Die 12-jährige KIKA-Preisträgerin fordert in der Tagesschau, Kinderrechte ins Grundgesetz aufzunehmen. Das ist eine Kampfansage an alle Eltern, denn wie das Familienleben mit Kinderrechten aussehen wird, kann man sich schon ausmalen.
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„Kinderrechte sind so eine richtige und wichtige Sache.“ Mit anklagender Kinderstimme spricht die 12-jährige Ella in die Kamera. Ganz doll aufgeregt sei sie gewesen, berichtet sie der dpa über ihre Erfahrung, den Tagesschaukommentar sprechen zu dürfen. Die KIKA-Preisträgerin spannte denn auch den ganz großen Bogen. „Was stimmt nicht mit Leuten wie Putin?“, ist ihr Beitrag betitelt.
„Wie egal können einem Menschen sein?“ fragt Ella mit Blick auf das Leid der Kinder in der Ukraine und auf die weltweit 60 Millionen Kinder auf der Flucht. „Werden Verträge wie die Kinderrechtskonvention nicht gemacht und unterschrieben, damit man sich daran hält?“ Mit dem Eifer einer Klassensprecherin, die den lobenden Blick ihres Lehrers im Rücken spürt, mahnt sie ihr Publikum, Kinder nicht mehr so oft zu vergessen, „zum Beispiel in der Pandemie, bei der Klimakrise oder der Bildung.“
Gleiche Rechte für alle, und kein Kind soll mehr in Armut leben, wünscht sich Ella. Sie findet, Deutschland müsse mit gutem Beispiel vorangehen, und fordert mit kindlich-gestrenger Miene von Bundeskanzler Scholz, endlich die Kinderrechte ins Grundgesetz zu bringen. „Wenn ihr Fragen habt, fragt doch uns Kinder. Wenn euch Kinder überhaupt interessieren.“ Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!
Vater Staat hat das letzte Wort
Kinderrechte, das klingt so gut, das muss doch auch gut sein. Ist es aber nicht! Denn „Kinderrechte“ ist ein schwammiger Begriff, unter den alles fallen könnte, was der Staat als Kindeswohl interpretiert. Wenn etwa Bildung zum Kinderrecht und die Kinderkrippe zur Bildungseinrichtung wird, dann ist der Krippenbesuch für einjährige Kinder auf einmal verpflichtend. Auch die Ganztagsschule könnte zum Pflichtprogramm werden.
Hat fortan der Staat die „Lufthoheit über den Kinderbetten“ und trägt er dafür Sorge, dass die Rechte der Kinder gewahrt bleiben, liegt etwa die Entscheidung über medizinische Behandlungen nicht mehr bei den Eltern. Im Zweifel entscheidet Vater Staat, wann lebenserhaltende Maßnahmen abgeschaltet werden.
Wer die Kinderrechte ernst nimmt, muss zwangsläufig auch die Geschlechtszuschreibung nach der Geburt als Junge oder Mädchen verbieten. Es ist doch schließlich das gute Recht der Kinder, später selbst zu entscheiden, welchem der unzähligen Geschlechter sie einmal angehören wollen.
Eltern unter Generalverdacht
Wenn die lieben Kleinen ihren eigenen Trotzkopf entwickeln, im zarten Alter von drei Jahren, dann könnte es so richtig spannend werden mit den Kinderrechten. Dann braucht es bloß einen aufmerksamen Nachbarn, der den Tobsuchtsanfall mitbekommt, weil Ben sein Eis erst nach und nicht vor dem Mittagessen bekommt. Das Jugendamt kennt alle Kinderrechte und stellt ganz genaue Fragen.
Umgekehrt kann es problematisch sein, wenn die kleine Mia viel zu brav und gut erzogen ist, und obendrein noch geflochtene Zöpfe trägt. Das sind nämlich alles Hinweise darauf, dass da AfD-nahe Eltern ihren Kindern eine „völkische Erziehung“ angedeihen lassen. Da braucht es bloß eine übereifrige KITA-Erzieherin, die das gut beobachtet und flugs gemeldet hat. Kinder haben schließlich ein Recht auf eine nazifreie Erziehung. Es findet sich sicher ein fürsorgliches Homo-Pärchen, das nun gut auf Mia aufpasst.
Kinder nehmen ihr Recht selbst in die Hand
Wer die Kinderrechte ins Grundgesetz bringt, der öffnet die Büchse der Pandora. Er treibt gezielt einen Keil zwischen die Eltern und ihre Kinder. Mit Beginn der Schulpflicht kommt es knüppeldick. Allein der lange Zeitraum der üblichen Ganztagsbetreuung befördert Kinder schon aus der Einflusssphäre ihrer Eltern. Die im Unterricht eingetrichterten Botschaften tun ihr übriges. Die Eltern und Großeltern sind dann auf einmal Schuld am Klima – die Oma, die „alte Umweltsau“. Besuchen darf man sie ohnehin nicht mehr wegen Corona, aber Flüchtlinge, Pardon Geflüchtete, aufnehmen, das ist das Gebot der Stunde.
Wenn der gute Draht zum Nachwuchs erst einmal gekappt ist, und sich die jungen Ganztagsschüler am Abendbrottisch anhören wie die Sprecher der Tagesschau, dann ist es zu spät, liebe Eltern. Dann werden Ben und Mia nämlich selbst dafür sorgen, dass ihre Kinderrechte nicht angetastet werden. Notfalls gehen sie mit den Problemen, die sie mit ihren reaktionären Erzeugern haben, zum Vertrauenslehrer ihrer „Schule ohne Rassismus und mit Courage“. Eltern sollten sich dann ganz genau überlegen, was sie im Kreise der Familie noch äußern.
Ohnmächtige Eltern
Alles, was normalerweise Eltern entscheiden, weil sie das Wohl der gesamten Familie im Blick haben, muss dann vor den Kindern demokratisch ausdiskutiert werden. Die pochen nämlich auf ihr Kinderrecht, verweigern die Zahnspange, aber fordern das neueste iPhone. Sie haben keinen Bock auf Familienurlaub und kommen dafür abends nach Hause, wann es ihnen passt. Kaum ein Teenager wird sich dann an dem Wort „Kinder“ in dem Begriff „Kinderrechte“ stören. Und spuren die Alten nicht, dann ist sie sofort wieder da, Ellas infantile Unterstellung: „Wenn euch Kinder überhaupt interessieren.“
Ohnmächtig werden manche Eltern mit ansehen müssen, wie ihre Tochter nach gelungener Medien- und Ganztagsschul-Indoktrination, überzeugt davon ist, dem anderen Geschlecht anzugehören. Eltern, die erst einmal in Ruhe darüber reden wollen, gelten dann nicht mehr nur als transphob. Nein, denn jeder gutgemeinte Zweifel an der neuen Geschlechtsidentität ist dann sogar justiziabel. Mia will ein Junge werden, und Ben heißen. Ist schließlich ihr gutes Kinderrecht!
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