Immer mehr Länder verbieten Pubertätsblocker für Kinder

Ist eine Geschlechtsumwandlung für mein Kind der richtige Weg? Diese Frage stellen sich Eltern, deren pubertierende Töchter sich als „trans“ identifizieren. Zögernd lassen sie sich auf einen Kompromiss ein: Pubertätsblocker. Das schwere Medikament soll den Kindern Zeit zum Nachdenken verschaffen und die Reifung des weiblichen Körpers erst einmal stoppen. Den Eltern mag das wie das kleinere Übel vorkommen, und viele willigen in die Behandlung ein, die in Deutschland erlaubt ist.

Doch immer mehr Länder verbieten Pubertätsblocker oder beschränken ihre Verschreibung. Das Medikament ist nämlich keine harmlose Pausetaste für die Pubertät sondern der Startschuss für die medizinische Geschlechtsangleichung von Minderjährigen. Fast alle Kinder (98 Prozent), die mit den sogenannte GnRH-Analoga behandelt wurden, entscheiden sich für eine Transition mit gegengeschlechtlichen Hormonen und Geschlechtsoperationen. Hingegen konnten sich etwa 85 Prozent der Kinder, die keine Pubertätsblocker erhielten, wieder mit ihrem natürlichen Geschlecht aussöhnen.

International scheint sich folgendes Fazit zu den Pubertätsblockern durchzusetzen: Das vermeintliche „Pausieren“ der Pubertät ist ein gravierender Eingriff in die körperliche, kognitive und psychische Entwicklung von Kindern. Laut einer Darstellung der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags vom 18. Oktober 2023 folgen dieser Einschätzung in Europa zahlreiche Länder:

Finnland

Psychotherapie statt Pubertätsblocker – das empfiehlt kurz ausgedrückt eine 2021 neu in Kraft getretene Richtlinie. Bereits 2020 stoppte Finnland die Verabreichung von Pubertätsblockern. Zu groß waren die Bedenken angesichts der Nebenwirkungen.

Großbritannien

Der britische National Health Service (NHS) hat im Juni 2023 beschlossen, die Verwendung von Pubertätsblockern nur noch im Rahmen von streng kontrollierten klinischen Studien zu erlauben. Der neue therapeutische Fokus solle künftig auf der psychosozialen und psychologischen Unterstützung der Patienten liegen. Zuvor hatte die Schließung der Gender-Klinik Tavistock, die tausende Kinder nach dem gender-affirmativen Ansatz regelrecht verstümmelt hatte, international für Aufsehen gesorgt. Der Skandal hat den NHS unter Druck gesetzt und eine 180-Grad-Wende bewirkt.

Schweden

Trotz der offenen Einstellung gegenüber individuellen Lebensentwürfen, sind in Schweden seit Februar 2023 Pubertätsblocker verboten. Als weltweit erste renommierte Universitätsklinik hatte die Karolinska-Uniklinik in Stockholm bereits im Mai 2021 eine neue Grundsatzerklärung zur Therapie Minderjähriger mit Geschlechtsdysphorie beschlossen, wonach keine Medikamente zur Unterdrückung der Pubertät bei Minderjährigen mehr verschrieben werden dürften. Einzige Ausnahme: Streng kontrollierte klinische Studien, die zuvor vom schwedischen Ethikrat genehmigt werden mussten. Doch seit 2023 gilt das grundsätzliche Verbot der Pubertätsblocker. Begründung: Die Risiken einer solchen Hormonbehandlung überwiegen gegenüber den Vorteilen.

Frankreich

Frankreich vermeidet ein direktes Verbot der Pubertätsblocker, doch ihrer Verschreibung müssen neben den Eltern auch ein psychologischer Gutachter zustimmen. Wegen der langen Wartezeiten erübrigt sich oftmals der Einsatz der Pubertätsblocker. Die französische nationale Ärzteakademie mahnte im Februar 2022 zudem zu mehr Vorsicht bei geschlechtsangleichenden Behandlungen von Kindern und Jugendlichen.

Irland

Auch in Irland wird die Behandlung von Kindern mit Pubertätsblockern indirekt unterlaufen. Es gibt schlichtweg kaum eine spezifische Gesundheitsversorgung für transsexuelle Kinder und teils Wartelisten von bis zu sieben Jahren, wodurch eine Behandlung vor dem Eintritt ins Erwachsenenalter häufig nicht möglich ist.

Österreich

Österreich setzt hohe Hürden vor die Verschreibung des „off-label“-Medikaments: Jeweils eine psychotherapeutische, eine klinisch-psychologische und eine psychiatrische Diagnosestellung müssen vor der Verschreibung der Pubertätsblocker vorliegen. Ein gänzliches Verbot fordert ausschließlich die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ).

Norwegen

Obwohl Norwegen auf eine lange Zeit progressiver Identitätspolitik zurückblickt, betrachtet man den starken Anstieg an Anträgen auf Geschlechtsumwandlungen mit Sorge. Der nationale Untersuchungsausschusses für das Gesundheitswesen monierte das mangelhafte forschungsbasierte Wissen über geschlechtsangleichende Behandlungen. Daher werden die Gesetze für Transgender-Behandlungen von Minderjährigen aktuell überarbeitet. Experten erwarten, dass unter anderem Pubertätsblocker künftig nur noch im Rahmen von Forschung verabreicht werden dürfen.

USA

In den USA verschreiben Ärzte Pubertätsblocker seit vielen Jahren im Off-Lable-Use. Bereits 2017 lagen der U.S. Food and Drug Administration (FDA) mehr als 10.000 Berichte über erhebliche Nebenwirkungen von Frauen vor, die in ihrer Kindheit Pubertätsblocker erhalten hatten. Dennoch hatten bis vor kurzem Minderjährige in allen Teilen der USA Zugang zu Pubertätsblockern und transgender-medizinischen Maßnahmen. Eine derzeit geplante Überarbeitung der medizinischen Richtlinien bestimmt die öffentliche Debatte in den USA so sehr, dass die medizinische Versorgung transgeschlechtlicher Minderjähriger eines der Wahlkampfthemen im Jahr 2024 sein wird. Während einzelne Bundesstaaten die Anwendung von Pubertätsblockern nach wie vor zulassen, sind in anderen Bundesstaaten Verbote gesetzlich entweder bereits erlassen oder in der Planung.

Verboten sind Pubertätsblocker aktuell in Arizona, Georgia, Idaho, Iowa, Kentucky, Louisiana, Mississippi, Missouri, Nebraska, North Carolina, North Dakota, South Dakota, Tennessee, Texas, Utah und West Virginia. Mit Ausnahme von Arizona wurden die Gesetze jeweils erst im Jahr 2023 verabschiedet.

In Arkansas, Florida, Indiana, Oklahoma, und Montana gab es Bestrebungen zum Erlass eines Verbotsgesetzes, die jedoch durch Bundesgerichte blockiert worden sind. Arkansas behalf sich stattdessen mit einem Gesetz, das Arzthaftungsklagen im Bereich geschlechtlicher Übergangsbehandlungen bei Minderjährigen erleichtert und folglich wie ein Verbot für geschlechtsangleichende Behandlungen bei Kindern wirkt.

Schweiz

Auch bei den Eidgenossen gerät die linke pro-trans-Politik allmählich ins Hintertreffen. Im Kanton Bern hat Anfang Dezember der Große Rat mit 76 zu 75 Stimmen beschlossen, medizinische Eingriffe zur Geschlechtsangleichung erst bei Volljährigen zu erlauben. Minderjährige seien zum Teil durch Influencer beeinflusst und könnten die Auswirkungen einer Geschlechtsangleichung kaum ermessen, argumentierten die Antragssteller. Künftig sollen im Kanton Bern Jugendliche, die mit Fragen der Geschlechtsidentität zu kämpfen haben, mit nichtmedizinischen und reversiblen Ansätze behandelt werden.

In der gesamten Schweiz kommt es unterdessen zum Schlagabtausch von aktivistischen Medizinern, für die Geschlechterinkongruenz ein „Gesundheitszustand“ ist, und Kinderärzten, die die explodierende Nachfrage nach geschlechtsangleichenden Maßnahmen bei jungen Frauen mit Sorge betrachten. Bei den 15- bis 19-Jährigen hat sich die Zahl der Eingriffe zuletzt verdreifacht, doch es gibt sogar noch jüngere Patientinnen.

„Zwischen 2018 und 2021 wurden laut dem eidgenössischen statistischen Amt zehn Mädchen im Alter zwischen 10 und 14 Jahren die Brüste chirurgisch entfernt – es gibt dafür keine andere Indikation als die Genderdysphorie“, mahnt der Endokrinologe Urs Eiholzer, Leiter des Pädiatrisch-Endokrinologischen Zentrums Zürich. Eiholzer und weitere Kinderärzte kritisieren, dass ihre Sicht auf den Trans-Hype und dessen zugrundeliegenden Ursachen in Fachzeitschriften zensiert würden. Hingegen könnten die Befürworter des affirmativen Ansatzes ihre Sicht einseitig in den medizinischen Diskurs einbringen.