Trans: Verstümmelt im Namen der Ideologie

Die Londoner Gender-Klinik Tavistock muss schließen. Was unabhängige Ermittlungen zu Tage fördern, könnte sich zum größten gesundheitspolitischen Skandal der Nachkriegsgeschichte auswachsen. Viele Familien vorsätzlich falsch behandelter Kinder wollen vor Gericht ziehen.


Wo war die Angst ums Kind, die Eltern zu Berserkern werden lässt? Tausende Kinder wurden in den vergangenen Jahren in der britischen Gender-Klinik Tavistock verstümmelt, kastriert und chemisch sterilisiert. Jetzt muss die Klinik, die zu den größten europäischen Zentren für Transgender-Behandlungen zählt, schließen. Und nicht nur das: Über 1000 Familien wollen eine Sammelklage einreichen. Der Vorwurf lautet „medizinische Fahrlässigkeit“ und „übereilte Verschreibung von Pubertätsblockern“. Etwas verspätet stellen sich die Eltern also doch noch auf die Hinterbeine. Was in Großbritannien gerade abläuft, könnte der Beginn vom Ende des globalen Transgender-Hypes sein.

Ein Rückblick: Die meisten der jungen Trans-Patienten waren Mädchen im Teenageralter, sie steckten mitten in der Pubertät und die meisten von ihnen durchlitten tiefe seelische Krisen. Sie hassten ihren Körper und sich selbst. Vor zehn Jahren noch hätten sie „nur“ eine Anorexie entwickelt, sich die Unterarme mit Rasierklingen aufgeschnitten oder ihren Schmerz und die innere Leere in Alkoholexzessen ertränkt. Viele der Mädchen, die in Tavistock vorstellig wurden, hatten parallel diese Symptome einer Persönlichkeitsstörung. Doch da gab es etwas Neues, nach dem sie wie besessen waren: Transgender!

Das Heilsversprechen von der neuen Identität, mit der alles, wirklich alles, besser würde: Das alte Ich sollte ausgemerzt werden. Nicht nur das Geschlecht, „das einem bei der Geburt zugewiesen wurde“, wie es im Jargon der Trans-Szene heißt, sondern auch der Name, den die Eltern einem gegeben hatten, und sogar alte Baby- und Kinderfotos sollten für immer verschwinden.

Kinder unter zehn Jahren bekamen Pubertätsblocker

Jeder blinde und taube Psychotherapeut, aber mit dem Herz am rechten Fleck, hätte die Persönlichkeits- und Bindungsstörung sofort wahrgenommen. Zumal ja die transsexuelle Geschlechtsdysphorie so einen Seltenheitswert hat, dass es wie ein Sechser im Lotto ist, wenn einmal im Berufsleben eines normalen Therapeuten so ein Fall auftaucht. Selbst in hochspezialisierten Kliniken für Geschlechtsdysphorie handelte es sich vor einigen Jahren noch um Fallzahlen im einstelligen Bereich. Heute sind es tausende Pubertierende, die mit der fertigen Selbstdiagnose „ich bin trans“ Hormonspritzen und Geschlechtsoperationen fordern. Die Gender-Kliniken in der westlichen Welt haben Wartelisten eingeführt. Der Rubel rollt.

In der Londoner Tavistock Klinik begann das Spiel mit den experimentellen Pubertätsblockern für Minderjährige im Jahr 2010. Gerade einmal 138 Patienten zählte damals der Gender-und-Identitäts-Entwicklungsdienst des staatlichen Gesundheitswesens (NHS). Zehn Jahre später waren es bereits 2.383 Fälle. Der Trans-Hype erklomm immer neue Höhepunkte und bescherte der Klinik im Jahr 2021 rund 5.000 neue Patienten, also eine Verdopplung innerhalb eines Jahres. Die überwiegende Mehrheit waren Jugendliche im Alter zwischen 12 und 17 Jahren. Aber sogar Kinder unter zehn Jahren bekamen ohne die notwendigen Untersuchungen und ohne Hinweise auf die Nebenwirkungen Pubertätsblocker verabreicht.

Transaffirmativ“ nennt man das bejahende Verhalten der westlichen Gesundheitssysteme gegenüber den Kindern, die mit dem Codewort „trans“ offene Türen einrennen. Ohne Widerstände rauschen die Mädchen mit ihrer fixen Idee vom „trans“-Sein vom ersten und oft einzigen Therapiegespräch weiter zum Endokrinologen, der das heißersehnte Testosteron verschreibt, bis in die Klinik, wo ihnen die Brüste amputiert und teils auch die Gebärmutter herausgeschnitten werden. Das ist der größte gesundheitspolitische Skandal der Nachkriegsgeschichte.

Für immer entstellte und zeugungsunfähige Körper

Und die Eltern? Standen sie wie paralysiert daneben? Die problematische Kind-Eltern-Bindung ist ein Thema für sich. Trans-Aktivisten nutzen gezielt die emotionale Kluft zwischen den Töchtern und ihren Eltern. Sie instrumentalisieren die Ängste und Selbstvorwürfe der Eltern. Sie sagen, ein Kind zu lieben, bedeute, es so anzunehmen, wie es ist, also eben auch mit neuer Identität, neuem Namen und amputierten Brüsten. Dass bei der liebevollen Annahme des Mädchens in den 14 Jahren davor vermutlich einiges schief gelaufen ist, bleibt allenfalls ein diffuses Bauchgefühl der Mütter und Väter. Womöglich empfinden sie die Bestätigung ihres fehlgeleiteten Kindes in seinem Transgender-Wahn als Wiedergutmachung.

Hinzu kommt, dass zweifelnde Eltern oft komplett auf verlorenem Posten stehen. Ein Vater berichtet im Interview mit der „Emma“, er habe schlicht keinen Psychotherapeuten ausfindig machen können, der nicht transaffirmativ beraten, also die Selbstdiagnose der Mädchen kritisch hinterfragt hätte. Viele Therapeuten seien verängstigt und hätten sogar ihre Praxis aufgegeben, weil sie nicht einfach die Empfehlung für die weitere Transition ausstellen wollten. Die Erfahrungsberichte der Eltern ähneln sich. Einige Therapeuten seien im Nachhinein auch eindeutig der Trans-Szene zuzuweisen, so wie sie die Töchter mit Argumenten ausgestattet hätten. Die Botschaft der Tochter-Therapeuten-Allianz an die Eltern: Transgender oder baldiger Selbstmord!

Die in Tavistock misshandelten Patienten würden in diesem Satz vermutlich das „oder“ durch ein „und“ ersetzen, um ihrer aktuellen Gefühlslage Ausdruck zu verleihen. Wenn tausende Kinder inmitten einer psychischen Krise, die mit existenziellen Ängsten einhergeht, systematisch in den Transgender-Express ohne Wiederkehr gesetzt werden, ist die logische Konsequenz, dass einige von ihnen im Erwachsenenalter diesen Schritt bereuen. Manchmal schon direkt nach der Operation, manchmal Monate oder erst Jahre später. Entsetzt betrachten diejenigen, die doch nicht mehr trans sein wollen, ihren für immer entstellten und zeugungsunfähigen Körper. Natürlich hinterfragen sie nun die transaffirmative Betreuung durch Therapeuten und Ärzte. Wo war die psychotherapeutische Behandlung und Diagnostik, die diesen Namen auch verdient? Die Erfahrungsberichte der Detransitioner zeugen nicht nur von unterlassener Hilfeleistung in den Praxen und Kliniken, sondern immer wieder auch von ideologischer Motivation, dort, wo eigentlich das ärztliche Selbstverständnis “primum non nocere, secundum cavere, tertium sanare” („erstens nicht schaden, zweitens vorsichtig sein, drittens heilen“) gelten sollte.

Wer nicht spurte, galt als transphob

Im März dieses Jahres schrieben wir: „Die detrans-Bewegung wird Zulauf erfahren und sie könnte zum schärfsten Argument für jene werden, die Geschlechtsumwandlungen und Hormonbehandlungen an Minderjährigen politisch verhindern wollen.“ Inzwischen rollt die Welle der Wut auf die westlichen Gender-Kliniken zu. In Tavistock brandet sie zuerst an. Nach und nach spült sie das komplette Ausmaß der jahrelangen ärztlichen Misshandlung unzähliger Kinder frei. Der NHS sah sich gezwungen, die Vorgänge zu untersuchen:

Die psychischen Probleme von Kindern mit Wunsch nach einem Geschlechtswechsel seien systematisch ignoriert worden, stellte die Jugendmedizinerin Hilary Cass fest, die den NHS-Bericht leitet. Cass ist die ehemalige Präsidentin des Royal College of Paediatrics and Child Health. Ihr Interimsbericht trug entscheidend zur baldigen Schließung von Tavistock im Frühjahr 2023 bei.

Wenn das System implodiert, häufen sich die kritischen Stimmen: „Kinder und Jugendliche wurden übereilt in eine Behandlung gedrängt, ohne dass die richtige Therapie und die richtigen Ärzte hinzugezogen wurden“, sagte der Geschäftsführer der internationalen Anwaltsvereinigung Pogust Goodhead, Tom Goodhead, dem „Times-Radio“. Die Sammelklage der über 1.000 Familien scheint also versierte Unterstützung zu bekommen. Pogust Goodhead hat Erfahrung darin, private Opfergruppen gegen große Organisationen zu vertreten.

Nicht jeder Angestellte in Tavistock wollte die transaffirmative Alternativlosigkeit in der Behandlung der minderjährigen Patienten mittragen. Zwischen 2016 und 2019 hatten über 35 Ärzte und Psychologen die Klinik verlassen. Doch die Unstimmigkeiten und sogar handfeste Konflikte konnten jahrelang unter der Decke gehalten werden. Zu mächtig war der ideologische Druck und die Verbindung der Klinik in die Trans-Lobby. Wer nicht spurte, galt als transphob.

Pubertätsblocker können das Gehirn schädigen

Erst die Klage von Keira Bell vor dem High Court – sie zählt heute zu den berühmtesten Detransitionern – brachte im vergangenen Jahr die Wende. Mit sechzehn Jahren wollte sie kein Mädchen mehr sein, es folgte die Behandlung mit Hormonen. Als 20-Jährige ließ sie sich in Tavistock die Brüste amputieren. All die Jahre über zeigten die Ärzte kein Interesse an Bells psychischen Problemen und ihren familiendynamischen Hintergründen. Bell schildert rückblickend sogar, wie sie unter Druck gesetzt wurde und eine umfassende Aufklärung zu den Folgen der Hormontherapie nie stattgefunden habe.

Die Richter gaben Bells Klage statt: „Es ist höchst unwahrscheinlich, dass ein 13-jähriges oder noch jüngeres Kind fähig wäre, der Verabreichung von Pubertätsblockern zuzustimmen“. Es sei „zweifelhaft, dass ein 14- oder 15-jähriges Kind die langfristigen Risiken und Konsequenzen der Gabe von Pubertätsblockern verstehen und einschätzen“ könne. Seit diesem Gerichtsurteil dreht sich der Wind spürbar. Die systematische Ignoranz der Verantwortlichen gegenüber den wahren Ursachen für die Abneigung gegen den eigenen Körper entsetzt die Öffentlichkeit. Ebenso die immer klarer werdende Tatsache, wie schädlich die vermeintlich harmlosen Pubertätsblocker sind.

„Pubertätsblocker könnten zur zwischenzeitlichen oder dauerhaften Unterbrechung der Entwicklung des Gehirns führen“, heißt es im Bericht von Hilary Cass. Unerforscht sei sowohl ihre Wirkung auf den psychosexuellen und geschlechtlichen Reifeprozess als auch die Wiederaufnahme der sexuellen Reifung nach ihrem Absetzen. Die Erzählung, die Blocker würden den Kindern eine „Pause“ von der Pubertät einräumen, damit sie bei der „Wahl“ ihres Geschlechts Zeit gewinnen, könne zerstörerische Folgen haben, warnt Cass. Die Patienten seien, ganz im Gegenteil, zu keiner tragfähigen Entscheidung mehr in der Lage. Ihr Bericht deckt sich mit dem, was Ärzte auch hierzulande beobachten. Fast alle mit Pubertätsblockern behandelten Kinder gehen den Weg der Transition weiter.

Zu irreversiblen Entscheidungen gedrängt

Ein ideologisch gefärbter, subjektiver Blick auf etwas so Schwammiges wie die akuten Symptome einer Persönlichkeitsstörung ist das eine. Kein Therapeut ist davor gefeit. Etwas ganz anderes ist es jedoch, wenn die jungen Patienten selbst Zweifel äußern, nicht genau wissen, was sie überhaupt wollen, und ganz offensichtlich im Zuge des allgemeinen Trans-Hypes in dieses Fahrwasser geraten sind. Dann zusätzlich aus der Warte des Arztes Druck aufzubauen und die Kinder weiter in Richtung Geschlechtsumwandlung zu drängen, ist nicht nur grob fahrlässig, sondern eindeutig ideologisch motivierter Vorsatz – und der war in Tavistock an der Tagesordnung. Die britische Politik reagiert. Liz Truss und Rishi Sunak, beide sind Kandidaten für das Amt des britischen Premierministers, haben die transaffirmative Praxis kritisiert und betont, dass Kinder und Teenager nicht zu „irreversiblen“ Entscheidungen „gedrängt“ werden dürften.

„Ich hatte durchgängig das Gefühl, dass das nicht das Richtige für mich ist“, sagt der inzwischen 35-jährige Ritchie Herron über seine Zeit als Tavistock-Patient. Auch er hat den NHS auf Schadensersatz verklagt. Gegenüber der „Welt“ hat Herron sein Martyrium geschildert: Getrieben von Angstzuständen, vollgepumpt mit Antidepressiva und „wie bessen“ von dem Erlösungsversprechen, dass die Transition die eine Lösung für alle seine Probleme sei, habe er sich 2015 in der Genderklinik vorgestellt. Doch mit der abschüssigen Routine in Richtung OP-Tisch kamen die Zweifel. „Ich fühlte mich wie ein Hochstapler oder so was. Das wurde dann als verinnerlichte Transphobie interpretiert“, erinnert sich Herron. Seine psychischen Erkrankungen und Zweifel wurden ignoriert. Stattdessen bekam er Testosteronblocker, die eigentlich nur für den kurzfristigen Gebrauch bestimmt sind, und bei längerer Anwendung Wahnvorstellungen und Psychosen auslösen können. Herron ist heute „kastriert, sterilisiert und inkontinent“, wie er selbst sagt. Wegen schlimmer Blutungen musste er in den vergangenen Jahren zwei Folgeoperationen über sich ergehen lassen.

Der NHS will zwei neue Gender-Kliniken eröffnen

Die Tavistock-Klinik mag nun geschlossen werden, aber die Netzwerke der Trans-Lobby bestehen fort. Der NHS will das Monopol und die damit einhergehende Ideologie absetzen. Regionale Krankenhäuser werden die Behandlungen der Trans-Kinder übernehmen. Doch das wird nicht reichen, um den Andrang der Teenager mit der Selbstdiagnose „trans“ aufzufangen. Der NHS will daher zwei neue Gender-Kliniken eröffnen, eine in London und eine weitere im Nordwesten Englands. Welche medizinischen Richtlinien für Hormonbehandlungen und Geschlechtsoperationen dort gelten werden, wird davon abhängen, wie der unabhängige Bericht von Cass politisch aufgenommen wird. Cass wird ihren Report 2023 einreichen.

Nun liegt es also auch an den Eltern der misshandelten Trans-Kinder, weiter politischen Druck aufzubauen. In der tiefsten seelischen Krise ihres Kindes hörten sie auf die falschen Ärzte und Therapeuten, obwohl sie vermutlich innerlich gegen die Verstümmelung ihres Kindes rebellierten. Hilflos mussten sie alles zulassen. Hätten sie die ganze Zeit über wirklich nichts tun können, werden sich heute viele Väter und Mütter fragen? Es bleibt zu hoffen, dass sie nun dafür umso mehr ihre ganze Wut und Energie in die Klagen gegen die Handlanger der Transgender-Lobby stecken.