Kampf gegen Rufmord: Berliner Schaubühne betreibt Hass und Hetze gegen Andersdenkende

Gastkommentar von Gabriele Kuby

„Politisch korrekt“ – das klingt so harmlos. Aber wer es nicht ist, der wird mit Ausgrenzung, Mobbing und öffentlicher Hetze bestraft. Der Theatermann Falk Richter hat in unserer demokratischen Republik fünf Frauen ins Visier genommen und sie in seinem Stück FEAR an den Pranger der Schaubühne in Berlin gestellt.

Gabriele Kuby auf der DEMO FÜR ALLE am 11. Oktober 2015 in Stuttgart

Gabriele Kuby auf der DEMO FÜR ALLE am 11. Oktober 2015 in Stuttgart

Er findet, sie seien „Zombies“, die heutzutage aus den Gräbern kriechen, in die sie 1945 gefahren sind. Richter möchte sie gerne wieder unter die Erde bringen, am besten mit einem Schuss ins Gehirn. Einer von diesen Zombies bin ich. Auf der Bühne stehen große Fotos der fünf Frauen. Ihnen werden die Augen ausgestochen.

In der Nacht nach der Premiere, Ende Oktober 2015, wurde das Auto von Beatrix von Storch angezündet, die Außenwände ihres Büros beschmiert. Eine Woche später ging das Auto von Hedwig von Beverfoerde auf dem Firmengelände ihres Mannes in Flammen auf – beide Frauen ebenfalls „Zombies“, die Falk Richter mit seinem Hass- und Hetzstück vernichten möchte.

Terror der Wächter neuer Tugenden

Die Schaubühne hatte nichts Eiligeres zu tun, als jedem mit dem Kadi zu drohen, der es wagen sollte, Falk Richter der geistigen Brandstiftung zu bezichtigen.

Das sind Stürmer-Methoden, aber Hetze gegen „Rechts“ geht in Deutschland als politisch korrekt durch. Danach kräht keine Frau Kahane. Wie hat es angefangen mit dem Terror der Wächter neuer Tugenden, als da sind: Frauen, Ausländer und Nicht-Heterosexuelle müssen immer und unter allen Umständen für gut befunden werden?

Der Begriff „politische Korrektheit“ hat in zweieinhalb Jahrzehnten eine erstaunliche Karriere gemacht. Anfang der 1990 Jahre wurde er an den Universitäten von Texas und Berkley zu einer Waffe im politischen Kampf.

Die Studenten hatten die Nase voll von den geistigen Hinterlassenschaften „weißer toter Männer“. Nach „Ho-ho-Ho-chi-Minh“ brüllten sie jetzt im Chor „Hey hey, ho ho, Western culture’s got to go!“

Ungerechte Herrschaftsverhältnisse auf den Kopf stellen

Das hatte er nun davon, der gute alte Teddy Adorno, der, selbst noch hoch gebildet, im amerikanischen Exil die Kritische Theorie salonfähig gemacht hatte: Wissenschaft sollte nicht nach Wahrheit forschen, sondern die ungerechten Herrschaftsverhältnisse auf den Kopf stellen.

Lieber als mit Aristoteles oder Shakespeare wollten sich die Studenten mit den Nöten von Minderheiten befassen: Schwarzen, Latinos, Homosexuellen und Frauen – sie sind zwar nicht direkt eine Minderheit, aber schließlich wurden sie tausende Jahre so behandelt.

Damit sollte nun Schluss sein. Neue Fächer zogen in die ehrwürdigen Universitäten ein: Frauen studies, Schwulen und Lesben studies, afro-amerikanische studies und ein wenig später queer studies und gender studies – heute in Deutschland eine Pfründe für 200 ProfessorInnen.

Richard Bernstein berichtete bereits 1990 in einem hellsichtigen Artikel in der New York Times („Ideas & Trends; The Rising Hegemony of the Political Correct“), dass sich an den Universitäten eine neue Art „stalinistischer Orthodoxie“ breit mache.

Religion, Nation und Geschlecht dürfen kein Anker für Identität sein

Konservative fühlten sich wachsender Intoleranz ausgesetzt; sie sahen die Freiheit des wissenschaftlichen Diskurses schwinden und mussten befürchten, jeder Zeit neuer Gedankenverbrechen angeklagt zu werden: Sexismus, Rassismus und Homophobie.

Da für die junge Studentengeneration die bisherige Geistesgeschichte nichts weiter war als ein „weißes, phallokratisches, heterosexuelles Unterdrückungsinstrument“, war der historische Auftrag für die Guten im Lande klar: Dekonstruktion!

Judith Butler veröffentlichte 1990 ihr Buch „Gender Trouble – Subversion of Identity“ – ein Programm, das den Mächtigen und Reichen nur allzu gelegen kam und mit ihrer Hilfe weltweit in die Tat umgesetzt wurde.

Heute, wo weder Religion, noch Nation, noch Geschlecht ein Anker für Identität sein dürfen, ist der Mensch das, als was er sich gerade fühlt – und das hat die Umwelt gefälligst zu respektieren. Dafür führt der Präsident der Vereinigten Staaten den „bathroom-battle“, indem er die Schulen zwingt, Jungen, die sich gerade als Mädchen fühlen, das Mädchen Klo benutzen zu lassen.

Diktat der politischen Korrektheit

Studenten der Washington University haben damit kein Problem. In einem youtube-Video des Family Policy Institute fragt ein junger, männlicher Interviewer Studenten auf dem Campus: „Wer glaubst du, dass ich bin?“ Die Antwort: „Ich würde vermutlich denken, dass du ein Mann bist, aber wer weiß das schon!“

„Und wenn ich sagen würde, ich bin eine Frau?“ Antwort: „Good for you! Be who you are!“ Ob diese Studenten noch überzeugt werden können, dass zwei und zwei vier ist?

Fast könnte man meinen, unsere Kultur wäre unter dem Diktat der politischen Korrektheit zu einer großen Gehirnwäscherei geworden, aber das sehen nur Kulturpessimisten so. Ein Falk Richter freut sich über die grenzenlose Freiheit des autonomen Individuums und möchte alle ausmerzen, die diesen Jubel nicht teilen.

Er wirft anderen vor, was er selbst betreibt: Hetze und Hass gegen Andersdenkende. Es wird sich zeigen, ob deutsche Richter in den Prozessen gegen Falk Richter und die Schaubühne das demokratische Recht der freien Meinungsäußerung schützen werden.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf www.huffingtonpost.de.