Gender-Mediziner im Bann der Trans-Lobby

Die Kritik an der geplanten trans-affirmativen Behandlungsleitlinie für Kinder und Jugendliche, die angeben an „Geschlechtsdysphorie“ zu leiden, reißt nicht ab. Mittlerweile gibt es zwei Elterninitiativen, die sich unabhängig voneinander in offenen Briefen entsetzt über die Empfehlungen zeigen, die sich am Kurs der internationalen Trans-Lobby orientieren. Vorgelegt hatte am 12. April die Elterngruppe „TransTeens Sorge berechtigt“ mit ihrer Forderung, die Leitlinie zu stoppen.

Nur wenige Tage nach diesem Schreiben von „TransTeens Sorge berechtigt“ veröffentlichte am 15. April eine internationale Allianz von Elternorganisationen unter Führung der Schweizer Gruppe AMQG eine E-Mail, die an den Vorsitzenden der Leitlinienkommission, den Kinder- und Jugendpsychiater Georg Romer adressiert ist. Die trans-affirmative Behandlung der Kinder und Jugendlichen folge keinen objektiven und evidenzbasierten Kriterien, moniert die Schweizer Elterninitiative.

Ihre Sorge gilt nicht nur den Minderjährigen, sondern explizit auch der hochgefährdeten Gruppe junger Mädchen, die als Teenager die soziale Transition durchlaufen haben und sich nach ihrem 18. Geburtstag in die medizinischen Mühlen der Gender-Kliniken begeben. Die Elternvereinigung mahnt, die vorgeschlagene Leitlinie unterstütze genau diesen Kurs und ignoriere konsequent sämtliche Argumente, die dagegen sprechen: Immer mehr Länder vollzögen eine medizinische 180-Grad-Wende und stoppten die trans-affirmativen Behandlungen für Minderjährige.

Das WPATH-Leak habe die menschenverachtende Ideologie der Trans-Lobby und die Verstrickungen in die Medizin offen gelegt. Wenige Tage nach Offenlegung der WPATH-Files hätten französische Senatoren einen über 300-seitigen Bericht zur „Gender Affirming Care“ veröffentlicht, worin sie ein Verbot der geschlechtsangleichenden medizinischen Behandlung sowie der sozialen Transition von Kindern und Jugendlichen fordern, betonen die Schweizer Eltern.

Die WHO rudert zurück

Einige „systematische Überprüfungen“ wie der Cass Review hätten jüngst die trans-affirmativen Behandlungen für Minderjährige als nicht evidenzbasiert massiv in Frage gestellt. Dennoch seien sie von der Leitlinienkommission nicht berücksichtigt worden. Das gelte vor allem auch für die Kontroverse um die Pubertätsblocker, denn die Leitlinienautoren würden nicht anerkennen, „was WHO, NICE, NHS, Karolinska, Cass Review und andere festgestellt haben“:

Für den Nutzen von Pubertätsblockern für Kinder und Jugendliche, die unter Geschlechtsdysphorie leiden, fehlt die medizinische Evidenz. Sie leugnen auch jegliche kognitiven Risiken, obwohl die FDA vor möglichen Hirnschwellungen warnt und die britische Forscherin Prof. Baxendale in ihrer jüngsten Übersichtsarbeit das Risiko schwerwiegender IQ-Einbußen erwähnt. Die Mayo Clinic weist in einer aktuellen Studie zudem auf Hodenatrophie und Krebs bei Jungen nach, die Pubertätsblocker einnehmen.

Schweizer Elternvereinigung AMQG

Obwohl sich die Leitlinie auf die WHO berufen würde, werde der jüngsten WHO-Verlautbarung keine Beachtung geschenkt: „Die Überprüfung der Evidenz hat ergeben, dass die Studienlage für ‚Gender Affirming Care‘ bei Kindern und Jugendlichen als begrenzt und in Bezug auf die längerfristigen Ergebnisse variabel ist.“

Zudem mahnen die Autoren, dass die Erfahrungsberichte der Detransitioner nicht berücksichtigt wurden, genauso wenig wie auch die Stimmen der betroffenen Eltern. Die Diagnose „Geschlechtsdysphorie“ sei voreilig und ohne vorherige ganzheitliche Diagnostik gestellt worden. Die bereitgestellten Informationen seien unvollständig gewesen, und „die ‚transaffirmativen‘ Ärzte, auf die wir trafen, hatten oft enge Verbindungen zu Transaktivisten und beriefen sich auf ideologische Forderungen“, heißt es in der veröffentlichten E-Mail an den Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Münster, Georg Romer.

Ihre Kinder würden nach Protokollen behandelt, die von den sonst üblichen medizinischen und ethischen Praktiken abwichen, was in anderen Ländern inzwischen offiziell angeprangert und korrigiert werde. „Medizinische Behandlungen sollte [sic] auf Wissenschaft basieren, nicht auf Ideologie“, stellt die Elternvereinigung klar.

Massive Interessenkonflikte der Gender-Mediziner

Neben ihrer inhaltlichen Kritik an der trans-affirmativen Behandlung von Minderjährigen zielte die E-Mail auch darauf ab, etwas Entscheidendes ins öffentliche Bewusstsein zu rufen: Weite Teile der medizinischen Fachdisziplinen, die mit der Transgender-Medizin in Berührung stehen, sind ideologisch massiv von der Trans-Lobby beeinflusst, allen voran von der WPATH. Das gilt in besonderem Maße für die Zusammensetzung der Leitlinienkommission. So heißt es etwa in der E-Mail:

Der Vorsitzende der Leitlinienkommission, Dr. Georg Romer ist Mitglied von WPATH und leitet das Center for Transgender Health in Münster mit dem Ziel, das europäische Transgender-Zentrum zu werden. Viele der Leitlinienautoren betreiben selbst Spezialzentren oder Praxen für „Trans“-Jugendliche.

Die „unabhängige“ schwedische Expertin Cecilia Dhejne ist Mitglied der WPATH und hat an den neuesten Behandlungsempfehlungen „Standards of Care 8“ mitgewirkt, die wegen des Verzichts auf Altersbeschränkungen für Minderjährige und der Einführung der „Eunuchen-Geschlechtsidentität“ stark kritisiert wurden. Dhejne erhielt die Auszeichnung FPES Trans Hero 2016. Schweden selbst ist nach einer systematischen Überprüfung der „Standards of Care“ der WPATH abgekehrt.

Die Zusammensetzung des Leitlinienkomitees ist auf das „affirmative“ Behandlungsmodell zugeschnitten, da es von einem WPATH-Mitglied geleitet wurde, WPATH-Mitglieder und „transaffirmative“ und transaktivistische Organisationen eingeladen hatte und praktisch jeden ausschloss, der einen anderen Standpunkt vertrat.

Von der Pharmaindustrie gesponserte Hormonspezialistin gehört Leitlinienkomitee an

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch der Einfluss des Pharmaunternehmens Ferring, das Pubertätsblocker und Testosteron-Produkte herstellt. Auf das von Ferring geförderte „Dutch Protocol“ berufen sich weltweit Mediziner und Lobbyisten, um ihren trans-affirmativen Kurs zu rechtfertigen. Auch die Stiftungs-Professur an der Bochumer Gender-Ambulanz an der Uniklinik wird mit 150.000 Euro jährlich von Ferring unterstützt. Diese Stelle hatte die Fachärztin für Kinderendokrinologie Annette Richter-Unruh inne. Die Professorin gehört (auch) ebenfalls der Leitlinienkommission an.

Als Konsequenz fordern die Schweizer Eltern eine Abkehr von der Leitlinie, die aktuell noch als Entwurf vorliegt, sowie eine Auseinandersetzung mit der „ideologischen Vereinnahmung beim Thema ‚Transgesundheit‘ und ‚Geschlechtervielfalt‘ in Ihrer eigenen Einrichtung, und mit der künftigen Handhabe des Problems“.

Unterdessen bekommen beide Elterninitiativen Unterstützung von 15 Professoren der Kinder- und Jugendpsychiatrie, die die Forderungen der Eltern in einem 100-seitigen Fachkommentar untermauern und die Leitlinie regelrecht auseinandernehmen. Die Transgender-Informationsseite KeinMädchen hat die wichtigsten Kritikpunkte der Ärzte vorgestellt.