Die haarsträubenden Übungen aus dem Standardmethodenwerk „Sexualpädagogik der Vielfalt“ – Stichwort „Puff für Alle“ und intergalaktischer Sex – haben Viele sicher noch im Gedächtnis. Eine neue Handreichung des Landes Mecklenburg-Vorpommern lässt die Erinnerungen an das Buch von Tuider, Timmermanns und Co. wieder aufleben, denn auch die „Empfehlungen für Lehrkräfte zur sexuellen Bildung und Erziehung“ enthalten schamverletzende und übergriffige Aufgaben.
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Mehr „Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“ sowie eine selbstbestimmtere Gestaltung des Sexuallebens ihrer Schüler verspricht sich Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) von der Handreichung, die eine Fülle fächerübergreifender Klassenspiele und Übungen zur Sexualität für Schüler von 10 bis 18 Jahren bereit hält. Ganz so viel Fülle wollte man den Eltern bei ihrem Mitspracherecht allerdings nicht einräumen. Den „Empfehlungen“ nach reiche ein knapper Elternbrief mit spärlichen Beschreibungen wie „Rollenspiele“, „Übungen“, „Gruppenarbeit“ vollkommen aus, um das Informationsrecht der Eltern zu gewährleisten. Sicher wären die meisten Väter und Mütter mit vielen Rollenspielen und Übungen in den „Empfehlungen“ nicht unbedingt einverstanden, wenn sie diese nur einmal genauer unter die Lupe nehmen könnten.
Wie stehen 10jährige zum Thema „offene Beziehung“?
Wie viele Eltern würden es beispielsweise für angebracht halten, wenn der Klassenlehrer nach bestandenem „Kondomführerschein“ eben solche an seine 13jährigen Schüler verteilte? Das Strafgesetzbuch stellt in § 176 die Ermunterung eines Kindes unter 14 Jahren zu sexuellen Handlungen jedenfalls unter Strafe! Im Auflockerungsspiel für 10jährige sollen die Schüler verschiedene Fragen mit Ja oder Nein beantworten. Nicht allen Kindern dürfte die Antwort auf Fragen wie „Wer hat schon eine Frau geküsst?“, „Wer fühlt sich für die Verhütung beim Sex verantwortlich?“, „Wer kennt schwule Männer oder lesbische Frauen?“, „Wer hält Treue in einer Partnerschaft für wichtig?“ leicht fallen. Auch Lehrer könnten, so die Handreichung, am Spiel teilnehmen und ihre eigene Haltung zu offenen Beziehungen oder Verhütung bekunden.
In einer anderen Übung sollen die Schüler bestimmte vorgegebene Begriffen mit Emotionen verbinden und als Theaterstück aufführen. Emfpohlen wird z.B. das Thema „Scheidung der Eltern“ zusammen mit „strahlend“ und „zärtlich“. Einen Wertekanon, eine Idee für ein gelingendes Famlienleben sucht man bei solchen und anderen Übungen vergebens. Wenn an anderer Stelle Werte überhaupt vorkommen, erfahren die Kinder diese nur in einem negativen Kontext: „Was bedeutet für euch Offenheit: ‚alles sagen zu dürfen‘ oder ‚eine offene Beziehung zu leben‘?“ Geht es nach dem Mecklenburg-Vorpommerschen Bildungsministeriums sollten sich die Fünftklässler von heute mit genau solchen Fragen befassen.
Explizite Abbildungen und Fäkalsprache
Auch mit expliziten Abbildungen der Geschlechtsteile und des Geschlechtsakts spart die offizielle Broschüre nicht: Da finden sich eine Nahabbildung eines Penisses und die Zeichnung einer Frau mit gespreizten Beinen und geöffneter Vagina. Zu jeder Abbildung sollen sich die Schüler alle möglichen Begriffe einfallen lassen und diese in der Klasse offen diskutieren. Das Buch gibt als Anregung für unerfahrende Kinder ein paar Beispiele vor: Einspritzmaschine, Fotze, Ständer, Schwanz, ficken, schwarzes Loch, Kotkiste… soweit die Gedanken- und Sprachwelt pädagogisch versierter Erwachsener.
Natürlich fehlt auch in diesem Lehrwerk nicht die realitätsnahe Darstellung der typischen deutschen Familie: „schwules Paar mit Kind; Liebespaar – 72 und 76 Jahre alt; alleinerziehende Mutter – 32 Jahre mit Kind; Ehepaar, Mann im Rollstuhl, er 24 Jahre und sie 28 Jahre; alleinerziehender Vater mit Migrationshintergrund und 3 Kindern; intersexuelle Person mit Hund…“ Alle da und keine Variante vergessen? War da nicht mal was mit Vater, Mutter und Kindern? Ach egal, viel erkenntnisorientierter ist doch, dass die 16jährigen Schüler mit ihrem Lehrer darüber diskutieren, in welchem dieser Haushalte welche der folgenden Gegenstände, eine „sexuelle Verwendung“ finden könnten: Kerze, Verhütungsmittel, Sextoys, Viagra, Handschellen, Peitsche?! Wie bitte?
Das bewusste Einreißen von natürlichen Schamgrenzen
Was macht das mit Kindern und Jugendlichen, wenn sie derlei Übungen, Methoden und Inhalten ausgesetzt sind? Die Schamgrenzen der Kinder werden damit bewusst eingerissen. So früh und so explizit wie möglich werden sie an das Thema Sexualität ohne den störenden Rest kindlicher Hemmung herangeführt. Moral und Ethik haben im Buch keinen Platz, da „Werte und Normen (…) sehr individuell sein können“. Begriffe wie Anstand, Enthaltsamkeit, richtig und falsch oder Erfüllung fehlen gänzlich, während Begriffe wie „schön“ und „Glück“ nur auf Äußerlichkeiten, auf den Körper bezogen werden, nie auf den Charakter oder auf zwischenmenschliche Beziehungen. Nur der maximale Lustgewinn, die „Selbstbestimmung“ zählen. Alles Traditionelle, sowohl in der Familie als auch im Geschlechterverständnis, wird durch eine omnipräsente Akzeptanz aller Konstellationen und Praktiken, inklusive Promiskuität und Perversion, ersetzt.
Angesichts derart detaillierter sexueller Bildung wollen die Verfasser der Handreichung die Schüler dann aber doch auch nicht komplett überfordern und empfehlen: „Manchmal kann es hilfreich und entlastend für die Schüler*innen sein, zu erwähnen, dass es beim Aufschreiben keine Tabus gibt und auf die Rechtschreibung nicht geachtet werden muss.“ So bleibt bei all der Dramatik der derzeitigen Entwicklung augenzwinkernd die schwache Hoffnung, dass die so sexualisierten Kinder bei ihrer Internetsuche nach noch mehr sexueller Bildung derart unverständlich schreiben, dass ihre Suche trefferlos versandet.