Buchbesprechung: Irreversibler Schaden

Warum geraten unzählige Mädchen in den Trans-Kult? Die Journalistin Abigail Shrier hat sich für ihr Buch „Irreversibler Schaden. Warum der Transgenderwahn unsere Töchter verführt“ (Kopp Verlag, 2023) auf Tuchfühlung mit den Opfern der LGBT-Ideologie begeben. Um die Geschichte dieser Mädchen zu erzählen, habe sie „200 Interviews geführt und mit fast 60 Familien von Jugendlichen gesprochen.“

Das Ergebnis ist nicht nur eine Analyse des Trans-Kults sondern auch ein kleines Psychogramm der US-amerikanischen Generation Z. Sie hat sich Lichtjahre von Huckleberry Finn und Tom Sawyer entfernt. Die vielen anekdotisch angerissenen Biografien handeln von in Watte gepackte Safe Space-Zombies. Über soziale Medien sind sie mit utopischen Glitzerwelten verbunden, aber laut Studien haben sie offline immer weniger soziale Kontakte. Sie trinken und rauchen weniger und sind recht gut in der Schule, eher schüchtern und angepasst, aber innerlich driften sie in unvorstellbare Verunsicherungen ab und schlagen plötzlich radikal über die Strenge.

Mädchen, die früher eine Magersucht entwickelt, als „Emos“ sich die Haare schwarz gefärbt und gepierct oder sich „geritzt“ hätten, geraten heute in den Sog des Trans-Kults. „Wir sehen zu, wie Mädchen im Teenageralter, die keine genderdysphorische Vorgeschichte haben, in eine radikale Genderideologie eintauchen, die sie in der Schule oder im Internet kennenlernen – angefeuert von Gleichaltrigen, Therapeuten, Lehrern und Influencern. Nur ist in dem Fall der Preis für ihren jugendlichen Leichtsinn nicht bloß eine Tätowierung oder ein Piercing, sondern eher ein halbes Kilo Fleisch“, schreibt Shrier in Anspielung auf die tausendfach bei Minderjährigen vorgenommenen Brustamputationen. In der Trans-Szene heißen sie euphemistisch „Obenrum-Op“.

Eltern von Trans-Kindern sind „fast durchweg politisch progressive weiße Bildungsbürger“

Shrier erklärt, wie die Gender-Ideologie funktioniert, wie sich der Trans-Kult über soziale Medien und angeheizt von Ideologen verbreiten konnte, und was in den Mädchen und den Familien vorgeht:

Keine dieser Eltern, mit denen ich sprach, waren naiv oder ahnungslos, was die Höhen und Tiefen der Pubertät angeht. Sie wussten genau, wie das abläuft: eines Tages würden die kleinen Mädchen, die sie durch grippale Infekte gebracht und ins Krankenhaus gefahren hatten, um genäht oder eingegipst zu werden, plötzlich Teenager sein, die ihre Liebe verfluchen würden. Diese Eltern waren alle darauf gefasst, eine Weile lang für ihre Liebe gehasst zu werden. Es war ihnen klar, dass sich ihre Teenagertöchter über ihren Modegeschmack lustig machen oder sogar ihre Werte ablehnen würden. Worauf sie nicht gefasst waren, war das makabre Schauspiel, dass sich ihre Töchter in einem solchen Ausmaß selbst ablehnen würden.“

„Diese Eltern waren fast durchweg politisch progressive weiße Bildungsbürger“, schreibt Shrier, oder moderne Konservative, die aber die „Homo-Ehe unterstützen“. Anhand zahlreicher berührender Familiengeschichten erschafft die Journalistin ein US-amerikanisches Sittengemälde. Für jeden, der nicht der Generation Z angehört, wird deutlich, was es bedeutet, in einer vollkommen digitalisierten Welt aufzuwachsen: Seine Identität im permanenten Abgleich mit den Glitzerwelten in den sozialen Medien zu entwickeln, und sein Aussehen und seine Beliebtheit rund um die Uhr mit Likes und Herzchen messen und vergleichen zu können.

Trans-Influencer missionieren unermüdlich

Mädchen in der Pubertät kämpfen mit besonders heftigen Herausforderungen:

Selbst unter den besten Voraussetzungen waren Teenagermädchen schon immer die schärfsten, grausamsten Kritiker ihres eigenen Körpers sowie der Körper der anderen. Doch heute betrachten sie das alles unter dem unerbittlichen Vergrößerungsglas der sozialen Medien.

Psychisch hochgradig labil geraten die Mädchen in die Wirbelstürme der Pubertät, in die Einflusssphäre der Trans-Influencer und der schulischen LGBT-Community. Unermüdlich würden die „Drogen- und OP-Prediger der Transwelt“ missionieren – voller Mitleid für alle, die noch nicht richtig „trans“ sind, weil ihre Eltern es ihnen verwehren wollen. Sie verbreiten Desinformationen, medizinischen Unwahrheiten, geben schlechte Ratschläge und Tipps, wie man Ärzte und Eltern mit Selbstmordgedanken schockiert. „Sie preisen die Vorzüge von Testosteron an, als ob es nur ein Proteinshake wäre“, begeistern sich für „Brustentfernungen wie für eine neue Frisur“, diffamieren besorgte Eltern als „toxisch“ und ziehen die jungen Mädchen in ihre „Glitzerfamilie“. Intensiv hat sich Shrier mit den extrem an Liebesdefiziten leidenden Trans-Influencern im Netz und in den Schulen auseinandergesetzt hat.

Buchverbrennung“ – Hysterische Reaktionen der linksintellektuellen Elite

Mit der Verstümmelung von tausenden Mädchen ist nicht nur für progressive Eltern, sondern auch für manche „woke“ Linke ein Punkt erreicht, an dem sie die queere Gender- und LGBT-Ideologie hinterfragen, die die westliche Welt und vor allem ihre Schulen seit vielen Jahren heimsuchen. Die Genderindoktrinierung von der ersten bis zur zwölften Klasse sei „radikal und allgegenwärtig“ und die westliche Welt sei zu einem fruchtbaren Boden für einen „Transgenderwahn“ geworden, der nichts mit echter Geschlechtsdysphorie, aber alles mit unserer kulturellen Schwäche zu tun habe, fasst Shrier die ideologischen Würgegriffe zusammen. Wenn Jugendliche in eine Krise gerieten, falle ihnen sofort die Gender-Ideologie mit ihren Optionen als „heroische Lösung“ ein.

Therapeuten und Ärzte spielen eine entscheidende Rolle im Trans-Kult. Mit ihrem Schlaglicht auf die Medizin, die unbekannte Schattenseite des Kults, hat Shrier der englischsprachigen Öffentlichkeit klar gemacht, welche Rolle Trans-Lobby-Organisationen wie die WPATH spielen und was in Praxen und Kliniken „trans-affirmativ“ behandelnder „Seelenklempner“ und Ärzte vor sich geht. Ohne zu zögern diagnostizieren sie „Geschlechtsdysphorie“, führen Brustamputationen durch und bezeichnen sie euphemistisch als „Geschlecht bestätigende Operationen“.

Das Buch „Irreversibler Schaden“ provozierte hysterische Reaktionen der linksintellektuellen Elite in den Staaten: „Ich möchte dazu ermutigen, dieses Buch zu stehlen und es auf einem Scheiterhaufen zu verbrennen“, schrieb Grace Lavery, eine Englischprofessorin in Berkeley. Und Chase Strangio, ein Direktor der American Civil Liberties Union, schrieb: „Abigail Shriers Buch ist eine gefährliche Polemik … Die Verbreitung dieses Buches und dieser Ideen zu stoppen ist zu 100 Prozent eine Sache, für die ich mein Leben hingeben würde.“ In den USA boykottierten Medien, Buchhändler und Werbeträger Shriers Buch, das allein dadurch provoziert, dass es die Geschichten von Mädchen erzählt, deren queerer Selbstbestimmungstrip in einem irreversiblen Schaden endete.

Die Trans-Frage steht aktuell im Zentrum des westlichen Kulturkampfes zwischen Linken und Konservativen. In den USA gehört sie mit zu den wahlentscheidenden Fragen. Shrier wird boykottiert und angefeindet, weil ihre sozial-empirische Analyse an lebensnahen Beispielen erklärt, wie heutzutage eine absurde Ideologie Politik, Medien, Schulen, Medizin, im Grunde eine ganze Gesellschaft nach ihrer Pfeife tanzen lässt und ihre körperlich für immer versehrten Opfer zu Helden stilisiert: Wo Selbstbestimmung drauf steht, verbergen sich seelische Abhängigkeiten und ideologische Fremdbestimmung. Der Trans-Kult zielt auf die Schwächsten der Gesellschaft – auf psychisch labile und leicht manipulierbare Kinder.