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Mehrere Medien berichteten über einen Anstieg von häuslicher Gewalt und Misshandlung durch die Ausgangssperren in der Corona-Krise. Ein entscheidendes Detail wird dabei häufig vergessen: Den besten Schutz für Frauen und Kinder bieten intakte Ehen und Familien.
Mehr häusliche Gewalt durch Corona? In den vergangenen Monaten äußerten sich viele Journalisten, Politiker, Ärzte etc. besorgt über einen möglichen weltweiten Anstieg häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder aufgrund des Corona-Lockdowns. Die bisher vorhandenen Zahlen schwanken jedoch teils erheblich:
Mehr oder weniger Gewalt durch Corona?
In der „New York Times“ wurde beispielsweise berichtet, dass in Ländern mit besonders strengen Maßnahmen wie China, Italien und Spanien deutlich mehr Anrufe bei Notfalltelefonen eingegangen seien. Auch in Frankreich habe die Polizei eine Zunahme häuslicher Gewalt um 30 Prozent verzeichnet. In Nordrhein-Westfalen dagegen zählte die Polizei laut dem WDR „gerade in der Corona-Krise weniger Fälle von häuslicher Gewalt gegen Kinder, Frauen und Männer als zuvor. Von März bis Mitte April sank die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Viertel auf 3.229 Polizeimeldungen.“ Ähnliches berichtete eine italienische Hilfsorganisation dem „Spiegel“ Mitte April: Die Anrufe von Frauen in Not seien bei ihnen um 80 Prozent zurückgegangen und auch bei der Polizei habe es weniger Anzeigen häuslicher Gewalt als vor dem Lockdown gegeben.
Ob die Zahl häuslicher Gewalt tatsächlich gesunken ist oder ob es den Opfern nur nicht möglich war, über Telefon oder Internet Hilfe zu suchen oder – wie von einigen vermutet – durch den fehlenden Kontakt zu Außenstehenden Misshandlungen unentdeckt geblieben sind, wird sich erst im Laufe von Untersuchungen der kommenden Monate herausstellen. Zumindest bleibt zu hoffen, dass mögliche Verbrechen überhaupt aufgedeckt werden können und die Täter nicht ungestraft davonkommen.
Weniger Gewalt zwischen Ehepartnern
Polizeiliche Ermittlungen setzen in der Regel jedoch erst ein, wenn die mutmaßlichen Verbrechen bereits begangen wurden. Mindestens ebenso wichtig ist daher die Frage nach effektiver Prävention von häuslicher Gewalt und Missbrauch. Hierzu schweigen die genannten Medienberichte leider. Bisherige Studien zeichnen jedoch ein eindeutiges Bild: Der sicherste Ort für Frauen und Kinder ist eine intakte Familie.
Eine Untersuchung der „Heritage Foundation“ von 2004 ergab, dass in den USA verheiratete Mütter etwa halb so oft unter häuslicher Gewalt leiden würden wie alleinerziehende Mütter. Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen chinesische Forscher in einer Studie von 2016: Unverheiratete Frauen, die mit einem Mann zusammen wohnen, würden doppelt so oft durch diesen Gewalt erleben wie verheiratete Frauen. Zudem seien ihre Verletzungen weitaus schwerwiegender.
Der US-amerikanische Soziologe und Familienforscher William Bradford Wilcox fasste in einem Beitrag für „The Washington Post“ von 2014 mehrere Studien zu dieser Thematik zusammen und schlussfolgerte: „Verheiratete Frauen werden am seltensten einem Intimpartner zum Opfer fallen” und werden “seltener vergewaltigt, angegriffen oder ausgeraubt wie unverheiratete Frauen.“
Kinder sind bei ihren Eltern am sichersten
Ebenso seien Kinder am sichersten, wenn sie mit ihren verheirateten, leiblichen Eltern unter einem Dach lebten. Dagegen würden „Mädchen und Jungen (…) mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit missbraucht, wenn sie in einem Haushalt mit einem nicht verwandten Erwachsenen leben, normalerweise mit dem Freund ihrer Mutter.“
Wilcox berief sich dabei auf eine Studie im Auftrag des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums von 2010. Die Studie ergab u.a., dass von 1000 Kindern, die mit ihren beiden verheirateten, leiblichen Eltern zusammenleben, nur 0,7 Kinder sexuell missbraucht wurden. Dem gegenüber stehen 12,1 Missbrauchsopfer auf 1.000 Kinder, die mit einem alleinerziehenden Elternteil zusammenleben, welcher einen unverheirateten Partner hat. Die Autoren kamen zu folgenden Schluss: „Im Vergleich zu Kindern, die mit ihren verheirateten, leiblichen Eltern leben, hatten diejenigen, deren alleinerziehender Elternteil einen Lebensgefährten hatte, eine acht Mal so hohe Rate an Misshandlung insgesamt, eine zehn Mal so hohe Rate an Missbrauch und eine fast acht Mal so hohe Rate an Vernachlässigung.”
Wir brauchen stabile Ehen und Familien
Das polnische rechtswissenschaftliche Institut „Ordo Iuris“ hält in einer Zusammenfassung mehrerer internationaler Studien aus verschiedenen Jahren ebenfalls fest: „Es gibt keinen Zweifel, dass die Familie, die auf der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau begründet ist, das beste Umfeld ist, um menschliche Entwicklung zu fördern und Frauen und Kinder gleichermaßen zu schützen.“
Angesichts dieser deutlichen Faktenlage kritisiert die US-amerikanische Publizistin Nicole M. King die einseitige Berichterstattung vieler Medien: „Aber die Medien erweisen uns einen schlechten Dienst, wenn sie herzzerreißende Geschichten von Missbrauchsfällen erzählen, die sich nur auf verheiratete Frauen konzentrieren oder wenn sie andeuten, dass Kinder nur dann sicher sein können, wenn sie mehrmals wöchentlich eine Vielzahl von Experten besuchen. Die Statistiken erzählen eine ganz andere Geschichte: Die Familie mit zwei verheirateten, leiblichen Eltern ist für Frauen und Kinder am sichersten.“
Um daher häuslicher Gewalt effektiv und langfristig vorzubeugen, braucht es intakte und stabile Ehen und Familien. Die Aufgabe der Politik besteht darin, dafür die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Einen Anfang macht das Bündnis „Familie geht vor!“ mit fünf konkreten und grundlegenden Forderungen.