Überall in der westlichen Welt haben Gender-Ärzte in den vergangenen Jahren pubertierenden Mädchen die ersehnte Geschlechtsumwandlung bewilligt. Angestachelt von der Trans-Community in den sozialen Medien stürmten die Teenager mit der Selbstdiagnose „Ich bin Transgender“ die Kliniken. Unberücksichtigt blieben meist ihre psychischen Vorerkrankungen.
Die Behandlungszahlen der jungen Trans-Patienten, vor allem die der biologischen Mädchen, sind regelrecht explodiert. Zugleich hat sich ein ideologisch getriebener Behandlungsansatz durchgesetzt: Die ursächlichen Identitätskrisen und psychischen Probleme der Mädchen sollen nicht hinterfragt werden. Stattdessen folgen viele Ärzte und Mitarbeiter den Vorgaben ihrer Klinik und bestätigen trans-affirmativ die neue Geschlechtsidentität der Kinder, also das Gefühl, im „falschen Körper“ zu leben. Wer Testosteron und eine Mastektomie will, bekommt sie auch.
Wenn also Heerscharen an jungen Mädchen mit offensichtlich seelischen Erkrankungen urplötzlich meinen, sie müssten ihren weiblichen Körper ein für allemal loswerden, dann bleibt es nicht aus, dass der ein oder andere Beteiligte gewisse Grundsatzfragen einfach nicht mehr verdrängen kann. Schließlich besteht nicht das gesamte Klinikpersonal aus hundertprozentigen Ideologen. Neben den verstümmelten Mädchen, die als junge Frauen ihre OPs bereuen und ihren Leidensweg öffentlich machen, sind es die kritische Ärzte und Klinikmitarbeiter, die das trans-affirmative System zum Einsturz bringen könnten.
Fließbandabfertigung der „Trans-Kinder„
So ist etwa das Ende der berüchtigten Gender-Klinik Tavistock in London nicht zuletzt ehemaligen Angestellten zu verdanken, die als Whistleblower die medizinischen Missstände an die Medien durchgestochen haben. Journalisten enthüllten den Gesundheitsskandal öffentlichkeitswirksam, so dass „Tavistock“ rückblickend wie eine Zäsur wirkt. Immer wieder wagen sich seitdem ehemals systemkonforme Klinikmitarbeiter an die Öffentlichkeit, die die gravierenden medizinischen Fehlentscheidungen nicht mehr mittragen wollen. Ihre Berichte haben Durchschlagskraft, denn sie waren die ersten Jahre oft selbst Befürworter des trans-affirmativen Ansatzes, wie zum Beispiel Jamie Reed, die als Fall-Managerin in einer der zahllosen Transgender-Kliniken in den USA arbeitete.
Sie sei eine „queere Frau“ und politisch dem linken Bernie Sanders zugeneigt, beginnt Reed ihre Abrechnung mit den medizinischen Auswüchsen der Gender-Ideologie. „I thought I was saving trans kids“, ist ihr Beitrag betitelt. Sie sei überzeugt davon gewesen, dass man den „Trans-Kindern“ viel Leid ersparen könne, wenn man die medizinischen Maßnahmen möglichst früh in die Wege leite. Ein Trugschluss wie Reed erfahren musste.
Reed beschreibt die Fließbandabfertigung der „Trans-Kinder“ ohne psychologisch-therapeutische Rückversicherung und teils ohne formale Behandlungsprotokolle. Und sie erinnert sich, wie ihre Bedenken durch verantwortliche Ärzte immer wieder beiseite gewischt wurden. Das Transgender-Zentrum am St. Louis-Kinderkrankenhaus der Universität Washington, an dem Reed seit 2018 arbeitete, war ein Jahr zuvor erst gegründet worden. Angesichts der gravierenden und unumkehrbaren Nebenwirkungen der medizinischen Maßnahmen hatte sie zunächst angenommen, die Klinik-Prämisse, so früh wie möglich mit der Therapie zu beginnen, sei ein wissenschaftlich abgesicherter Konsens.
Trans-affirmative Behandlung von Kindern ist skandalös
Viele ihrer Patientinnen stammten aus unsicheren Familienverhältnissen und hätten Drogenprobleme gehabt. Die überwältigende Mehrheit seien weiße Mädchen gewesen. Heimlich habe sie mit einem Kollegen die nicht mehr zu ignorierende Zahl der Patienten erfasst, die nach der Therapie und Operation unglücklich waren und wieder richtige Mädchen sein wollten.
Die verzweifelte Anklage eines 18-jährigen Mädchens “I want my breasts back” („Ich möchte meine Brüste wiederhaben“) steht nicht nur für Reeds persönliches Scheitern als Betreuerin der Kinder und Jugendlichen. Sie steht auch für die systematische Missachtung des hippokratischen Grundsatzes, keinen Schaden anzurichten. Ende vergangenen Jahres hatte es Reed nicht mehr ausgehalten und ihre Stelle an der Klinik gekündigt, doch das Leid, das unzähligen „Trans-Kindern“ im ganzen Land zugefügt wird, ließ ihr keine Ruhe.
Obwohl Reeds Familie ihr riet, sich nicht öffentlich zu diesem aktuell am stärksten umstrittenen aller identitätspolitischen Themen zu äußern, entschied sie sich zu ihrer Abrechnung. Die trans-affirmative Behandlung von Kindern ist so offensichtlich skandalös, dass sie auch in den gender-ideologischen Hochburgen der USA keine Zukunft hat. Insider wie Reed können dafür sorgen, dass ihr Ende eher früher als später kommt.