SPD-Politiker in Ba-Wü ahnungslos bezüglich Sexualpädagogik

Deutliche Kritik am Bildungsplan 2015 hat SPD-Politiker in Baden-Württemberg zu peinlichen Äußerungen getrieben: Sie zeigen, dass sie keine Ahnung haben, worum es bei dem Streit überhaupt geht. 

Weiß man in der baden-württembergischen SPD überhaupt, in welcher Gesellschaft man sich mit dem »Bildungsplan 2015« begeben hat? Offensichtlich nicht, wie man aus den ersten Reaktionen auf den Meinungsbeitrag von Bernd Saur im Focus schließen kann.

Saur, der Vorsitzender des baden-württembergischen Philologenverbandes ist, hatte sehr deutlich erklärt, warum er den Weg, den die grün-rote Landesregierung eingeschlagen hat, für falsch hält. Er schrieb: »Themen wie Spermaschlucken, Dirty Talking, Oral- und Analverkehr und sonstige Sexualpraktiken inklusive Gruppensex-Konstellationen, Lieblingsstellung oder die wichtige Frage ›Wie betreibt man einen Puff‹ sollen in den Klassenzimmern diskutiert werden.« Das lehne er ebenso ab wie die Diskriminierung von Homosexuellen.

Kultusminister Andreas Stoch zeigt sich über Saurs Wortwahl empört. In einem offenen Brief schreibt er: »Ich möchte Ihnen sagen, dass ich derartige Diktionen in einem öffentlichen Diskurs, in einem fachlichen schon gar nicht, bislang nicht erlebt habe.« Sein Vorwurf an die Adresse des Lehrervertreters: »Mit ihrem Kommentar tragen Sie wesentlich zu einer Verschärfung des öffentlichen Diskurses bei«.

Unterstützung erhält Stoch vom Bildungspolitiker Stefan Fulst-Blei, der wie Stoch Mitglied der SPD und Landtagsabgeordneter ist. Fulst-Blei wirft Saur vor, den Sachverhalt zu übertreiben und womöglich aus dem Zusammenhang gerissen zu haben. Bestimmte Sexualpraktiken seien nämlich in bezug auf die HIV-Prävention sehr wohl relevant.

Politik beginnt bekanntermaßen bei der Realität. Man darf seine Augen deshalb nicht vor ihr verschließen – was Stoch und Fulst-Blei offensichtlich tun. Ihnen sei angeraten, zum Beispiel das Buch »Sexualpädagogik der Vielfalt« von Elisabeth Tuider zur Hand zu nehmen. Dann werden sie sehr schnell erkennen, dass Saur kein bisschen übertreibt, sondern sich ganz sachlich mit der von dieser und anderen Landesregierungen geförderten Sexualpädagogik auseinandersetzt.