Wenn Correctiv.org auf DEMO FÜR ALLE trifft… Eine Korrektur

Wer sich selbst großspurig zum Korrektiv anderer ernennt, sollte darauf achten, daß er seinen hehren Ansprüchen erst einmal selbst genügt. Eine Binsenweisheit im Glaubwürdigkeitsgeschäft – eigentlich. Worum geht’s? 

„Correctiv“ ist eine gemeinnützige GmbH (gGmbH), die sich selbst als „das erste gemeinnützige Recherchezentrum im deutschsprachigen Raum“ bezeichnet. Im Hintergrund von Correctiv steht ein SPD-nahes Netzwerk aus Stiftungen rund um den ehemaligen Kanzleramtschef Bodo Hombach. Alleiniger Geschäftsführer von Correctiv ist David Schraven, der ehemalige Recherchechef der WAZ-Gruppe, der für seine Tätigkeit ein fürstliches Gehalt bezieht. Facebook bedient sich Correctivs seit dem Frühjahr 2017, um sog. Fake News zu checken. Immer wieder werden ernste Zweifel laut an der Qualität der Arbeit von Correctiv, vor allem an seiner journalistischen Unabhängigkeit und politischen Neutralität und nicht zuletzt an seiner Gemeinnützigkeitsanerkennung.

Nun hat sich Correctiv das Aktionsbündnis DEMO FÜR ALLE vorgenommen. Unsere Erwartungen an das Ergebnis der Recherche des Correctiv-Mitarbeiters Jonathan Sachse waren angesichts der erstaunlich themaverfehlten Fragen, die er uns im Vorfeld gestellt hatte, und des Charakters von Correctiv ohnehin nicht hoch. Sie wurden aber noch unterboten. Sachse bringt eine abwegige Mischung aus unkorrekt recherchierten Fakten, Selbstwidersprüchen und einer großen Portion distanzlosen Meinungsjournalismus. Nichts Neues leider im heutigen Mediengeschäft. Wir greifen im Folgenden die größten Schoten heraus:

Um seine Meinung zu belegen, unser Kampf gegen Frühsexualisierung sei „pure Hysterie“, führt Sachse als Beispiel ausgerechnet das Projekt „Mit Sicherheit verliebt“ an. Dieses von der Kondomindustrie und der „Deutsche Ärzte Finanz“, einem Finanzvertrieb für Heilberufe gesponserte Programm wendet das pädagogisch hoch umstrittene Prinzip der „Peer Education“ an, bei dem Studenten – bei Abwesenheit des Lehrers – mit Schülern angeblich „auf Augenhöhe“ kommunizieren und dadurch einen höheren Lehrerfolg erzielen sollen. Sachse beschreibt u.a. die Übung „Pornospiel“, bei der Schüler darüber diskutieren sollen, was für einen Pornodreh gebraucht wird. Indem ihnen beigebracht wird, daß Pornodarsteller ein „Fluffer-Girl“ brauchen, um auf die Minute genau eine Erektion zu bekommen, sollen sie lernen, „daß Porno inszeniert wird.“ Es wird also so getan, als bestünde die Hauptproblematik von Pornographie darin,  d a ß  etwas inszeniert wird, und nicht darin,  w a s  da inszeniert wird, nämlich sexuelle Praktiken ohne Bezug zu den anderen, als Voraussetzung für Sexualität  entscheidenden Ebenen menschlicher Beziehung, wie Verantwortung, Hilfsbereitschaft, Treue, Aufrichtigkeit, Konfliktfähigkeit usw. Spätestens mit diesem Elternalbtraum-Pornounterrichts-Beispiel hat Sachse die eigene Hysterie-These bereits restlos widerlegt. Doch weiter geht’s.

Die Vertreter der „Sexualpädagogik der Vielfalt“ wie Uwe Sielert und das Institut für Sexualpädagogik Dortmund (isp) stellt Sachse als Opfer bloß inszenierter Bedrohungsszenarien dar. Sielert etwa gelte nur deshalb als Vertreter der Thesen des Pädophilieaktivisten Helmut Kentler, weil er in den 80er Jahren einmal mit ihm zusammengearbeitet habe. Tatsächlich berufen sich Sielert und Co. aber noch heute ganz offiziell auf Kentlers Erbe. Wir kritisieren Sielert nicht, weil er einst mit Kentler befreundet war, sondern weil er dessen pädagogische Schule in der „Sexualpädagogik der Vielfalt“ fortführt, wie wir wissenschaftshistorisch klar nachgewiesen haben. Sachse insinuiert, unsere Kritik an dieser Pädagogikschule entstamme christlichen, konservativen und „rechten“ Vorurteilen. Das ist schlicht falsch. Wir berufen uns von jeher auf die Vernunft und auf die Wissenschaft. Sielerts Schule der Sexualpädagogik beruht de facto auf äußerst zweifelhaften, wissenschaftlich nicht haltbaren Grundannahmen. Das haben wir mit unserem jüngsten Symposium klar aufgezeigt.

Auf eine inhaltliche Auseinandersetzung war Sachse bei seiner „Recherche“ aber offensichtlich ohnehin nicht aus. Viel lieber wärmt er die x-mal widerlegte Unterstellung auf, die DEMO FÜR ALLE würde „gegen eine Sexualaufklärung an Schulen auf die Barrikaden gehen“. Vielleicht hätte er jemanden fragen sollen, der sich mit sowas auskennt. Erst vor 3 Wochen haben wir auf besagtem Symposium mehrere Alternativen an wertorientierten und entwicklungssensiblen Sexualaufklärungs-Programmen wie Teenstar, NER und „Fit for love?“ präsentiert.

An anderer Stelle versucht Sachse verschleiernd den Eindruck zu vermitteln, in den Schulen würde in den ersten vier Schuljahren „nur Basiswissen“ über Körperfunktionen und Körperhygiene vermittelt. Später schreibt er dann aber korrekt, daß „im Norden“ (und nicht nur dort) „nicht mehr nur biologisches Basiswissen“ an den Grundschulen vermittelt wird, sondern eben auch Gender Mainstreaming („Geschlechterrollen“, „Identität“) und lustzentrierte „neoemanzipatorische“ Sexualpädagogik. Ja, was denn nun?

Zu dem hochumstrittenen Methodenwerk „Sexualpädagogik der Vielfalt“ von Elisabeth Tuider et. al. gelingt Sachse ein besonderes Stück journalistischer Manipulation. 15 von 16 Bundesländern hätten ihm auf seine Anfrage hin geantwortet, das Buch werde von ihnen nicht empfohlen. Daraus konstruiert er „unsaubere Meldungen“ unsererseits. In Wahrheit haben wir jedoch nie gemeldet, daß das Buch in den Ländern empfohlen würde. Vielmehr weisen wir immer wieder nachdrücklich darauf hin, daß durch die Aufnahme der „sexuellen Vielfalt“ in Bildungspläne und Richtlinien der Länder Tür und Tor für die Anwendung der in diesem Buch enthaltenen Unterrichtsmethoden geöffnet wird. Das Buch ist das Standardmethodenwerk der „sexuellen Vielfalt“. Die Aktivisten brauchen keine explizite Empfehlung des Werkes, um dessen Methoden in den Schulen zum Einsatz zu bringen. Es reicht ja, daß das Methodenwerk im Hochschul-Curriculum für den sexualpädagogischen Nachwuchs standardmäßig Verwendung findet. Daß niemand genau sagen kann, ob und in welchem Umfang diese Methoden an den Schulen zum Einsatz kommen, bestätigt Sachse dann selbst mehrfach. Denn genau das liegt ja in den Händen der einzelnen Lehrkräfte vor Ort. Die Lehrkräfte müssen sich nur an die Richtlinien der Bundesländer halten. Allein das ermöglicht wegen der Aufnahme der „sexuellen Vielfalt“ jetzt überall auch die Verwendung ebenjener Unterrichtsmethoden, auch ohne explizite Buch-Empfehlung.

Für die Inhalte unserer sehr fundierten Kritik an der Vielfaltspädagogik und ihren Methoden hatte sich Jonathan Sachse jedoch schon in seiner Anfrage an uns kein bißchen interessiert. Es geht ihm erkennbar darum, sein Vor-Urteil, bei der Vielfaltspädagogik handele es sich um „fortschrittliche“ Sexualaufklärung, mit aller Macht zu bestätigen und unseren Ansatz, notfalls mit unlauteren Mitteln, zu diskreditieren. So behauptet er etwa wahrheitswidrig, wir gingen „gemeinsam“ mit NPD-Anhängern auf die Barrikaden und unterschlägt dreist unsere diesbezüglich eindeutige öffentliche Erklärung, in der wir uns von jeglichem extremistischen, rassistischen und antisemitischen Gruppierungen und Gedankengut distanzieren. Sachse versäumt des weiteren, darauf hinzuweisen, daß das Aktionsbündnis DEMO FÜR ALLE unter anderem von verschiedenen CDU-Gliederungen des EAK und der CDL getragen wird und daß die Gründungsmitglieder des organisatorischen Trägervereins Ehe-Familie-Leben e.V. parteilos bzw. Mitglieder der CDU sind. Statt dessen ist er sichtbar bemüht, für DEMO FÜR ALLE einen verschwörerischen Zusammenhang mit der medial verfemten AfD zu konstruieren, der indes in der Realität nicht existiert. In unserer Antwort an Correctiv.org hatten wir dazu unsere Webseite zitiert: „Das Aktionsbündnis DEMO FÜR ALLE ist überparteilich, überkonfessionell und unabhängig. Familien und Bürger aller religiösen Bekenntnisse, gemäßigten politischen Parteien und Weltanschauungen, die die Abschaffung der natürlichen Geschlechter durch das Gender Mainstreaming und die Zerstörung der Familie aufhalten wollen, laden wir ein, sich uns anzuschließen. Gemeinsam gehen wir auf die Straße, um für die Wahrung der Elternrechte, für Ehe und Familie und gegen Gender-Ideologie und Sexualisierung der Kinder in Kita und Schule zu demonstrieren.“ Diese Klarstellung paßte offenbar nicht in Sachses Konzept und fehlt in seinem Artikel.

Vielleicht sollte sich „Correctiv“ in seiner nächsten hoch-investigativen Recherche einfach mal um Correctiv kümmern.