Weniger Kinder – na und?!

Die Zahl der Geburten im Jahr 2023 ist massiv eingebrochen. Bei den Abtreibungen liegen Rekordzahlen vor und die häufigsten Vornamen der Neugeborenen in Ballungszentren sind arabisch – die deutsche Bevölkerung stirbt aus. „Nicht besorgniserregend“, findet das ein Kolumnist und Experte für Sozialrecht in der Frankfurter Rundschau. In dem Artikel „Warum weniger Kinder gut für die Rente sind“ konstruiert er positive Effekte für die Volkswirtschaft und die zukünftigen Rentner. 

Wenn ein größerer Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter keine Kinder hat, bleibe mehr Zeit für bezahlte Erwerbsarbeit, lautet seine zentrale These. „Es fließt mehr Geld in die Rentenkasse“, stellt der Kolumnist fest, und er hat Recht. Und auch diese Beobachtung stimmt: „Sinken die Geburtenzahlen, gehen außerdem die Ausgaben für Kinder zurück.“ Ja, es sind Milliardenbeträge, „die sich in den nächsten Jahren wegen der sinkenden Kinderzahlen absehbar einsparen lassen“, und die „in die Rentenversicherung umverteilt“ werden können.

Was nützen die einst beim Kindergeld eingesparten Milliarden?

Und dann? Am entscheidenden Punkt hat der Experte aufgehört zu denken. Geld lässt sich verschieben und umverteilen oder sogar erfinden. Aber wenn wir Volkswirtschaften betrachten, sind nicht Geldströme relevant sondern Leistungsströme. Die nicht gerade kinderfreundliche Deutschland-schrumpft-sich-vermögend-Utopie steuert auf einen Rentnerstaat zu, der auf einem dicken Geldsack sitzt. Doch im wohlverdienten Ruhestand könnte es dann spannend werden, wenn nämlich eine überalterte Restbevölkerung für ihr Geld Dienstleistungen einkaufen will.

Erhielte jeder Rentner 1000 Euro mehr, nützte es ihm nichts, wenn auf der Angebotsseite der Mangel nicht behoben würde. Lediglich die Dienstleistungen der wenigen jungen Menschen, die noch geboren wurden, würden deutlich teurer werden. Zugleich offenbart diese Gleichung eine bösartige Ungerechtigkeit: Ausgerechnet diejenigen Frauen und Männer, die als Mütter und Väter dafür Sorge getragen haben, dass ihre Generation im Alter Leistungsträger vorfindet, die sie mit ihrer Rente bezahlen können, haben wegen ihrer geleisteten Care-Arbeit in der Kindererziehung deutlich weniger Rentenansprüche über Erwerbsarbeit angesammelt.

Die Sehnsucht nach Familie ist stärker

Doch abgesehen von dieser hanebüchnen Milchmädchenrechnung übersieht der Autor einen wesentlichen Faktor, aus dem der Wunsch nach Nachwuchs mithin die Gründung einer Familie erwächst. Die wenigsten Familienväter und -mütter ermittelten nämlich vorab ihre künftigen Rentenpunkte. Der aktuellen INSA-Familienstudie zufolge hält eine überwältigende Mehrheit der Menschen Familie schlicht für einen entscheidenen Glücksfaktor und in Krisenzeiten für den wichtigsten Anker.

Seit Jahrzehnten führen linke Kräfte im vorpolitischen Raum ebenso wie auf politischer Ebene systematisch Krieg gegen die Familie. Familiengründung, Kinderreichtum, Kindererziehung daheim werden als Karrierekiller, Rückschritt, gar als Versklavung der Frauen verteufelt – mit allen Mitteln, aber immerhin nicht mit durchschlagendem Erfolg. Denn das Wissen um das Gute, Wahre und Schöne der Familie und die Sehnsucht danach sind viel stärker. Sie sind dem Menschen eingeschrieben, gehören zu seiner seelischen DNA. Daran kann auch ein Experte für Sozialrecht wenig ändern.