Kritik an Pubertätsblockern kommt zu spät

Jetzt ist sie da, die Aufregung über die sogenannten Pubertätsblocker. Dabei wird das Medikament Kindern schon seit August 2020 auf dem sogenannten Regenbogenportal des Familienministeriums empfohlen, damals führten die Sozialdemokraten noch das Ressort. In leichter Sprache konnten die jungen Adressaten dort bis vor wenigen Tagen noch lesen: „Bin ich transgeschlechtlich? Woher weiß ich das? Nimm dir Zeit. Probiere es aus. Fühlst du dich als Mädchen wohler? Oder fühlst du dich als Junge wohler?“

Und weiter: „Wichtig ist: Es soll dir jetzt gut gehen. Wie du in zehn Jahren leben wirst, ist egal. Als Mann? Als Frau? Das mußt du im Moment noch nicht entscheiden.“ Wer so schreibt, will verunsichern. Mittlerweile ist die Seite überarbeitet.

Der Beitrag richtet sich an Heranwachsende im vorpubertären Alter. Im öffentlich-rechtlichen Kinderfernsehen haben sie schon einiges über Transgender und Geschlechtsumwandlungen erfahren. Vom Kinderkanal wurden sie zum Chat mit einem „Transmann“ eingeladen. Die Zahl der Minderjährigen, die in seelischen Krisen mit ihrem Körper hadern, die die geschlechtliche Reifung stoppen wollen und ihr biologisches Geschlecht sogar komplett ablehnen, ist in den vergangenen Jahren sprunghaft gestiegen.

Die „Probiere es aus“-Botschaft der Regierung steht also nicht im luftleeren Raum, sondern hat durchaus ein Publikum. Kinder sollen beim Ausprobieren keine halben Sachen machen: „Bist du noch sehr jung? Und bist du noch nicht in der Pubertät? Dann kannst du Pubertätsblocker nehmen“, lautet die Empfehlung des „Regenbogenportals“.

Leitlinien werden ignoriert

Die Ampel stellte Ende Juni das Selbstbestimmungsgesetz vor, das bereits Teenagern ab 14 Jahren die soziale Transition, also die Änderung des Geschlechtseintrags auf dem Standesamt, ermöglichen soll. Außerdem überarbeiten medizinische Gremien aktuell die ärztlichen Leitlinien zu den Altersgrenzen bei Transgender-Behandlungen, mit dem Ziel, sie zu senken oder ganz abzuschaffen. Doch schon längst werden bestehende Leitlinien ignoriert und Kinder mit Hormonen behandelt und Trans-Jugendliche operiert.

Einige Therapeuten und Mediziner folgen dabei obiger Regenbogen-Prämisse: „Es soll dir jetzt gut gehen.“ Die Psychiaterin Sybille Winter, die die Sprechstunde zur Geschlechtsidentität im Kindes- und Jugendalter in der Berliner Charité leitet, sagte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Wir prüfen nicht, wir stellen es nicht in Frage. Wir schauen nicht, ob es wirklich so ist.“

Die Hinführung psychisch labiler Kinder zur Geschlechtsumwandlung hat als Zwischenschritt die massive Verunsicherung über ihre Geschlechtsidentität. Mit Pubertätsblockern könne man die Pubertät stoppen und falls man später doch im Geschlecht, „das einem bei der Geburt zugewiesen wurde“, weiterleben möchte, müsse man die Blocker nur absetzen, heißt es im Jargon der Trans-Szene. Was „Trans-Aktivisten“ Kindern wie einen Lichtschalter anpreisen, ist in Wahrheit eine Chemie-Keule, die massive Nebenwirkungen hat.

Körper produziert keine Geschlechtshormone mehr

Obwohl die „propagandistische Haltung des Familienministeriums“ zu den umstrittenen Pubertätsblockern immer wieder angeprangert wurde, steht ihre laxe Vergabe an Kinder erst jetzt richtig in der Kritik. Aber besser spät als nie. Was also sind Pubertätsblocker? Das Medikament verhindert, daß im Gehirn die Hirnanhangsdrüse Botenstoffe ausschüttet. Ohne diese Botenstoffe hören die primären Geschlechtsorgane auf, die männlichen oder weiblichen Geschlechtshormone zu produzieren. Mediziner müssen bei der Vergabe den Zeitpunkt abpassen, wenn die Pubertät gerade begonnen hat. Die Kinder sind also etwa zwischen zehn und zwölf Jahre alt.

Die Blocker bestehen zum Beispiel aus dem synthetisch gewonnenen Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH). Häufig angewendete GnRH-Analoga sind Leuprorelin oder Triptorelin. Daß die primären Geschlechtsorgane keine Botenstoffe mehr empfangen und aufhören, Sexualhormone herzustellen, ist nur eine Wirkung dieser Medikamente.

Das Einsatzgebiet der GnRH-Analoga ist eigentlich die Krebstherapie bei Tumorbehandlungen an der Prostata oder bei Brustkrebs. Die Patienten sind in der Regel körperlich ausgereift und sie bekommen das Medikament nur für einen relativ kurzen Zeitraum verabreicht.

Pubertätsblocker zur Kastration von Straftätern

In den USA werden GnRH-Analoga auch bei der chemischen Kastration von Sexualstraftäter eingesetzt. Nur vereinzelt bekamen Kinder, bei denen die Pubertät sehr früh einsetzte, Pubertätsblocker verschrieben. So kamen Gender-Mediziner vor gut 25 Jahren in den Niederlanden auf die Idee, GnRH-Analoga auch an Heranwachsenden mit Geschlechtsdysphorie auszuprobieren.

Das war der Startschuß für ein Massenexperiment, dessen Initiatoren von Beginn an gegenüber den Patienten und ihren Eltern haltlose Behauptungen verbreitet haben. Mit dem Aufheben der Blockade gehe die Pubertät normal weiter, hieß es. Die Blocker seien harmlos. Die Kinder würden Zeit gewinnen, sich darüber klar zu werden, in welchem Geschlecht sie weiterleben möchten. Ein weit verbreiteter und gepflegter Irrglaube. So schrieb 2021 noch die Pharmazeutische Zeitung: „Der Effekt ist reversibel: Setzt man die Medikation ab, kommen die Kinder in die Pubertät.“

Dieser Beitrag erschien zuerst bei der Wochenzeitung „Junge Freiheit“.