Das Forum Familie 2022 am 17. September war die erste Live-Veranstaltung nach mehr als zweieinhalb Jahren für alle Freunde von DemoFürAlle. Drei politisch brisante Vorträge zur aktuellen Lage der Familie fokussierten die emotionale Krise, in der sich unsere Gesellschaft befindet.
Wir befinden uns in der schwersten Krise seit siebzig Jahren: Krieg in Europa, explodierende Energiekosten, Existenznot unzähliger Betriebe und die Verheerungen, die Corona-Maßnahmen und steigende Steuern bereits hinterlassen haben. Doch gerade diese düsteren Perspektiven machten ein Zusammentreffen unserer Unterstützer nach längerer Zwangspause so wichtig und waren die Ausgangslage für das erste „Forum Familie“ von DemoFürAlle, um den Kern der politischen Krisen in den Blick zu nehmen.
Denn im Inneren unserer Gesellschaft finden die eigentlichen Verwerfungen statt. Die Schneise der emotionalen Verwüstung zieht sich mitten durch Familien. Weit über 100.000 ungeborene Kinder werden jedes Jahr im Mutterleib getötet. Familien zerbrechen, weil das Ja zum Leben, und damit auch das Ja zum Partner, das Ja zu sich selbst und das Ja zum eigenen Kind fehlt. Unzählige Kinder stürzen in Identitätskrisen. Bin ich geliebt? Wer bin ich, wenn sich meine Eltern nicht mehr lieben? Tausende Kinder fühlen sich neuerdings „im falschen Körper“ und unterziehen sich einer Geschlechtsoperation. Die Politik befeuert den Transgender-Hype mit dem Selbstbestimmungsgesetz.
Und unbemerkt neben all den hausgemachten Corona-, Gas- und Inflationskrisen plant unsere Regierung die „größte Familienrechtsreform“ der vergangenen Jahrzehnte. Familie soll bald alles und nichts mehr bedeuten. Das ist das Ziel, und wird es erreicht, sind die akuten Krisen nur ein Vorbote für die Umwälzungen, die noch auf uns zukommen. Eine Politik, die ihre Familien nicht schützt, sondern das sensible Vater-Mutter-Kind-Gefüge drangsaliert, wo sie nur kann, zerstört die Basis für jedes solidarische Denken und Handeln. Die Herzensbildung, mehr zu leisten, als für das eigene Überleben notwendig ist, kann nur in Familien vermittelt werden. Ein künstliches Solidarsystem, das die Familie ersetzen will, führt zur Atomisierung der Gesellschaft, weil die Liebe fehlt. Anders formuliert: Ein Volk, das kein Ja zum Leben hat, ist dem Untergang geweiht – trotz Bürgergeld und erneuerbarer Energien.
Und so haben wir den Abend nach dem „Marsch für das Leben“ auch ganz bewußt gewählt, um mit dem Forum Familie neben den hohen Abtreibungszahlen weitere akute Symptome dieser emotionalen Krise anzusprechen, in der sich die Familie befindet.
„Das Grundrecht ist erledigt“
Der Jurist Dr. Ulrich Vosgerau warnte in seinem Vortrag „Mitmütter und Mehreltern: Wohin führt die Reform des Abstammungsrechts?“ davor, dass das Familienrecht künftig nicht mehr biologischen Tatsachen folgen werde. Die Politik plane eine systematische Umstellung. Verwandtschaft und Elternschaft sollen bald auf Willensentscheidungen und vertraglichen Abreden beruhen, die dann auch gesetzlich erfasst würden. Wenn etwa zwei Frauen als Mutter eines Kindes gelten, sei dies ein „Bruch mit dem System, eine reine Fiktion“ die jeglicher biologischer Realität entbehre, verdeutlichte Vosgerau die tiefgreifenden Reformpläne.
Das politische Muster kenne man bereits von der Ehe für alle. Die schleichende Annäherung der Lebenspartnerschaft an die Ehe bis zur gesetzlichen Fixierung habe die Intention des Grundgesetzes ins Gegenteil verkehrt. Von dem besonderen Schutz der Ehe und Familie durch den Staat sei nicht mehr viel übrig. Was alles als Familie gelten soll, sei nicht das, was die Verfasser des Grundgesetzes im Sinn hatten.
Geschlecht, Ehe, Elternschaft, Abstammung – „alles will man dem freien Willen und der Vertragsfreiheit öffnen“, skizzierte Vosgerau die Pläne der Ampelkoalition. Juristische Stilblüten wie die Mehrelternschaft mit bis zu vier sozialen Eltern seien die Folge. Auch der zweite Absatz im Artikel 6 des GG, Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht, werde außer Kraft gesetzt, denn die naturrechtliche Definition von Abstammung, Eltern- und Kindschaft sei der Beliebigkeit preisgegeben. „Das Grundrecht ist damit erledigt“, stellte der Rechtsphilosoph klar. Nun sei der Weg frei, die Kinderrechte ins Grundgesetz zu schreiben. An die Stelle der Eltern trete der Staat, der nun jederzeit im Namen der Kinderrechte ins Familienleben eingreifen könne.
„Gewalt gegen alle Familien“
Einen Vorgeschmack auf die Entrechtung der Eltern bot der Vortrag des finnischen Erziehungswissenschaftlers Prof. Dr. Tapio Puolimatka „Transgender-Hype: Das Selbstbestimmungsgesetz als Lehrer und Gestalter der Kultur„. Am Beispiel eines 14-jährigen Mädchens aus Kanada, das sich angestachelt von Ideologen und gegen den Willen seines Vaters einer Geschlechtsumwandlung unterzog, schilderte Puolimatka, was auch in Deutschland mit der Einführung des neuen Gesetzes droht. Der Oberste Gerichtshof von British Columbia ordnete an, der Vater dürfe sein Kind weder von der Hormonbehandlung abhalten noch es als seine Tochter bezeichnen. Jede Zuwiderhandlung würde als häusliche Gewalt ausgelegt.
Die vollendete Gender-Ideologie, die juristische Negierung von Geschlecht, Ehe und Verwandtschaft, sei nicht nur Gewalt gegen die direkt betroffene Familie sondern Gewalt gegen jede einzelne Familie, betonte Puolimatka. Seine Analyse sorgte für Bestürzung im Publikum. Denn es geht um nichts weniger als um die Zersetzung familiärer Beziehungen. Selbstbestimmung in jedem Identitätsbereich und die Kontrollverschiebung zum Staat, der jedes falsche Wort der Eltern ahnden kann, sind die Spaltkeile in den Familien, vor allem zwischen Eltern und ihren Kindern. Ein dystopisches Szenario: „Weil jede neue Generation die Grundbausteine ihrer persönlichen Entwicklung aus der Familie bezieht, schwächt und degeneriert diese familiäre Dysfunktion die Gesellschaft als Ganzes“, folgerte Puolimatka und schloss mit dem Appell: „Deshalb brauchen wir starke Familien!“
„Spielen, wachsen und reifen“
Das war das auch Stichwort für die Gordon-Neufeld-Schülerin Maria Elisabeth Schmidt für ihren Vortrag „Unsere Kinder brauchen uns!“ Was Kinder vor Indoktrination und Verführung bewahrt und was die Familie zu einem Bollwerk macht, ist die auf bedingungsloser Liebe und Annahme beruhende Eltern-Kind-Bindung. Sie ist das intuitive Angriffsziel jeder totalitären Ideologie. Umso wichtiger ist es, dass Mütter und Väter ihre Verantwortung erkennen und „Bindungsexperten für ihre Kinder werden“, empfahl Schmidt. Es liege in ihrer Hand, wie stark das Schutzschild um das Herz ihrer Kinder ein Leben lang sein wird. Was wir unter den Begriffen familiäre Geborgenheit, Herzensbildung und Reifeentwicklung kennen, haben Entwicklungspsychologen und Bindungsforscher wie Gordon Neufeld in jahrzehntelanger Forschung erfasst.
Echte Reife, Neugierde und Lernfähigkeit habe die „geborgene Bindung“ als Voraussetzung, laute eine Prämisse der Bindungstheorie, erklärt Schmidt. Oft bleibt es bei der Theorie. Eines der brisanten Phänomene, das Neufeld beschreibt und auf das Schmidt in ihrem Vortrag einging, ist die Gleichaltrigenorientierung – eine Folge des modernen Familienlebens und der Ganztagsbetreuung in Kita und Schule. „Freunde sind wichtig“, betonte Schmidt, aber wenn Kinder zu oft und für zu lange Zeit mit Gleichaltrigen zusammen seien, orientiere sich das Bindungssystem neu. Werte, Geschmack, Spracherwerb und Sexualität – in allen relevanten Punkten erfolge eine horizontale Identitätsentwicklung unter den aneinander gebundenen Kindern. Schmidt warnte davor, die weit verbreitete Gleichaltrigenorientierung zu unterschätzten. Eltern, die den emotionalen Zugang zu ihren Kindern verloren haben, würden dies oft als frühe Selbstständigkeit fehlinterpretieren.
„Heile Bindungen bedingen emotionale Gesundheit“, fasste Schmidt ihre Rede und zugleich auch das Anliegen des Forum Familie zusammen. Familie erfahre Schutz und Stärkung, „indem die Eltern ihre Beziehung zueinander pflegen und nähren und die Verantwortung für ihre Bindung zu ihren Kindern übernehmen“, mahnte Schmidt. Dann könnten Kinder tun, wozu sie da seien: „Spielen, wachsen und reifen.“
Nach der langen Corona-Zwangspause waren die Gäste der DemoFürAlle-Veranstaltung sehr angetan vom geselligen Format des Forum Familie. Ein Dreigänge-Menü umrahmte die spannenden Vorträge. Deren inhaltliche Tiefe und politische Brisanz führte zu angeregten Diskussionen bis weit nach Mitternacht. Die Quintessenz der Tischgespräche: Das Gender-Projekt Familie für alle muss gestoppt werden. Der Weg aus der politischen „Dauerkrise“ kann nur über eine Rückbesinnung auf die Vater-Mutter-Kind-Familie als Keimzelle der Gesellschaft gelingen.