Wie wichtig ist den Europäern die Familie?

Am 30.05.2023 fand in Düsseldorf eine Veranstaltung der Stiftung für Familienwerte gemeinsam mit der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft statt. Bei dem Thema des Abends, „Wie wichtig ist den Europäern die Familie?“, sollten neben Deutschland drei weitere europäische Staaten betrachtet und deren aktuelle Familienpolitik genauer unter die Lupe genommen werden.

Der linksextremen und feministischen Szene war der Umstand, dass zu diesem Thema die stellvertretende Staatssekretärin aus dem ungarischen Familienministerium sprechen sollte, bereits Grund genug, um wenige hundert Meter vor dem Veranstaltungsort eine Protestkundgebung abzuhalten. Dank der zahlreich vertretenen Polizei konnten dennoch alle Gäste der abendlichen Veranstaltung sicher und ohne Zwischenfälle den Vortragsraum erreichen.

Die Geschäftsführerin der Stiftung und ehemalige Bundestagsabgeordnete Frau Sylvia Pantel begrüßte die ca. 70 Gäste mit einigen einleitenden Worten. Bereits nach wenigen Sätzen sprangen die ersten beiden Störer aus dem links-feministischen Spektrum, die sich unter die Zuhörer gemischt hatten, auf und versuchten die Rednerin mit Störrufen zu behindern. Dies sollte nicht zum letzten Mal an diesem Abend vorkommen, allerdings ließen sich die Unruhestifter jeweils ohne größere Gegenwehr aus dem Gebäude eskortieren.

Neue Entwicklungen in Italien

Als erste Referentin begann Frau Andrea Heck, Mitglied im Stiftungsvorstand und Landesvorsitzende des Elternvereins NRW, mit einem kurzen Vortrag zur Familienpolitik in Italien. Sie zeigte darin auf, dass in den vergangenen Jahrzehnten die Familie von den italienischen Staatsregierungen kaum Beachtung gefunden hat. Eine geringe finanzielle Unterstützung erhalten Familien in Italien bislang erst ab dem dritten Kind, in Form von ca. 125 € pro Monat. Dies ist nach Ansicht der Rednerin mit ein Grund dafür, dass Italien heute mit ca. 1,25 Kindern pro Frau eine der niedrigsten Geburtenraten der Welt hat. Erst die derzeitige Regierung unter Staatspräsidentin Melonie hat dies als Problem erkannt und angekündigt, eine Elternzeit bzw. Mutter- und Vaterschaftsurlaub einzuführen.

Ungarn als Vorbild?

Es folgte eine kurze Einführung zur ungarischen Familienpolitik durch Herrn Bence Bauer, dem Vorsitzenden der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft. Dieser stellte die nachfolgende Referentin, Frau Zsófia Nagy-Vargha, stellvertretende Staatssekretärin für Jugend im ungarischen Kultusministerium, vor. Ausgangspunkt für die ungarische Familienpolitik ist nach Aussage von Frau Nagy-Vargha, dass die Familie auf der Ehe beruht. Im Anschluss erläuterte sie eindrucksvoll, wie die ungarische Politik in den letzten Jahren einen großen Schwerpunkt auf die Familie gelegt hat, indem umfangreiche finanzielle Anreize und Unterstützungen geschaffen wurden, unter anderem in Form von Steuervergünstigungen und zinslosen Darlehen. Auf dem Papier zeigen diese Bemühungen bereits eine Wirkung, da die bis dato rapide sinkende Fertilität in den vergangenen 15 Jahren wieder deutlich angestiegen ist.

Hohe Abtreibungszahlen in Frankreich

Zur französischen Familienpolitik sprach anschließend Frau Cornelia Kaminski, Vorsitzende der Aktion Lebensrecht für Alle e.V. Dort ist, im Gegensatz zu Ungarn, ein dramatischer Rückgang der Geburtenzahlen zu beobachten. Dieser ohnehin schon anhaltende Trend wurde durch die weitere Kürzung des Kindergeldes vor einigen Jahren noch verstärkt, was gleichzeitig auch zu einer deutlichen Erhöhung der Abtreibungszahlen geführt hat. Eine weitere „Spezialität“ ist, dass in Frankreich eine besonders hohe Fremdbetreuungsquote bereits bei Kleinkindern besteht. Deren dramatische Auswirkungen insbesondere für die frühkindliche kognitive und psychische Entwicklung werden dabei trotz ausreichend vorliegender Studienergebnisse von der Politik ignoriert.

Und Deutschland?

Zum Abschluss sprach der Präsident der Stiftung für Familienwerte, Herr Karl-Heinz van Lier, über die vergangene und derzeitige Familienpolitik in Deutschland. Er stellte dabei heraus, dass die Politik sich zwar über die anhaltende Absenkung der Geburtenraten im Klaren sei, dieser jedoch gar nicht durch Anreize und eine Förderung von Familien entgegengesteuert werden soll. Einerseits besteht die politische Lösung des demographischen Wandels in einer verstärkten Masseneinwanderung. Andererseits haben bereits mehrere Politiker, wie beispielsweise der ehemalige Bundespräsident Host Köhler, durchklingen lassen, dass ein Verringerung der deutschen Bevölkerung eher als Lösung gegen das angeblich bestehende Problem der weltweiten Überbevölkerung ansehen. Neuerdings blasen weitere Ideologen mit ihrer Forderung, auf Kinder zu verzichten um das Klima zu schützen, in das gleiche gefährliche und menschenverachtende Horn.

Welche positiven und bereits kurzfristig sichtbaren Folgen ein Wandel in der Familienpolitik auf die Bevölkerung eines Lande haben kann, wurde durch den Beitrag zu Ungarn deutlich. Im Gegensatz zu den meisten anderen Staaten der Europäischen Union wird hier der Familie ein vollkommen anderen Stellenwert eingeräumt und die Bedeutung starker und kinderreicher Familien für den Zusammenhalt und die Zukunft einer Gesellschaft erkannt. Wohin dieser Weg führen wird, muss angesichts der diametral entgegenstehenden Politik insbesondere in Deutschland und Frankreich in den kommenden Jahren noch deutlich sichtbarer werden.

Foto: Stiftung für Familienwerte