Ob Kirche, Politik oder Medien, Judith Butlers Queer-Theorie ist gut im Geschäft. Jedes Schulkind wurde inzwischen davon überzeugt, dass es angeblich mehr als zwei Geschlechter gibt, die obendrein sozial konstruiert sein sollen. Doch das ist schlichtweg falsch! Einer Biologin platzt die Hutschnur, und das öffentlich in der WELT (07.03.2022) mit dem Beitrag „Es ist ganz einfach – wir bleiben Mann und Frau“.
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Als Biologin weiß Rieke Hümpel wie das Leben so spielt. Zwischen Männern und Frauen, oder eben auch zwischen Männern und Männern. Abweichende sexuelle Orientierungen – ein alter Hut für die Biologie, solange Männer Männer bleiben. Doch die raumgreifende philosophische Lehre vom sozial konstruierten Geschlecht, die die Gay-Pride-Bewegung erfolgreich als Sprungbrett benutzt hat, hat der Biologie den Kampf angesagt.
Mit soziologischer Tiefenschärfe stellt Hümpel zu Beginn ihres Beitrags fest, dass den Homosexuellen die Regenbogenfahne unlängst erfolgreich aus der Hand genommen wurde, „adoptiert von den Instanzen dieser Gesellschaft.“
Wer es jetzt noch wagt, an der Geschlechter-Geist-Idee zu zweifeln und etwa Männer nicht aufgrund ihrer Gefühle als Frauen anerkennen will, wird sofort mit dem Vorwurf der Transphobie niedergebügelt. Eine ganze Naturwissenschaft, die Biologie, wird kurzerhand zur biologistischen Ideologie erklärt – ist transphob, wenn sie von Geschlecht spricht. Realität ist schließlich ein Konstrukt, so die Queeren, und wer das nicht wahrhaben will, ein Nazi.
Keimzellen machen den entscheidenden Unterschied
Argumentativ geschickt nähert sich Hümpel über die erstaunliche „Vielfalt der zwei Geschlechter“ der biologischen Konstante des Lebens: Es gibt nur zwei Geschlechter! Viele Leser wussten vermutlich nicht, dass bei den Geschlechtschromosomen Vögel aus der Reihe tanzen, denn „da hat nämlich das Weibchen zwei unterschiedliche und das Männchen die gleichen.“ Schnabeltiere würden sich sogar fünf Geschlechtschromosomenpaare leisten, während Clownfische und Garnelen im Laufe des Lebens ihr Geschlecht wechseln können.
Um wirklich die gesamte Leserschaft in ihrer Breite anzusprechen, bemüht die Schulbuchredakteurin sogar ein paar zotische Anekdoten aus der Biologie:
Jeder noch so unschuldig wirkende Regenwurm wiederum verfügt über ein Ende mit Hoden und eines mit Eierstock, paart sich doppelt und in wilder 69-Stellung mit seinem Wurmpartner. Würde ich nun aber, was ich natürlich nicht absichtlich täte, den Wurm mit meinem Spaten in zwei Teile spalten, wüsste ich immer noch, was das männliche und was das weibliche Teil ist. Den entscheidenden Unterschied machen nämlich – Trommelwirbel: die Keimzellen!
Nach dem launigen Vorspiel nun die Botschaft für alle, die argumentativ noch zugänglich sind, also alle jenseits der bornierten Queer-Fraktion: Keimzellen seien spezialisiert auf die Fortpflanzung zu zweit, unterschieden sich genetisch und meistens auch äußerlich, und „erlangten als Eizellen und Spermien weltweite Berühmtheit“, schreibt Hümpel.
Ein imaginäres drittes Geschlecht hätte keine Überlebenschance
Die Spermien werden in großer Zahl produziert, sind klein und mobil. Die Eizelle ist größer, nimmt das Spermium auf und hält Nährstoffe für das beginnende Leben bereit. Diese Zweiteilung der Keimzellen gilt seit Urzeiten und weltweit; für Apfelbäumchen, Schnecken und ganze Elefanten. Immer sind es nur zwei Keimzelltypen. Zwei. 2.
Nun könnte Hümpel dem seit Urzeiten vor sich hinlaufenden Leben einfach seinen Lauf lassen. Doch vermutlich konnte sie wegen der stupiden Predigten aus dem Bundesfamilienministerium einfach nicht mehr ruhig schlafen, und wagte sich mit ihrer ungeheuerlichen Antithese zur „Vielzahl der Geschlechter“ aus der Deckung.
„Warum macht noch nicht einmal eine einzige Gruppe seltener Schwanzlurche in irgendeiner isolierten Höhle in Hintertupfingen, was die Queeren im Brustton der Überzeugung predigen“, fragt Hümpel, und das natürlich rein rhetorisch: Weil „das imaginäre dritte Geschlecht einfach von den beiden anderen übertroffen und vereinsamt sterben würde“.
„Die Evolution hat die Extreme begünstigt, dazwischen ist kein Platz. Also zwei Keimzelltypen, zwei Geschlechter.“ Zwei Geschlechter, die in ihrer individuellen Ausprägung sehr unterschiedlich sein können – ein evolutionärer Vorteil. Kleine, schwache Männer und große, starke Frauen seien daher kein Gegenbeleg für das Geschlecht. Individuelle Unterschiedlichkeit sei vielmehr das geniale Erfolgskonzept der zweigeschlechtlichen Fortpflanzung!
Soziale Rollen bestimmen kein Geschlecht
Ohne Rücksicht auf ideologische Befindlichkeiten führt die Diplombiologin weiter aus, dass der Begriff „soziales Geschlecht“ an sich schon Unsinn sei. Tatsächlich gebe es aber „soziale Rollen“. Doch mit der Frage, was am Verhalten in den Genen und was in der Kultur begründet liege, hätten sich vor den queerideologischen Gender-Studies bereits völlig ausreichend die vernünftigen Sozialwissenschaften beschäftigt.
Soziale Rollen seien eher eine kulturelle Angelegenheit und nicht an das Geschlecht gekoppelt, und das ist des Pudels Kern:
Der Begriff „soziales Geschlecht“ impliziert aber, dass soziale Rollen ein Geschlecht konstituieren würden. Das Geschlecht hat indes den Menschen und mit ihm die Kultur hervorgebracht, nicht umgekehrt. Der Geist des Menschen kann beeinflusst sein von geschlechtsspezifischen Hormonen, er kann sein Geschlecht so oder anders wahrnehmen, er kann einen Glauben haben – aber selbst hat der Geist kein Geschlecht.
Die Queer-Theorie hat weder im Unterricht noch im Gesetzentwurf etwas zu suchen
Kleidertragende Männer und baggerfahrende Frauen könnten über ihren Glauben ihr Geschlecht nicht beeinflussen, sondern lediglich Geschlechtsstereotypen durchbrechen. Ein Wechsel des Geschlechts sei beim Menschen nicht möglich. „Das ist eine bestätigte Erkenntnis der Biologie“, betont Hümpel. „Menschen sind keine Clownfische. Die Biologie ist keine Ideologie, sondern eine anerkannte Naturwissenschaft – sie ist die Lehre des Lebens.“
Es gibt also vom Baum über den Wurm bis zum Menschen eine Vielfalt in der Ausgestaltung von Zweigeschlechtlichkeit, es gibt individuelle Vielfalt bei der Verteilung von Merkmalen, vielfältige Geschlechterrollen und auch eine große Vielfalt in Bezug auf gelebte Sexualität.
Aber es gibt nur zwei Geschlechter. Seit über 600 Millionen Jahren ist sie Realität. Sozial konstruiert sind im Gegenteil nur die Queer-Theorie, das „soziale Geschlecht“, die „Geschlechtsidentität“. Es ist ein Glaube, der weder im Biologie-Unterricht noch im Gesetzentwurf etwas zu suchen hat.
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