Endlich tut sich was in Sachen #KentlerGate: Der Berliner CDU-Stadtrat Falko Liecke übernimmt die Forderungen der DemoFürAlle nach finanzieller Entschädigung der Opfer und lückenloser Aufklärung des pädosexuellen Kentler-„Experiments“.
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Falko Liecke, Stadtrat für Jugend und Gesundheit und stellvertretender Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, kritisiert in einer Pressemeldung vom 28. Dezember 2020 die Untätigkeit des Berliner Senats bei der Aufarbeitung des sog. Kentler-„Experiments“ scharf. Es sei eine „Schande für die Berliner Jugendhilfe und die gesamte Stadt“, dass „Berlin den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen nicht nur zugelassen, sondern unterstützt hat.“ Liecke verlangt, „endlich eine angemessene Entschädigung für Missbrauchsopfer durch das sogenannte ‚Kentler Experiment‘ in der Berliner Jugendhilfe zu zahlen. Zudem sollen die Verantwortlichen für diese Verbrechen klar benannt werden.“
Pädo-Netzwerk in der Jugendhilfe muss aufgedeckt werden
Darüber hinaus fordert Liecke eine „bundesweite Aufarbeitung durch die Jugend- und Familienministerkonferenz sowie das Bundesministerium, um sexualisierte Gewalt in der bundesweiten Jugendhilfe zu untersuchen“. Das ist auch eine zentrale Forderung unserer Petition an die Vorsitzenden der Jugend- und Familienministerkonferenz: „Die Personen, Institutionen und Prozesse, die das pädosexuelle Kentler-‚Experiment‘ ermöglicht und geschützt haben, müssen aufgedeckt und benannt werden.“
Das Kentler-„Experiment“, bei dem über 30 Jahre lang Kinder und Jugendliche durch Berliner Jugendämter in die „Obhut“ teils vorbestrafter Pädokrimineller vermittelt und von diesen dann missbraucht wurden, war bereits Gegenstand mehrerer Anfragen der Berliner Abgeordneten Roman Simon, Thorsten Weiß, Tommy Tabor und Dr. Kristin Brinker.
Entschädigung der Betroffenen laut Gutachten möglich
Der Wissenschaftliche Dienst des Abgeordnetenhauses von Berlin befasste sich in einem Gutachten mit der „Problematik der Verjährung von Schadensersatzansprüchen als Folge des sogenannten Kentler-Experiments“. Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, die Berliner Senatsverwaltung sei „nicht zwingend verpflichtet, die Einrede der Verjährung zu erheben“. Eine Entschädigung der Betroffenen sei also trotz Verjährung möglich.
Die Abgeordneten der Berliner CDU-Fraktion müssen nun dem Beispiel Lieckes folgen, um den Druck auf den Berliner Senat und die Jugend- und Familienministerkonferenz zu erhöhen, um endlich Licht in eines größten Kindesmissbrauchsverbrechen der deutschen Nachkriegsgeschichte zu bringen. Ziel der Aufarbeitung muss neben der Zerschlagung des Netzwerks die strafrechtliche Verfolgung der Täter sein, damit den Betroffenen Gerechtigkeit widerfährt und Kinder und Jugendliche vor weiteren pädosexuellen Verbrechen geschützt werden.
Die Pressemeldung von Falko Liecke im Wortlaut
Neuköllns Jugendstadtrat Falko Liecke fordert den Berliner Senat auf, endlich eine angemessene Entschädigung für Missbrauchsopfer durch das sogenannte „Kentler Experiment“ in der Berliner Jugendhilfe zu zahlen. Zudem sollen die Verantwortlichen für diese Verbrechen klar benannt werden.
Nachdem die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie im Juni 2020 den Ergebnisbericht der Universität Hildesheim veröffentlicht hat, waren Entschädigungen für die Opfer angekündigt worden.
Falko Liecke: „Dass Berlin den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen nicht nur zugelassen, sondern unterstützt hat, ist eine Schande für die Berliner Jugendhilfe und die gesamte Stadt. Der aktuelle Umgang mit den Opfern ist eine weitere. Das betrifft einerseits die Gewährung einer angemessenen Entschädigung. Es betrifft aber auch den Umgang mit den Tätern. Die Studie stellt fest, dass es ein Täternetzwerk in der Senatsverwaltung und der übrigen Jugendhilfe gab. Wir schulden es den Opfern, diese Strukturen klar zu benennen und Täter aus der Anonymität zu holen.“
Zitat der Studie: „Insgesamt lässt sich als ein erstes Ergebnis herausarbeiten, dass ein Netzwerk von Akteuren in der Senatsverwaltung [für Jugend] […] die Einrichtung von Wohngemeinschaften und Pflegestellen bei pädophilen Männern nicht nur geduldet, sondern in der Fallverantwortung begleitet und unterstützt haben muss.“ (Baader, Oppermann, Schröder, Schröer: Ergebnisbericht „Helmut Kentlers Wirken in der Berliner Kinder- und Jugendhilfe“, Hildesheim 2020, Seite 9).
Die Forderungen im Überblick:
- Fortsetzung der Aufarbeitung in der Berliner Jugendhilfe. Der Ergebnisbericht kann kein Schlussstrich sein.
- Unbürokratische Entschädigung ohne Hinweis auf strafrechtliche Verjährung. Das Leid der Opfer währt ein Leben lang. Berlin trägt dafür die Verantwortung.
- Bundesweite Aufarbeitung durch die Jugend- und Familienministerkonferenz sowie das Bundesministerium, um sexualisierte Gewalt in der bundesweiten Jugendhilfe zu untersuchen.
- Eine gesetzliche Fortbildungspflicht für Familienrichter, wie sie Falko Liecke seit Jahren fordert und die auch von Experten einhellig begrüßt wird.
Die Studie ist hier im Volltext abrufbar: https://hildok.bszbw.de/files/1092/Oppermann_Kentler.pdf