Seit März 2016 gibt es die Folge „Queer weiß das. Heteros fragen, Homos antworten“ im Berliner Tagesspiegel. Dort stellen Redakteure des Tagesspiegels irgendwelchen, nur mit Vornamen angegebenen LSBTIQ-Leuten aus Berlin zu allen möglichen Themen Fragen und publizieren deren Antworten. In diesem Rahmen befragt Redakteurin Anja Kühne eine gewisse „Andrea“ aus Berlin-Steglitz zum Thema „Wollt ihr Kinder frühsexualisieren?„. „Andrea“ stellt daraufhin eine Reihe von abenteuerlichen Behauptungen auf, die wir nicht unkommentiert stehen lassen wollen.
1) Andrea behauptet: „Dass Lehrkräfte in der Grundschule sexuelle Praktiken erörtern oder Sexspielzeug herumreichen? Das wäre tatsächlich ein Skandal. Indes: Belege dafür blieben die „Demo für alle“ und die AfD bislang schuldig. Kein Bundesland hält seine Lehrkräfte dazu an, Kinder zu „sexualisieren“.“
Da können wir aber locker gegenhalten. Sexspielzeug und sexuelle Praktiken in der Grundschule?
Wie wäre es damit: Viertklässler lernen, „wie sich Lesben befriedigen und dass sie sich dabei „mit der Zunge lecken“ würden.“ Bei Erstklässlern soll das „sehr explizite“ Aufklärungsbuch „Wo kommst du her?“ zum Einsatz kommen, in dem erigierte Penisse gezeigt und der Geschlechtsakt detailliert beschrieben wird. Nicht für die Grundschule, aber für Siebtklässler, d.h. ab 12 Jahren, wurden in NRW Projekte durchgeführt, bei denen die Kinder Themen wie „Darkroom“ und „Sadomasochismus“ pantomimisch darstellen sollten. Einschlägig ideologisierte Pädagogen bekunden öffentlich ihre Bereitschaft, sich über gesetzliche Vorgaben, wie Altersbeschränkungen, auch gegen den Elternwillen hinwegzusetzen.
Aus unserem Nachbarland Österreich wurden erst kürzlich schockierende Fälle bekannt:
Viertklässler üben, Kondome über Holzpenisse zu stülpen. In Kitas werden Kinder mit Genitalien aus Plüsch traktiert. Neunjährigen wird erklärt, wie Oralsex „schmeckt“.Was ist mit den von der „Genitalmanufaktur“ des Vereins Liebenslust hergestellten Penis und Vagina-Einzelstücken „mit herausnehmbarer Klitoris“? Daneben bietet der Verein „bunte, vielfältige Genitalien aus Gips“ an. Kein Sexspielzeug?
Das Standardmethodenwerk der „Sexuellen Vielfalt“ kennt die Übung „Erster Eindruck“, angeblich geeignet ab 10 Jahren, also schon für Grundschüler. Darin können „auch persönlichere Themen aufgenommen werden und zum Beispiel Eindrücke zu „Was ich sexuell schon immer mal ausprobieren wollte“, „Was ich sexuell auf keinen Fall tun würde“ oder „Meine Lieblingsstellung / Lieblingssexualpraktik“ gesammelt werden.“ Keine Erörterung sexueller Praktiken an der Grundschule? Keine Sexualisierung? Sind wir wirklich Beweise schuldig geblieben?
2) Andrea behauptet (stilecht mit Gendersternchen): „Den Organisator*innen des Protests geht es vielmehr darum, ein wichtiges Ziel der neuen Bildungspläne in die Schmuddelecke zu rücken: die Förderung von Akzeptanz für die „Vielfalt der partnerschaftlichen Beziehungen, sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten“, wie es etwa im Hessischen Bildungsplan heißt.“
Dem können wir erwidern, daß der Ansatz und die Ziele der „sexuellen Vielfalt“ direkt aus der Schmuddelecke kommen. Wir brauchen sie dort nicht erst hinrücken. Wir weisen nur auf die deutlich sichtbare Schmuddelspur hin, die direkt von der Pädophilenbewegung der Siebziger Jahre hin zur „sexuellen Vielfalt“ führt. Diese Schmuddelspur wird inzwischen auch in verschiedenen wissenschaftlichen Studien aufgearbeitet, zuletzt in einem Gutachten des Göttinger Instituts für Demokratieforschung über den Pädophilen-Aktivisten und Vordenker der „sexuellen Vielfalt“ Helmut Kentler.
3) Andrea behauptet: „So sollen Sechs- bis Zehnjährige nicht nur etwas über Schwangerschaft und Geburt lernen, sondern auch über unterschiedliche Familienkonstellationen, darunter auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Und Zehn- bis Zwölfjährige sollen über Pubertät, Zeugung und eben auch über sexuelle Orientierungen informiert werden.“
Das ist weniger als die Hälfte der ganzen Wahrheit. Tatsächlich finden sich in den einschlägigen Materialien immer wieder mehr oder weniger direkte Aufrufe zu sexueller Stimulation. Hier wird keineswegs nur „informiert“.
„Scheide und vor allem Klitoris erfahren kaum Beachtung durch zärtliche Berührung (weder durch Vater noch Mutter) und erschweren es damit für das Mädchen, Stolz auf seine Geschlechtlichkeit zu entwickeln“, hieß es beispielsweise schon in den frühen 2000er Jahren in einer Aufklärungsbroschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) für die vorschulische Sexualerziehung. Uwe Sielert, der Autor der Standardeinführung zur „Sexualpädagogik der Vielfalt“ empfiehlt darin Eltern, die Geschlechtsteile ihrer Kinder ausgiebig zu streicheln, damit diese wissen, „was Lust ist“. Die Übung „Gänsehaut“ aus dem Standardmethodenwerk der „sexuellen Vielfalt“ sieht Massageübungen für Zehnjährige vor. Die Gesellschaft für Sexualpädagogik sagt ganz offen, daß Kinder aktiv darin bestärkt werden sollen, „die lustvollen Seiten des Körpers, der Sinne und der Berührungen mit sich selbst und anderen zuzulassen“.
All dies ist hinreichend bekannt und publiziert. Eine kleine Internetrecherche genügt, um sich zu informieren. Aber der Redakteurin Anja Kühne und dem Format „Queer weiß das“ geht es nicht um kritische Fragen. Es sollen schlicht die ideologischen Weltbilder der LSBTIQ unkritisch und ungefiltert zu einem großen Publikum hintransportiert werden. Wir nennen das Propaganda und Indoktrination. Davon gibt es reichlich in den Medien.
Für Ihre kritischen Rückfragen ist Anja Kühne unter anja.kuehne@tagesspiegel.de zu erreichen.