Die Anti-Kinder-Propaganda des WDR hat für massenhaft Programmbeschwerden gesorgt. Doch der Sender reagiert mit immer ähnlichen Standardantworten, die genauso skandalös sind wie der Beitrag, um den den es geht.
Der Original-Beitrag auf der Instagram-Seite von „Quarks“, dem Wissenschaftsmagazin des WDR, behauptet: Elternschaft belaste die psychische und physische Gesundheit von Eltern, besonders von Müttern. Kinder seien ein Geld- und Glücks-Killer, lautet der polemische Tenor der wissenschaftlich angehauchten Thesen. Der Gipfel des Zynismus: „Kinder machen vor allem dann glücklich, wenn sie nicht mehr mit den Eltern in einem Haushalt wohnen.“
Zahlreiche Bürger sind dem Aufruf von DemoFürAlle gefolgt und haben beim Westdeutschen Rundfunk eine Programmbeschwerde eingereicht. Mit einem Newsletter (Betreff: Weniger Geld, weniger Schlaf, weniger Glück: WDR ätzt gegen Elternschaft) hatten wir uns Anfang August an unsere Unterstützer gewandt, mit der Bitte, auf offiziellem Wege bei den Verantwortlichen Kritik zu äußern.
Aus gutem Grund: Das individuelle Glück, das ein Baby seinen Eltern, seiner ganzen Familie schenkt, ist zwar kaum objektiv messbar. Doch es wäre das Mindeste für ein Wissenschaftsmagazin gewesen, den Belastungen und Herausforderungen junger Eltern auch die positiven Aspekte von Elternschaft gegenüberzustellen. Denn hierzu gibt es ebenfalls viele Studien, wie wir im Newsletter betonten. So steigt beispielsweise die Lebenserwartung von Eltern und ebenso ihre Gehirnleistung. Eltern leben häufig gesünder und haben ein höheres subjektives Glücksempfinden. Ganz zu schweigen von dem Beitrag, den Eltern für das Funktionieren und den Erhalt der Gesellschaft leisten.
Von Ausgewogenheit keine Spur
Genug Studien positiven Inhalts also, die im Sinne wissenschaftlicher Ausgewogenheit dem WDR frei Haus nachgereicht wurden. Doch der beließ seinen extrem einseitigen Beitrag so wie er ist, und sendete stets ähnliche Antworten zurück:
„Unsere Beiträge entstehen nicht zufällig oder aus einer bestimmten persönlichen Haltung heraus“, antwortete der WDR. „Grundlage für unsere Arbeit sind immer wissenschaftsjournalistische Kriterien.“ Man orientiere sich an wissenschaftlichen Arbeiten, achte auf deren Qualität und: „Wir achten bewusst auf Ausgewogenheit, ohne Ergebnisse zu beschönigen oder zu dramatisieren.“
Doch im „Quarks“-Beitrag finden Eltern keinen einzigen positiven Punkt zu einem Leben mit Kind. Von Ausgewogenheit keine Spur. Stattdessen ein abschreckendes Bild von Eltern mit Augenringen, dazu den tendenziösen Titel „Das machen Kinder mit deinem Schlaf“ und sarkastische Fragen: „Aber dafür machen Kinder ja so glücklich, dass man die Strapazen gerne auf sich nimmt. Oder?“
Es folgte die Erklärung, warum man ausschließlich die Contra-Seite mit passenden Studien befüllen wollte:
In diesem Fall haben wir wissenschaftliche Studien herangezogen, die empirisch untersuchen, wie sich Elternschaft auf psychische Gesundheit, Zufriedenheit und finanzielle Aspekte auswirken kann – auch über längere Zeiträume hinweg. Uns war dabei wichtig, diese Perspektiven zu zeigen, weil sie im gesellschaftlichen Diskurs oft zu wenig Beachtung finden.
Die Geburtenrate lotet immer wieder neue Tiefststände aus. „Regretting Motherhood“ war ein Bestseller, der vom Öffentlich Rechtlichen Rundfunk (ÖRR) in unzähligen Beiträgen wohlwollend begleitet und zum Trendthema stilisiert wurde. Und viele Redakteure würden Mütter am liebsten gendergerecht als “entbindende Person“ bezeichnen, Mütterlichkeit also auf die schmerzhafte Entbindung reduzieren. Wenn also etwas im gesellschaftlichen Diskurs Beachtung findet – befeuert durch den ÖRR – dann eine äußert negative Perspektive auf das Eltern Sein, vor allem auf Mutterschaft.
Belastungen von Eltern einseitig ausgeleuchtet
Angesichts der Vielzahl der Programmbeschwerden versuchte der Verfasser beim WDR noch die Kurve zu kriegen, doch das ging schief:
Gleichzeitig möchten wir betonen: Natürlich heißt das nicht, dass Elternschaft insgesamt negativ ist – im Gegenteil. Die Autorin und die Redakteurin des Beitrags haben beide selbst Kinder. Sie wissen aus persönlicher Erfahrung, wie viel Freude, Liebe und Sinn Familienleben geben kann – gleichzeitig kennen sie aber eben auch die Belastungen, die wissenschaftlich gut dokumentiert sind. Uns ging es darum, genau dieses Spannungsfeld sichtbar zu machen: Dass Glück im Privaten und strukturelle Herausforderungen gleichzeitig existieren können.
„Freude, Liebe und Sinn“ im Familienleben – das sind Erfahrungen, die die allermeisten Eltern machen dürfen. Nur steht davon nichts bei „Quarks“, bis heute nicht. Das Geätzte gegen Kinder und das madig Machen des ganz normalen Familienlebens ist Programm beim ÖRR. Nein, der Autorin ging es nicht darum, „dieses Spannungsfeld“, in dem sich jeder Vater und jede Mutter befindet, sichtbar zu machen. Dazu hätte wenigsten ein ehrlich gemeinter Satz über „Freude, Liebe und Sinn“ als Gegenpol gehört. Das Ziel war, die typischen Belastungen von Eltern einseitig auszuleuchten und zu einem Horrorszenario zu verzerren.
Programmbeschwerden nehmen zu
Und was sagt der WDR dazu? Der will seinen Kinder-rauben-euren-Schlaf-Beitrag im Nachhinein als gut gemeintes Gesprächsangebot verstanden wissen:
Wir wollen hier weder pro- noch contra-Elternschaft argumentieren, sondern lediglich auf Unterschiede zwischen Eltern und kinderlosen Gleichaltrigen bzw. Müttern und Vätern hinweisen. Lassen Sie uns darüber reden, wie diese Unterschiede zustande kommen und wie die Gesellschaft damit umgehen kann. Es geht nicht darum, schlechte Laune zu verbreiten, sondern zu zeigen, wie die Realität ist. Lassen Sie uns darüber debattieren, was die Gesellschaft tun kann, damit Eltern glücklicher werden.
Es gäbe unzählige finanzielle und ideelle Stellschrauben, die den übermüdeten Eltern ein paar Freudentränen über die Augenringe kullern lassen würden. Mal ein Artikel, in dem auch ein bisschen „pro-Elternschaft“ vorkommt, wäre ein Anfang. Der Programmbeschwerden-Redakteur hat offensichtlich verstanden, worum es geht. Vielleicht kann er der Autorin und Redakteurin demnächst etwas zur Hand gehen? – Unwahrscheinlich.
Doch das Gesprächsangebot darf man durchaus wörtlich nehmen. Wer nämlich solche Antworten auf eine Programmbeschwerde als Hohn empfindet, sollte nicht davor zurückschrecken, berechtigte Kritik auch weiterhin zu äußern. Denn Programmbeschwerden nehmen zu und sind ein öffentlich wahrgenommener Indikator dafür, wie sehr der ÖRR an der Lebensrealität der Gebührenzahler vorbei sendet.