Der Kinder- und Jugendpsychiater Alexander Korte warnt seit vielen Jahren vor dem „Trans-Hype“ und dem Selbstbestimmungsgesetz (SBGG). Der Leitende Oberarzt an der „Poliklinik für Kinder- und Jugend-Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie“ an der Uniklinik München behandelt seit 2004 Jugendliche, die sich „im falschen Körper“ fühlen und sich selbst als „trans“ bezeichnen. In unzähligen Interviews und Beiträgen legte Korte dar, warum die sogenannte „trans-affirmative“ Behandlung, also die ärztliche Bestätigung der jugendlichen Selbstdiagnose und das wunschgemäße Bewilligen von transgender-medizinischen Eingriffen, für die allermeisten betroffenen Teenager in einer Katastrophe endet.
Nun hat Korte ein Buch veröffentlicht über „Sex und Gender“ und die zwischen diesen beiden Polen oszillierende Massenpsychose namens Transgender. Es ist ein „enzyklopädisches Panorama“ (Dr. David Bell, bis 2021 Leiter der Tavistock Klinik in London), das gleichermaßen ein Fachpublikum und interessierte Laien, wie zum Beispiel betroffene Eltern, anspricht, und womöglich auch politische Entscheider, sofern sie wissenschaftlichen Argumenten zugänglich sind. Denn wer sich nur auf sein Gefühl verlasse, dem empfiehlt Korte die Lektüre nicht: „Wissenschaft im Safe-Space-Modus ist ein Widerspruch in sich.“
Schrittweise Unterwanderung der Wissenschaft
„Hinter dem Regenbogen“ lautet der Titel des 411 Seiten starken Grundlagenwerkes zum Transgender-Kult, das druckfrisch im Kohlhammer-Verlag erschienen ist. Und der Untertitel „Entwicklungspsychiatrische, sexual- und kulturwissenschaftliche Überlegungen zur Genderdebatte und zum Phänomen der Geschlechtsdysphorie bei Minderjährigen“ deutet einen Rundumschlag im Feld unterschiedlichster Wissenschaftsdisziplinen an. Das Buch hält, was der Titel verspricht. Korte durchdringt das kulturelle Massenphänomen der identitätsverwirrten Mädchen mit analytischer Tiefe, die über den Sachverstand eines Psychiaters hinausgeht. Wenn tausende Mädchen fest davon überzeugt sind, die biologische Kategorie von Geschlecht habe keine Bedeutung, und man könne sich „identifizieren“ als die Person, die man sein will, ist ein interdisziplinärer Ansatz auch dringend geboten.
Korte hat neben seiner medizinischen Profession einen Master in Psychoanalytischer Kulturwissenschaft. Er kennt also die Ideenwelt von Judith Butler und der Gender-Ideologie nicht erst, seitdem scharenweise Mädchen den Tag herbeisehnen, an dem ihnen endlich die Brüste amputiert werden. Genauestens analysiert der Psychiater die schrittweise Unterwanderung der Wissenschaft, speziell der Humanbiologie und der Entwicklungspsychologie, durch Gender-Lobbyisten:
Was früher als ‚Geschlechtsidentitätsstörung‘ zu bezeichnen legitim war, wurde im Zuge einer aus Medizinersicht kritikwürdigen Entpathologisierungsdebatte und erfolgreichen Einflussnahme von pressure groups umbenannt in ‚Geschlechtsdysphorie‘ (DSM-5) bzw. ‚Geschlechtsinkongruenz‘ (ICD-II). (Dr. Alexander Korte)
In launiger Sprache, der auch medizinische Laien gut folgen können, beleuchtet Korte das Phänomen Rapid Onset Gender Dysphoria (ROGD) – die plötzlich einsetzende Geschlechtsdysphorie – bei Jugendlichen von allen Seiten. Dass sich der Vater von zwei Töchtern, der alle Fakten auf seiner Seite weiß, mit einer gewissen Wonne ins Epizentrums des Kulturkampfes stürzt, liegt nicht am kreativen Überschuss. Sondern die Idee zum Buch sei vielmehr aus der Not heraus entstanden.
„Zuallererst unseren Patienten nicht schaden“
Verzweifelte Eltern von Kortes jungen Patientinnen wollten den Trans-Kult im Schnelldurchlauf verstehen: Wie ist der aktuelle realistische Forschungsstand zur Pubertätsblockade? Wie erkenne ich „die zahlreichen Halbwahrheiten und ideologiegetriebenen Faktenverzerrungen“ im vergifteten medizinischen Diskurs? Welchen Einfluss hatte die Trans-Lobby in den sozialen Medien und in der Schule auf meine Tochter? Tagein, tagaus dieselben Fragen, von Müttern und Vätern, deren Töchter nicht nur mit neuem Namen und Pronomen angesprochen werden wollen, sondern die auch mit Selbstmord drohen, wenn ihnen die ersehnte Transgender-Behandlung verwehrt würde.
Kortes Antwort ist ein Nachschlagewerk mit einem Dutzend Kapiteln wie etwa „Pubertätskrise – Die Leiden der jungen Generation am eigenen Geschlecht“, „Perspektivwechsel – Wie ‚trans‘ in den Echokammern der Medien vom Leiden zum Lifestyle wurde“ oder „Psycho- oder Somatogenese – Genderdysphorie und Transsexualität: Ursachen (k)einer Krankheit“. Er ziehe die Summe seiner ärztlichen, wissenschaftlichen und publizistischen Arbeit zum Thema Geschlechtsdysphorie seit 2005, schreibt Korte.
„Und wie wird es weiter gehen im Kulturkampf um Sternchensex und Genderflation?“, fragt der ehemalige medizinische Sachverständiger für den Deutschen Bundestag und den Deutschen Ethikrat in seinem Ausblick. Mit Blick auf längst vergangene und blutig ausgetragene Glaubenskriege um theologische Spitzfindigkeiten verweist Korte prophetisch auf die nächste Reformation oder gar auf eine neue Aufklärung, die da kommen wird, und was er bis dahin zu tun gedenkt: „Bis dahin bleibt es die Aufgabe von uns Ärzten, nicht leitlinientreu unseren eigenen Leidensdruck zu senken, sondern zuallererst unseren Patienten nicht zu schaden.“
Im aktuellen Kulturkampf ist Alexander Korte nun endgültig zum Gesicht jener Ärzteschaft geworden, die allen politischen und persönlichen Angriffen zum Trotz für den Hippokratischen Eid einsteht.