Transgender-Medizin für Kinder wird in den USA zum Politikum

In den USA hat sich eine Gruppe von 21 internationalen Endokrinologen gegen medizinische Geschlechtsanpassungen bei minderjährigen Patienten mit Geschlechtsdysphorie ausgesprochen. Die Forscher und Ärzte hatten Ende Juli im Wall Street Journal einen offenen Brief unterzeichnet, der der Transgender-Medizin attestierte, von politischen Motiven getrieben zu sein. Es gäbe hingegen kaum Hinweise darauf, dass die medizinischen Maßnahmen einen Nutzen für die Betroffenen hätten.

So sei etwa unter Einbezug des aktuellen medizinischen Erkenntnisstands eine Verbesserung der psychischen Gesundheit infolge von Hormontherapien bei Minderjährigen ein kaum zu erreichendes Therapieziel, betonen die Mediziner. Unter ihnen sind Experten aus Finnland, Großbritannien, Schweden, Norwegen, Belgien, Frankreich, der Schweiz, Süd Afrika und den USA. Ihr Schreiben ist eine Antwort auf den öffentlichen Brief des Präsidenten der endokrinologischen Gesellschaft in den USA, Stephen Hammes, der dysphorischen Kindern seine vollumfängliche Unterstützung für eine hormonelle Geschlechtsangleichung mit Pubertätsblockern und gegengeschlechtlichen Hormonen zugesichert hatte.

Kulturkampf um Geschlechterfrage erreicht medizinische Fachkreise

Hammes kritisierte insbesondere Organisationen wie Do No Harm (zu deutsch: „Nicht Schaden“, in Anlehnung an den hippokratischen Grundsatz „Primum non nocere“), die sich gegen transgender-medizinische Maßnahmen bei Minderjährigen aussprechen. Ihnen warf Hammes vor, ihrerseits politische Ziele zu verfolgen und den wissenschaftlichen Erkenntnisstand der Transgender-Medizin nicht zu berücksichtigen.

Im Kulturkampf um die Geschlechterfrage prallen hier zwei Seiten aufeinander, die sich gegenseitig vorwerfen, ideologische Absichten zu hegen. Genauer gesagt, sind es nicht zwei Seiten, sondern es sind, wie es typisch ist für sämtliche Gender-Debatten, ein Unten und ein Oben. Unten stehen die Ärzte und Forscher, die aus erster Hand mitbekommen, wie es ihren jungen, meist weiblichen Patienten nach dem jahrelangen Einsatz von Pubertätsblockern und Testosteron geht.

Es ist nachvollziehbar, dass die körperlichen und seelischen Leidensgeschichten tausender Mädchen infolge der experimentellen Therapie, die noch dazu kaum einen positiven Effekt auf die Geschlechtsdysphorie zeigt, für Tumult und Aufbegehren an der medizinischen Basis sorgt. Doch welche Motivation hat ein Präsident von oben herab das Gegenteil zu behaupten? Welche Motivation hat Hammen, weit weg von den Patientenbetten, in denen die Mädchen nach ihrer Brustamputation liegen, die Ziele der Trans-Lobby in seinem Fachgebiet durchzusetzen? Möglicherweise geben die exorbitanten Kosten, die für die lebenslange endokrinologische Behandlung pro Transgender-Patient anfallen, einen Hinweis.

Transgender-Behandlung von Minderjährigen wird Wahlkampfthema

Das Ärzte-Team an der Basis kann jedoch in seiner Erwiderung auf Hammes darauf hinweisen, dass sich die Wahrheit bereits durchsetzt. Wegen der massiven körperlichen und psychischen Beeinträchtigung in Folge der Behandlung und der im Vergleich dazu oft kaum nachweisbaren Abmilderung der Dysphorie würden immer mehr europäische Länder und medizinische Fachverbände geschlechtsdysphorischen Kindern und Jugendlichen in erster Linie eine Psychotherapie empfehlen und von Hormontherapien und Operationen abraten.

Im amerikanischen Kulturkampf zwischen Konservativen und Linken steht das Schlachtfeld „Transgender“ unter extremer politischer Spannung und wird im Wahljahr 2024 eine entscheidende Rolle spielen. Der Sprecher von Do No Harm, Ari Wolf, stellte gegenüber dem Washington Examiner klar, dass die Politisierung der Transgender-Medizin inzwischen in der Breite der Gesellschaft wahrgenommen werde. Das sei schlicht der Tatsache geschuldet, dass der Trans-Kult in der jungen Generation so viel Raum einnehme, dass bald nahezu jeder amerikanische Haushalt betroffen sei. Jeder, egal ob Großmutter oder Vater, habe in seinem familiären Umfeld jemanden, der mit seiner Geschlechtsidentität nicht zurecht komme, sagte Wolf. Dies zwänge die beiden großen Parteien zu einer klaren Positionierung.