organisiert daher jährlich etwa 250 Seminare zu den Themen Freundschaft, Jugend, Ehe, Elternschaft und Erziehung.
Berufung Mami
Den Schlusspunkt setzte die zweifache Mutter und Autorin Jenniffer Ehry-Gissel mit der Vorstellung ihres Blogs „Berufung Mami“. Da sie selbst nicht anwesend sein konnte, erzählte sie im Video den Teilnehmern, wie sie selbst die Entscheidung fällte, ihre Kinder daheim zu betreuen und nicht in die Fremdbetreuung zu geben. Sie zeigte beispielhaft einige positive Auswirkungen der Eigenbetreuung für Kinder auf, nannte auch mehrere Schwierigkeiten und Herausforderungen, ermutigte Eltern schließlich jedoch, diesen für ihre Familien so wertvollen Schritt zu gehen.
Das Symposium machte in diesem Gesamtüberblick sehr deutlich, wie wichtig einerseits der Kampf für eine freiheitliche und familienfreundliche Politik und andererseits das Engagement jedes Einzelnen für seine eigene Familie ist. Die große Begeisterung des Publikums in Böblingen war ein starkes Signal dafür, daß die Bewegung für Ehe und Familie sehr viel noch zu aktivierendes Potential hat. Packen wir es an!
Ein herzlicher Dank geht an den Kooperationspartner CitizenGO, den Medienpartner „Die Tagespost“ sowie an alle Helfer, Spender, Aussteller, Referenten und Beter, die gemeinsam diese erfolgreiche Veranstaltung möglich gemacht haben.
Erste Bilder vom Symposium finden Sie hier.