„KentlerGate“ : Mißbrauchs-Pädagogik wirkt weiter

Das „Grundschul-Set“ an Penismodellen ist mit und ohne Vorhaut und in verschiedenen Farben erhältlich, erfahren Sexualpädagogen auf den Seiten von Pro Familia. Dort erhalten sie zudem Tipps für sexuell animierende Rollenspiele in Schulklassen, oder Ideen, was Kinder aus dem „Grabbelsack“ neben Kondomen, Gleitgel und Unterwäsche noch so alles herausziehen könnten. Die „sexuelle Bildung“ für Teenager führt vom Petting über das „erste Mal“ weiter zum Oral- und Analsex bis hin zum „Schlußmachen“.

In Zeiten von Pubertätsblockern und Geschlechtsumwandlungen ist die Anleitung zum promiskuitiven Safer Sex-Lebenswandel doch harmlos, könnte man einwenden. Offene Beziehungen sind schließlich im Kommen. Aber wer vielleicht doch wissen will, wie wir unsere sexuellen Verklemmungen überwunden haben und in der Pille-Porno-Puff-Idylle landen konnten, dem sei der Film „KentlerGate: Kindesmißbrauch in staatlicher Verantwortung“ empfohlen. Die Dokumentation des Aktionsbündnisses „Demo Für Alle“ feierte am Mittwochabend vor Journalisten Premiere und wird am 27. Oktober auf YouTube veröffentlicht.

Die „Probiert aus, was euch Spaß macht“-Pädagogik von Pro Familia – selbst nutzt man die Adjektive „emanzipatorisch“ und „sexualfreundlich“ – atmet den Geist der Pädophilie. Die sexuelle Befreiung der 68er-Bewegung galt auch den Kindern. „Im Schnelldurchlauf“ hätten die Studenten damals nicht nur Marx und Mao sondern auch die Literatur zur sexuellen Revolution von Wilhelm Reich und Alfred Kinsey gelesen und „selbstzerfleischend“ in ihren sämtlichen Beziehungen angewandt, sagt die Autorin Bettina Röhl im Film.

68er lieferten Kinder dem Mißbrauch aus

Röhl ist die Tochter der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof und hat ihre Kindheit in den studentischen Kommunen und in Kinderläden verbracht. „Die Kinder sollten nicht nur zugucken beim Geschlechtsverkehr der Eltern sondern auch mitmachen“, schildert Röhl die damalige Vorstellung, wie der „neue Mensch“ nicht nur sozialistisch sondern auch sexuell erzogen werden sollte. Das Brechen der Schamgrenzen habe als Befreiung schlechthin und die Kinderladen-Kinder hätten als neue Elite gegolten.

Die zeitgeschichtlich zentrale Figur im Film ist der Sexualwissenschaftler Helmut Kentler. Mit seiner Vorstellung vom Kind als Sexualwesen, dessen sexuelle Lebensenergie von Erwachsenen stimuliert und freigesetzt werden müsse, lief Kentler bei den 68ern offene Türen ein. Kentler transformierte die Thesen von Reich und Kinsey zu den „genitalen Rechten der Kinder“ in die Praxis deutscher Sexualerziehung und galt als angesehener Sexualreformer. Im Kampf gegen die „repressive Sexualmoral“ sah man darüber hinweg, daß Kinsey für seine Experimente Hunderten Kinderschändern junge Opfer zuführte, um belegen zu können, wie oft und wie lange die von ihnen mißbrauchten Kinder und Säuglinge zum Orgasmus gekommen seien.

Auch Kentler betonte den pädagogischen und therapeutischen Nutzen pädosexueller Beziehungen für Kinder. Sein Einfluß war so groß, daß er als gerichtlicher Sachverständiger für Mißbrauchsfälle tätig war. Jedes Mal erwirkte er Verfahrenseinstellungen oder Freisprüche.

Pro Familia setzt weiter auf übergriffige Sexualpädagogik 

„Kentler war der festen Überzeugung, daß es für Jungen gut ist, wenn sie homosexuelle Kontakte zu Erwachsenen haben“, erklärt die Erziehungswissenschaftlerin Karla Etschenberg, wie es zu den berüchtigten Kentler-Experimenten kommen konnte. Sie sind der Aufhänger des Films. Mit Hilfe des Berliner Senats hatte Kentler jahrzehntelang straffällig gewordene Jungen gezielt bei pädosexuellen Männern untergebracht. Als „Glücksfall“ bezeichnete eine Senatsmitarbeiterin damals das Resozialisierungsprojekt. Die Jungen waren weg von der Straße und offenbar in guten Händen.

Das Mißbrauchsexperiment von Kenlter bestehe in der übergriffigen Sexualpädagogik fort, „die heute den Kindern zugemutet wird“, betont die Sprecherin von „Demo Für Alle“, Hedwig von Beverfoerde. Ohne Kentler sei die sexuelle Bildung, die heute eine ideologische Monopolstellung habe, nicht zu verstehen, bestätigt Etschenberg. Die Sexualpädagogin hat Kentler und seine Nachfolger kennengelernt, sich selbst aber früh von der handlungsorientierten Sexualerziehung distanziert. Die heutige sexuelle Bildung für Kinder nehme Kentlers Prämisse „Lernen durch tun“ beim Wort und ziele darauf ab, in Übungen „sexuell animierende Situationen zu schaffen“, sagt Etschenberg, etwa wenn in Schülergruppen ein am Körper verstecktes Kondom gesucht werden müsse.

Das Schönreden von Pädosex und die „Probiert euch aus“-Aufforderung, mit der Kinder heute in die Promiskuität geschickt werden, beruhen auf Kentlers Denkschule. Der mehrfach in die Kritik geratene Pädophilie-Forscher Rüdiger Lautmann schreibt im Nachruf auf Kentler, eines ihrer gemeinsam erreichten Lebensziele sei es gewesen, den Beginn geschlechtlicher Aktivität von Jugendlichen „weit vorzuverlegen“ von 20 auf 15 Jahren. Sexuell enthemmte Teenager, die „emanzipiert“ die Schritte vom Petting zum Schlußmachen beherrschen, sind die Opfer jener Täter, die noch in den 90ern pädophilen Mißbrauch organisierten.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei der Wochenzeitung „Junge Freiheit“.