Das Selbstbestimmungsgesetz geht ungebremst in die Zielgrade. In wenigen Tagen erhalten die Bundestagsabgeordneten den fertigen Entwurf, über den sie dann abstimmen sollen: Jeder Bürger darf offiziell und amtlich sein Geschlecht wechseln und nicht nur im Ausweis – vom Schulzeugnis bis zur Vereinszeitung – wird aus Simon eine Simone, oder umgekehrt. Die aufwendigen Änderungen müssen sein, wenn Simon das so will, denn jedem, der sich seinem Lügentheater verweigert, droht künftig eine Strafverfolgung.
Jeder Abgeordnete, der noch einigermaßen bei Sinnen ist, müsste den Entwurf ablehnen. Doch die medialen Debatten, die das neue Gesetz auf seinem Weg zur Beschlussreife begleiteten, stießen auf politische Ignoranz. Sie fällt bei einem Thema besonders auf: Tausende Mädchen im „falschen Körper“ dürfen nun neue Pässe beantragen, die ihre Geschlechstdysphorie bestätigen und verstärken. Die Gender-Kliniken sind heute schon überfüllt: Pubertätsblocker, Testosteronspritzen und amputierte Brüste sind an der Tagesordnung.
Mit dem Selbstbestimmungsgesetz würde die Zahl der Hormonbehandlungen und OPs an Minderjährigen noch weiter steigen, sagt Anna Weber von der Eltern-Initiative „Trans Teens Sorge berechtigt“ im Interview mit der Zeitschrift Emma. Es erscheint nicht von ungefähr kurz vor der Abstimmung. Weber hat selbst eine Tochter, die „sich Brüste, Gebärmutter und Eierstöcke“ hat entfernen lassen, die nach einer „drastische Operation“ zum Penoid-Aufbau „monatelang krank, inkontinent und arbeitsunfähig“ war, und die heute ihre OP bereut. Der ideologische Einfluss aus den Medien und der Trans-Community sei einfach zu stark gewesen.
Überweisung zum Endokrinologen – Therapeuten unter Druck
Weber und ihre Tochter haben alle Argumente gegen eine übereilte und „freie Selbstbestimmung“ für junge Trans-Menschen durchlitten. Jede Verbreitung der Wahrheit zählt in diesen Tagen. Das erhöht den Druck auf die Verantwortlichen. DemoFürAlle hat das Interview für Sie zusammengefasst:
Das Selbstbestimmungsgesetz regelt lediglich die soziale Transition. Warum intendiert es trotzdem transgender-medizinische Maßnahmen?
→ Die denkbar einfache Änderung des amtlichen Geschlechtseintrags erweckt bei den Jugendlichen den Eindruck, das auch die körperliche Anpassung leicht machbar sei. Transgender-Erfahrungsberichte in den sozialen Medien verbreiten diese Annahme.
→ Das neue „männlich“ im Personalausweis, der neue Name im Schulzeugnis, ausgesprochen von Freunden und Lehrern, erhöht den Druck, den Körper medizinisch an die neue Realität anzupassen. Die allseitige Bestätigung der neuen Identität verstärkt die Dysphorie. Vor allem der Ausweis ist wie ein glühendes Mahnmal in der Hosentasche, dass der Körper immer noch „falsch“ ist. Den sich in psychischen Ausnahmesituationen befindlichen Teenagern fehlt die Kraft „aus der Nummer wieder herauszukommen“.
→ Der geänderte Ausweis würde den Druck auf Ärzte und Therapeuten immens erhöhen. Doch schon jetzt werden Jugendliche fast ausschließlich affirmativ behandelt und sofort mit dem neuen Namen und den „richtigen“ Pronomen angesprochen. An die Stelle einer Differentialdiagnose rückt die ärztliche Bestätigung der Selbstdiagnose und die wunschgemäße Überweisung zum Endokrinologen.
Schulverweigerung, Ritzen und Suiziddrohungen – Eltern unter Druck
→ Mit dem Selbstbestimmungsgesetz wären nun selbst kritischen Therapeuten juristisch die Hände gebunden. Der Staat hat die Diagnose faktisch bereits vorweggenommen und macht jede weitere therapeutische Diagnostik nicht nur obsolet sondern verbietet sie mit dem Offenbarungsverbot sogar. Schon jetzt ist es für Therapeuten rechtlich heikel, den Jugendlichen, die mit der Selbstdiagnose „trans“ kommen, vorzuschlagen, ihre Situation erst einmal zu erkunden, weil das bereits als „Konversionstherapie“ ausgelegt werden könnte.
→ Der Ansturm der Mädchen auf die Gender-Kliniken ist jetzt schon kaum mehr zu bewältigen. Die Wartelisten sind voll. Die jungen Patientinnen bekommen im Schnelldurchlauf, was sie fordern. Zugleich ist es ein lukratives Geschäft. Immer neue Gender-Zentren entstehen. Das Selbstbestimmungsgesetz würde eine zusätzliche Welle an Trans-Teenagern auslösen, die bei den medizinisch Verantwortlichen alle Dämme brechen ließe. Aus der Transgender-Medizin würde ein reiner Erfüllungsgehilfe im Akkordbetrieb.
→ Schon jetzt setzen viele Trans-Kinder angestachelt durch die Trans-Community ihre Eltern massiv unter Druck mit Schulverweigerung, Ritzen und Suiziddrohungen. Manche melden sich bei den Jugendämtern und wollen aus den Familien genommen werden. Mit dem Selbstbestimmungsgesetz hätten sie ab 14 Jahren alle juristische Handhabe, ihre Eltern unter Androhung von Strafe und Bußgeld zur Bestätigung ihrer neuen Identität und zum Gebrauch des neuen Vornamens zu zwingen.
Brustamputation privat bezahlt – 5.500 Euro
Die Politik verweigert sich dieser Realität und verbreitet obendrein Fake News. So behauptet etwa Justizminister Marco Buschmann (FDP), es fände sich in Deutschland kein Arzt, der geschlechtsangleichende Operationen an Minderjährigen durchführt. Das sei schlicht falsch, sagt Weber, wie ein Blick auf Klinik-Webseiten zeige:
Wir haben hier allein in Düsseldorf mindestens zwei Kliniken – das Sana-Krankenhaus in Gerresheim und eine Privatklinik im Medienhafen – die Brustentfernungen für Minderjährige anbieten. Sie verlangen dazu ein psychologisches Indikationsschreiben und die Einwilligung der Eltern. Wird die Mastektomie selbst bezahlt, ist es noch einfacher, weil dann die Krankenkassen außen vor sind und beispielsweise die Hormontherapie als Voraussetzung entfällt oder auch eine non-binary-Identifikation durchgeht. (Anna Weber, Eltern-Initiative „Trans Teens Sorge berechtigt“)
5.500 Euro und die Narkose berechnet die Privatklinik für eine Brustamputation. Zunehmend würden neu eingerichtete Trans-Zentren in den Krankenhäusern weniger lukrative Abteilungen wie etwa die Geburtshilfe oder Radiologie verdrängen, beobachtet Weber. Wegen des ausgegliederten Labors müssten etwa Patienten der Sana-Klinik jetzt länger auf ihre Ergebnisse warten.
Die Altersgrenzen für OPs und Hormone fallen
Befürworter grenzenloser Selbstbestimmung verweisen immer wieder auf die medizinischen Leitlinien, die für den Einsatz gegengeschlechtliche Hormone eine Altersgrenze von 16 Jahren vorsehen. Da es sich jedoch lediglich um „nicht haftungsrelevante“ Leitlinien handelt, seien Hormonbehandlungen an geschlechtsdysphorischen Kindern ab 13 Jahren üblich, weiß Weber. Zudem seien die Leitlinien seit 2018 außer Kraft, da sie überarbeitet würden – bisher ohne Ergebnis. Daher orientiere man sich derweil an den internationalen Leitlinien der „World Professional Association for Transgender Health“ (WPATH). Die habe jedoch in ihrer Fassung von 2022 nahezu alle Altersgrenzen entfernt.
„Da sehen wir also, in welche Richtung es auch in Deutschland gehen soll“, warnt Weber, doch auch eine politische 180-Grad-Wende wie in Schweden, Finnland und England sei möglich. Minderjährige mit Genderdysphorie würden dort wieder mit Psychotherapie statt mit Hormonen behandelt. In Finnland seien Operationen sogar erst ab 25 erlaubt, so wie hierzulande Sterilisationen bei Frauen erst ab 25 gemacht würden, weil junge Menschen vorher die Tragweite ihrer Entscheidung nicht überblicken können.
Warum sollte es bei Jugendlichen mit Geschlechtsdysphorie anders sein, fragt sich Weber, zumal Experten anprangern, wie mager die Evidenzlage für Behandlungen nach den WPATH-Leitlinien sei: Jugendliche inmitten von Lebenskrisen sollen die Auswirkungen der Eingriffe an ihrem gesunden Körper für ihr zukünftiges Leben überblicken. Laut des leitenden Kinder- und Jugendpsychiaters an der Uniklinik Dresden, Veit Roessner, gäbe es überhaupt keine Datengrundlage, um die Entscheidung für eine Hormon- oder gar operative Behandlung bei Kindern und Jugendlichen verantwortungsvoll zu treffen.
Pharmaunternehmen unterstützt Gender-Medizin
Die Realität in den meisten Kliniken sieht so aus: Pubertätsblocker ab 12, Hormone ab 16 und OPs ab 18. Verantwortlich dafür sei das sogenannte „Dutch Protocol“, erklärt Weber. Der niederländische Leitfaden für die Behandlung von Jugendlichen mit Geschlechtsdysphorie prägt seit 2006 weltweit die affirmative Gender-Medizin. Nun ist er massiv in die Kritik geraten, weil die fast zwanzig Jahre zurückliegenden Studien eine vollkommen andere Patientengruppe als Grundlage hatten:
→ Die damaligen Probanden der Amsterdamer Uniklinik waren überwiegend männlich und schon seit ihrer frühen Kindheit dysphorisch. Außerdem mussten sie psychisch total stabil sein.
→ Heute sind die Patienten überwiegend Mädchen, bei denen die Geschlechtsdysphorie erstmals in der Pubertät auftritt und die häufig Komorbiditäten haben, also zum Beispiel Ängste, Depressionen, Autismus, ADHS oder Essstörungen.
70 bis 75 Prozent der pubertierenden Mädchen seien schon vor der Diagnose Genderdysphorie in psychiatrischer Behandlung gewesen, zitiert Weber aus einer schwedischen Studie. Das „Dutch Protocol“ passe weder für die jetzige Patientengruppe, noch hätten die zugrundeliegenden Studien medizinische Aussagekraft, was immer mehr Experten auch offen kritisieren. Zur Frage, warum sich die holländische Leitlinie trotz methodischer Fehler international durchgesetzt habe, äußert Weber folgende Vermutung:
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass sie großzügig vom Pharmaunternehmen Ferring unterstützt wurde, das Pubertätsblocker und Testosteron-Produkte herstellt. Übrigens wird auch die Stiftungs-Professur an der Bochumer Gender-Ambulanz an der Uniklinik mit 150.000 Euro jährlich von Ferring unterstützt.