Foto: Lesekreis / Wikimedia Commons / Public Domain
Sibylle Berg hat bei der DEMO FÜR ALLE nur »Flachpfeifen« und »Fundamentalisten« ausgemacht. Trotzdem fordert sie zum Gespräch zwischen Befürwortern und Gegnern des baden-württembergischen Bildungsplans auf.
Dass die dritte DEMO FÜR ALLE in Stuttgart auch bei den Befürwortern des baden-württembergischen Bildungsplans für Nachdenken gesorgt hat, beweist der Kommentar von Spiegel-Kolumnistin Sibylle Berg. Was sie schreibt, strotzt zwar nur so vor beleidigenden Formulierungen, ist ein bisschen wirr und dazu noch vorurteilsbeladen und diffamierend. Aber die Autorin lässt zugleich erkennen, dass ihr Weltbild ein wenig ins Wanken gekommen ist.
Da ist von »Flachpfeifen« und »Flachköpfen, Rechtsradikalen und Fundamentalisten« die Rede und davon, dass »versteckt Homosexuelle« durch Teilnahme an der Demonstration »mal wieder ihren Selbsthass« zum Ausdruck bringen würden. Alles in allem also »lächerlich« und »Bullshit«. In jedem Fall hält Berg ihre Ausdrucksweise für gerechtfertigt, weil die Demonstranten, wie sie schreibt »recht eindeutig gegen Minderheiten und Andersliebende zu Felde zu ziehen scheinen.«
Bergs Argumentation ist ziemlich dürftig; es wird nicht verständlich, was genau sie kritisiert, und wenn, dann fehlen Belege oder kann ziemlich schnell als falsch erkannt werden. Bemerkenswert an dem Erguss ist vor allem ihre Aussage: »Wie immer wird es unerlässlich sein, miteinander zu reden.« Das klingt zwar banal, ist es aber nicht. Denn damit ist sie schon wesentlich weiter als zum Beispiel die baden-württembergische SPD, die den Kontakt mit dem Philologenverband einstellen will, weil deren Vorsitzender Saur sich kritisch über den Bildungsplan und andere Auswüchse zeitgenössischer Sexualpädagogik geäußert hat. Und weiter als Kultusminister Andreas Stoch (SPD), der gar nicht fassen kann, dass es Menschen gibt, die eine andere Meinung haben als er.
Man kann Bergs Einlassungen also ruhig vergessen, da sie keine neuen Erkenntnisse oder Anregungen enthalten. Zugutehalten kann man ihr, dass sie die Zahl der Teilnehmer mit 3.000 angegeben hat, was den glaubhaften Angaben der Veranstalter entspricht. Und die Forderung nach mehr Kommunikation zwischen den beiden Lagern ist immerhin bemerkenswert, weil sie ausgerechnet von einer der typischen Mitläuferinnen des Gender-Mainstreaming-Lagers kommt. Es scheint – trotz zur Schau getragener Unbeirrtheit in der Sache –, als dämmerte ihr etwas.