Sexualisierung der Kinder: Bericht aus Brüssel warnt

Vor allem Eltern sollten sich über die Auswirkungen und die Bedeutung des Konzepts der ‘Ganzheitlichen Sexualerziehung’ bewusst sein! Ein aktueller Bericht mit dem Titel ‘Sexualising Children? The rise of Comprehensive Sexuality Education’ (Übersetzt: Sexualisierung der Kinder? Der Aufstieg der ganzheitlichen Sexualerziehung) zeigt, dass supranationale Institutionen wie die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO), die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Europäische Parlament ein Konzept der Sexualerziehung fördern, das bereits im Kindergartenalter in die Lehrpläne integriert werden soll.

Über die Autorin und den Herausgeber

Die Autorin des Berichts, Dr. Joanna Williams, begann nach einer akademischen Laufbahn an der University of Kent für mehrere Think Tanks wie Policy Exchange, Civitas, Centre for Independent Studies (Australien) und das Mathias Corvinus Collegium (MCC Brussels) zu arbeiten. Unter der Leitung des Soziologen Frank Furedi hat das MCC Brussels den Bericht in Auftrag gegeben. Furedi äußert sich zum Konzept der ganzheitlichen Sexualerziehung (CSE) wie folgt:

Die ganzheitliche Sexualerziehung (CSE) sexualisiert die Kindheit und entzieht den Eltern das Recht, ihre Kinder selbst in die Welt der intimen Beziehungen heranzuführen. Die Sexualerziehung und die Gestaltung des Familienlebens fallen in die Zuständigkeit der souveränen Mitgliedstaaten, und die EU sollte nicht versuchen, die Autorität der nationalen Regierungen und die der Eltern in dieser sehr privaten und intimen Dimension des Lebens der Kinder zu ersetzen. (MCC Brussels, n.d.)

Die sogenannte ganzheitliche Sexualerziehung (CSE) ist ein globales Projekt, das seit über drei Jahrzehnten in der Entwicklung ist. Die UNESCO, zusammen mit der WHO und anderen UN-Akteuren, legt Standards für die Durchführung von CSE fest, die von den nationalen Regierungen umgesetzt werden müssen. Obwohl Nationen autonom entscheiden können, wenn es um Bildungspolitik geht, werden sie durch viele internationale Verträge zur Durchführung von CSE in den Schulen verpflichtet. Länder wie Ungarn und Polen, die einen anderen Weg gehen, werden politisch und finanziell unter Druck gesetzt. Die Europäische Kommission verkündete 2022, dass sie einen EU-Kohäsionsfonds in Höhe von 22 Milliarden Euro solange zurückhält, bis Ungarn die Gesetze ändert, die die Förderung von Homosexualität und Transgender-Identitäten an Schulen verbieten (Williams, 2024, p. 27).

Weiter heißt es, CSE ziele darauf ab, einen starken moralischen Einfluss auf das Leben von Kindern und Eltern weltweit auszuüben und dass es routinemäßig im Schulalltag stattfinden solle. Es wird betont, dass der ganzheitliche Sexualkundeunterricht darauf abziele, die Einstellungen und Werte der Kinder im intimsten Bereich ihres Lebens zu beeinflussen, um einen weltweiten sozialen Wandel herbeizuführen (Williams, 2024, p. 7). CSE wird nicht als pädagogische Empfehlung zur Förderung des Wohlergehens von Kindern betrachtet, sondern als politisches Projekt des “social Engineering”, in das Kinder, ungeachtet der Meinung ihrer Eltern, hineingezogen werden. Auf diese Weise wird dieses Konzept zu einer Form des “moralischen Imperialismus” (Frank Furedi), das versucht, die Demokratie zu umgehen, um soziale Einstellungen nachhaltig zu verändern. Dies führt dazu, dass Kinder in Bildungseinrichtungen sexualisiert werden und der Einfluss der Familie ausgeklammert wird. Eltern sollten sich bewusst sein, dass mit politischen Projekten wie dem des CSE der Einflussbereich der Familie schrumpft und pädagogische Prozesse, die früher ausschließlich in der Familie stattfanden, bald in den Händen des Staates liegen könnten, der wiederum den Empfehlungen supranationaler Organisationen und NGOs folgt (MCC Brussels, n.d.)

Warum wir laut WHO und Co. einen CSE brauchen

Die Befürworter argumentieren für eine Implementierung des Konzepts, weil Kinder ohne professionelle externe Anleitung schutzlos den Herausforderungen der Erkundung ihrer eigenen Sexualität ausgesetzt seien.

Effektive Sexualerziehung kann jungen Menschen altersgerechte, kulturell relevante und wissenschaftlich korrekte Informationen bieten. Sie umfasst strukturierte Möglichkeiten für junge Menschen, ihre Einstellungen und Werte zu erkunden und Entscheidungsfindung und andere Lebenskompetenzen zu üben, die sie benötigen, um informierte Entscheidungen über ihr Sexualleben treffen zu können. (UNESCO, Seite 2)1 (Alcalde & Montgomery, 2018, p. 2)

Des Weiteren wird auf die Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten durch Aufklärung im Rahmen des CSE hingewiesen, einschließlich der Vermeidung von frühen und ungewollten Schwangerschaften, sowie der Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt. Ein weiterer Grund für eine umfassende Sexualerziehung sei der zunehmende Einfluss des Internets und sozialer Medien. (UNESCO, S.14) (Alcalde & Montgomery, 2018, p. 14)

Die Rolle der Familie, Gemeinschaft, religiöse und kulturelle Hintergründe für die Festlegung moralischer Normen in Beziehungen werden dabei relativiert. Stattdessen wird angenommen, dass „gesunde“ und „lustvolle“ Beziehungen nur durch CSE erreicht werden können (Williams, 2024, p. 31).

Was spricht gegen CSE

Die zentrale Annahme von CSE ist, dass Kinder „sexuelle Wesen“ mit „sexuellen Rechten“ seien und darunter vor allem das Recht auf „sexuelles Vergnügen“ besäßen. Die WHO sexualisiert die Kindheit auf eine Weise, die nicht nur als moralisch unangemessen, sondern auch als eine potenzielle Bedrohung für die Sicherheit von Kindern betrachten werden kann. (Williams, 2024, p. 22) In dem Leitfaden der WHO lässt sich folgender Absatz finden:

In diesem Dokument wurde bewusst beschlossen, einen Ansatz zu verfolgen, bei dem die Sexualerziehung von Geburt an beginnt. Von Geburt an lernen Babys den Wert und die Freude am körperlichen Kontakt, an Wärme und Intimität. Kurz darauf lernen sie, was “sauber” und was “schmutzig” ist. Später lernen sie den Unterschied zwischen männlich und weiblich sowie zwischen Vertrauten und Fremden. Der Punkt ist, dass Eltern insbesondere von Geburt an Botschaften an ihre Kinder senden, die sich auf den menschlichen Körper und Intimität beziehen. Mit anderen Worten, sie betreiben Sexualerziehung.2 (Übersetzung aus: Europe, 2010, p. 13)CSE ist nicht altersgerecht

Die WHO fordert eine frühkindliche Sexualerziehung mittels CSE bereits vor dem vierten Lebensjahr, um eine Normalisierung des Themas „Sexualität” zu erreichen. Es geht primär darum, Themen im Zusammenhang mit Sexualität positiv zu besetzten (Europe, 2010, p. 38). Die WHO hat eine Matrix definiert, die in Altersgruppen unterteilt ist. In der Altersspanne zwischen 0 bis 4 sollen Kinder zu folgenden Punkten aufgeklärt werden:

Freude und Vergnügen bei Berührung des eigenen Körpers, frühkindliche Selbstbefriedigung, Entdeckung des eigenen Körpers und der eigenen Genitalien, die Tatsache, dass die Freude an körperlicher Nähe ein normaler Teil des Lebens eines jeden Menschen ist, Zärtlichkeit und körperliche Nähe als Ausdruck von Liebe und Zuneigung. (Europe, 2010, p. 38)

Spätestens an dieser Stelle sollte klar werden, dass CSE Kinder durch nicht altersgerechte Sexualerziehung gefährdet und dies ausgerechnet unter dem Vorwand des Kindesschutzes. Es greift der sexuellen Entwicklung der Kinder vor. Kinder werden zu “spielerischen” sexuellen Erfahrungen ermutigt, aber es wird ihnen nicht beigebracht, wie oder warum man „Nein“ zu sexuellen Handlungen sagen kann. (Williams, 2024, p. 25)

CSE untergräbt den Einfluss der Familie

Eigentlich herrschte bislang der gesellschaftliche Konsens, dass die allermeisten Eltern ihre Kinder am besten kennen und dazu in der Lage sind, die Interessen ihrer Kinder zu vertreten. Für die Durchführung von CSE werden die Eltern jedoch als Hindernis angesehen und somit als Bedrohung für die Fähigkeit der Kinder, ihre sexuellen Rechte wahrzunehmen. Die WHO Beschreibt die Eltern als „ […] Herausforderungen, denen sich Lehrer bei der Vermittlung von Sexualerziehung gegenüberstehen, […].3 (HIV/AIDS, 2021, p. 34)

CSE untergräbt Bildung

CSE ist formell mit dem Bildungswesen durch die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDGs) verbunden, die von den nationalen Regierungen im Jahr 2015 vereinbart wurden und darauf abzielen, die globalen Entwicklungsziele bis 2030 zu lenken. (Williams, 2024, p. 29)

Die UNESCO erklärt, dass eine ganzheitliche Sexualerziehung ein lehrplanbasierter Prozess des Lehrens und Lernens über die kognitiven, emotionalen, körperlichen und sozialen Aspekte der Sexualität ist. (UNESCO, 2019, p. 1) In diesem Zusammenhang wird CSE hinsichtlich Relevanz und Objektivität ähnlich stark gewichtet wie traditionelle akademische Fächer.

Laut Williams ist CSE jedoch als ein politisches Projekt zu verstehen, dem kein objektives Fachwissen zugrunde liegt und das unter dem Vorwand der Fürsorge und der Einhaltung angeblicher Kinderrechte an Kindergärten und Schulen unter Ausschluss der Eltern praktiziert werden soll (Williams, 2024, p. 29). Lehrer und Erzieher werden in dieses politische Projekt eingebunden. Das Ziel bestehe darin, zukünftige soziale Normen zu verändern, indem die Werte und Einstellungen der Kinder so früh wie möglich umgestaltet werden. Die Autorin warnt daher:

CSE steht für einen Missbrauch des Lehrplans für politische Zwecke. Es nimmt nicht nur Zeit weg vom Unterrichten akademischer Fächer für Kinder, sondern verändert grundlegend die Rolle des Lehrers und den Zweck der Schulen. Wenn der Unterricht sich nicht mehr auf fundiertes Fachwissen („body of knowledge“) und intellektuelle Zwecke bezieht, wird der Unterrichten zu einem ideologischen Projekt. Dieser Missbrauch der Bildung bricht den sozialen Vertrag zwischen Kind und Lehrer, Schule und Eltern. CSE verwandelt die Schulausbildung in eine undemokratische politische Übung, die darauf abzielt, den Forderungen internationaler Organisationen gerecht zu werden. (Williams, 2024, p. 30)

Diese internationalen Organisationen finanzieren die Verbreitung von CSE weltweit. Entworfen und propagiert von einer kleinen Zahl mächtiger internationaler NGOs drang CSE erfolgreich in die nationale Bildungspolitik und schließlich in die Praxis von Schulen und Kindergärten ein. (Williams, 2024, p. 31) Die Gefahren und negativen Auswirkungen dieses Konzepts sind vielfältig: Kinder werden sexualisiert und  es untergräbt die Familie, die nationale Souveränität und die Bildung.

Der Einfluss von CSE muss gestoppt werden

Die Befürworter von CSE gehen davon aus, dass es das Recht internationaler Organisationen ist, über die Bildungspolitik der Nationalstaaten Schulen, Lehrer und Kinder hinsichtlich ihrer Einstellung zu Sexualität und Beziehungen zu beeinflussen. Den Kindern wird beigebracht, die umstrittenen Vorstellungen über die Geschlechtsidentität als Tatsache zu akzeptieren. Ungeachtet religiöser und kultureller Normen der Kinder und Familien, wird aus Queer- und Gender-Theorie abgeleitet, dass Kinder sexuelle Wesen sind, die ein Recht auf sexuelle Lust haben. Obwohl CSE als Form der “Sexualerziehung” beworben wird, geht es dabei weniger um die Vermittlung objektiver Fakten über Biologie und sexuelle Fortpflanzung, sondern darum, einen sozialen Wandel herbeizuführen, indem es in die privatesten Areale der Familien eingreift. (Williams, 2024, p. 31 f)

Eltern wollten im Normalfall immer das Beste für das Wohlergehen ihrer Kinder, das gilt auch für die Betreuung in Kindergärten und Schulen. Mit dem CSE-Konzept verlieren Eltern und Familien die Kontrolle darüber, zu bestimmen, mit welchen Werten und Normen ihre Kinder konfrontiert werden. Das MCC Brussels in Zusammenarbeit mit Dr. Williams zeigen auf, welche Gefahren wir unseren Kindern aussetzten, wenn wir dieses politische Projekt einfach gewähren ließen. Ein ideologiegetriebenes Projekt wie CSE hat an Schulen nichts zu suchen, und die Verantwortung für die Wertevermittlung an Kinder sollte in den Händen der Familien liegen.

Quellen

Alcalde, M.-A., & Montgomery, P. (2018). International technical guidance on sexuality education: An evidence-informed approach (revised edition).

Europe, W. H. O. (2010). Standards for Sexuality in Europe. A Framework for Policy Makers, Educational and Health Authorities and Specialists. Cologne: WHO Europe and Federal Centre for Health Education BZgA. Http://Www. Oif. Ac. at/Fileadmin/OEIF/Andere_Publikationen/WHO_BZgA_Standards. Pdf. Retrieved from bzga-whocc.de

HIV/AIDS, J. U. N. P. on. (2021). The journey towards comprehensive sexuality education: global status report. UNESCO Publishing. Retrieved from https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000379607?posInSet=2&queryId=2e66ac27-46f1-46eb-b25c-b9914f4f7de8

MCC Brussels. (n.d.). How European Union institutions sexualise children through Comprehensive Sexuality Education. Retrieved from https://brussels.mcc.hu/news/how-european-union-institutions-sexualise-children-through-of-comprehensive-sexuality-education

UNESCO, G. (2019). Facing the facts: the case for comprehensive sexuality education. Paris, France: UNESCO. Retrieved from Comprehensive Sexuality Education. Retrieved from unesdoc.unesco.org

Williams, J. (2024). Sexualising children? Retrieved from https://brussels.mcc.hu/publication/sexualising-children-the-rise-of-comprehensive-sexuality-education

1 UNESCO (2018) International technical guidance on sexuality education, An evidence informed approach (Revised Edition), page 12. Available at: unesdoc.unesco.org (Accessed 30 January 2024).

2 World Health Organization Regional Office for Europe and Federal Centre for Health Education, BZgA (2010) Standards for Sexuality Education in Europe. A framework for policy makers, educational and health authorities and specialists, page 9. Available at: bzga-whocc.de (Accessed 20 February 2024)

3 UNESCO (2021) The journey towards comprehensive sexuality education. Global status report. Paris, page 34. Available at: unesdoc.unesco.org (Accessed 20 February 2024)