Protest gegen LSBT-Konzept im Erzbistum Hamburg

Das neue Rahmenkonzept zur sexuellen Bildung für katholische Schulen des Erzbistum Hamburg hat für Protest gesorgt. Ehemalige Schüler des katholischen Gymnasiums Sophie-Barat-Schule wandten sich mit einem offenen Brief an Christopher Haep, den Leiter der Abteilung Schule und Hochschule des Erzbistums Hamburg. Das Konzept mit dem Titel „Männlich, weiblich, divers: Rahmenkonzept für sexuelle Bildung an den katholischen Schulen im Erzbistum Hamburg“ stehe „in erheblichem Widerspruch zur verbindlichen Sexuallehre der katholischen Kirche“, schrieben die Alumni bereits kurz nach dessen Veröffentlichung. Zum Schuljahr 2026/2027 soll es eingeführt werden und ab der Grundschule gelten, berichtet die Tagespost.

Mit Bezug auf Humanae Vitae, Familiaris Consortio und die Instruktion „Als Mann und Frau schuf er sie“ (Glaubenskongregation, 2019) kritisieren die Unterzeichner, dass das 33-seitige Konzept queere Lebensformen als gleichwertig darstelle und somit die Prinzipien katholischer Morallehre relativiere. Vor allem die „Akzeptanz – nicht nur Toleranz – aller sexuellen Orientierungen und Familienkonstellationen“ widerspreche der kirchlichen Lehre, wonach die Ehe zwischen Mann und Frau als einzige legitime Form gelebter Sexualität gelte.

Die Passage über frühkindliche sexuelle Erfahrungen greifen die Verfasser gesondert heraus. Denn etwa kindliche Körpererkundung als sexuelle Erfahrung darzustellen, sei „hochgradig anstößig“. Genauso seien Gender-Theorien, die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt aus der Trinitätslehre ableiten, als nicht biblisch abzulehnen. Das „zu fundamentalen Prinzipien des christlichen Glaubens“ konträre Konzept sei für katholische Schulen ungeeignet, stellen die Autoren des Briefs klar, und fordern dessen grundlegende Überarbeitung.

Kentler im Schlepptau des synodalen Wegs

Anders sieht das Generalvikar Sascha-Philipp Geißler, der im Vorwort des Konzepts betont, man wolle eine „beziehungsethisch begründete Sicht auf Liebe, Partnerschaft, Ehe, Familie und Sexualität“ vermitteln und trete ein „für die Akzeptanz von Vielfalt hinsichtlich sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identität“. Haep ergänzt in der Einleitung: „So wie sich die Lebenswirklichkeiten von Menschen verändern, so haben auch die Theologie und die Auslegung der kirchlichen Normen ihre Entwicklung.“

Im Schlepptau hat das reformistische Bildungskonzept die Sexualerziehung des Missbrauchstäters Helmut Kentler. Dessen zentrale These, dass bereits Kinder sexuelle Wesen mit sexuellen Bedürfnissen seien, ist ebenso Grundsatz in der „sexuellen Bildung“, die Kentlers Meisterschüler, der Pädagoge Uwe Sielert, entwickelt hat. Sielert hat seine „sexuelle Bildung“ und seine auf Kentler zurückgehende Auffassung von der Sexualität als „allgemeiner Lebensenergie“ bereits in zahlreichen Bildungsplänen verankert. Auch das Hamburger Bildungskonzept zitiert Sielert mit eben jener Behauptung, Sexualität beginne bereits im Säuglingsalter, etwa beim Erleben sanfter Berührungen.

Empfehlungen des Rahmenkonzepts zur sexuellen Bildung

Bereits in der Grundschule sollen vielfältige Familienformen thematisiert werden. Fünftklässler lernen geschlechtliche Identität und stereotype Rollenbilder kennen, und Siebtklässler die Verhütung. Mit dem Geschlechtswechsel sollen sich Schüler in der Oberstufe auseinandersetzen. Über allem steht die zentrale These „Geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung sind nicht erlernbar, sondern vorgegeben.“

Prävention von Elternkritik

Entlarvend: Mehrere Seiten widmen sich der zu erwartenden Kritik von Eltern, die z.B. durch die jahrelange Aufklärungsarbeit von DemoFürAlle argumentativ geschult sind. Auf S. 45 des Rahmenkonzepts heißt es dazu:

Eine besondere Herausforderung für Lehrkräfte an katholischen Schulen stellte in der Vergangenheit die Auseinandersetzung mit Erziehungsberechtigten dar, die im Zusammenhang mit der Information über sexualpädagogische Unterrichtseinheiten oder Projekte ihre ablehnende Haltung gegenüber einer „Sexualpädagogik der Vielfalt“ äußerten. Ein Ziel Sexueller Bildung an katholischen Schulen ist deshalb die Schulung der Lehrkräfte für Gespräche mit Eltern, die aus Vorbehalten und Unsicherheiten heraus bestimmte Inhalte einer zeitgemäßen Sexualpädagogik ablehnen.

Ein Schaubild stellt als Argumentationshilfe die „problematische“ Kritik der „richtigen Reaktion“ gegenüber. So soll auf den Vorwurf, in Schulen würden Kinder zu früh mit sexuellen Themen konfrontiert, erwidert werden: Inhalte, mit denen Schüler ohnehin im Internet und unter Gleichaltrigen konfrontiert seien, würden lediglich pädagogisch eingeordnet und begleitet.

Genau das wollen viele Eltern nicht. Zum Beispiel müssen die frühen und teils auch unfreiwilligen Erfahrungen mit Pornografie nicht auch noch im Unterricht ein Thema sein. Wenn der Lehrer mit der ganzen Klasse über den gefilmten und ordinär inszenierte Geschlechtsakt sowie über Darstellungen sexueller Gewalt spricht, so ist allein dieses Thematisieren und gedanklich Durchspielen eine immense Grenz- und Schamverletzung für alle anwesenden Schüler. Es ist die Aufgabe der Eltern, die Gefahren und Schädigungen für die Konsumenten sowie das Leid der Darsteller gegenüber ihren Kindern einzuordnen, sofern sie das für notwendig halten.

Und das aus gutem Grund. Denn überlässt man hier das pädagogische Einordnen und Begleiten den Anhängern der „sexuellen Bildung“, etwa pro familia-Pädagogen, so wird nicht vor Pornos gewarnt, sondern eine sogenannte „Pornokompetenz“ vermittelt, die sinngemäß beinhaltet: „Pornos schauen ist schon okay, man muss bloß wissen, dass das Gezeigte nur gestellt ist, an der Realität der meisten sexuellen Beziehungen vorbei geht, und dass Frauen in Pornos ihre Lust nur vortäuschen.“ Bevor Pornos verharmlost und Kind „pornokompetent“ werden, soll das Thema lieber gar nicht behandelt werden, sagen Eltern verständlicherweise. Dieses gute Recht der Eltern soll mit dem Hamburger Sexualpädagogikkonzept unterlaufen werden.

Plumpe Rede-Gegenrede-Argumentation spart relevante Kritikpunkte aus

Die Rede- und Gegenrede-Argumentation spart nämlich stets die relevanten Kritikpunkte aus. So auch bei den Themen der sexuellen Orientierung sowie der Geschlechtsdysphorie und Transition. Ignoriert wird die Befürchtung, dass eine affirmative Dauerthematisierung queerer Lebensweisen, vulnerablen Kindern einen sozial hochakzeptierten Weg aus seelischen Konflikten und Identitätskrisen anbietet. Die Entgegnung zur Kritik „Schüler könnten erst auf den Gedanken gebracht werden“, lautet: „Da geschlechtliche Identität oder sexuelle Orientierung nicht erlernbar sind, können sie auch nicht anerzogen werden. Gelernt wird stattdessen ein respektvoller Umgang mit Vielfalt und die Anerkennung von Vielfalt als Teil der Realität.“

Tatsächlich ist es wissenschaftlicher Konsens, dass LSBT-Themen und besonders der Trans-Kult einer hohen sozio-kulturellen Dynamik unterliegen, und es gerade in der hochsensiblen Identitätsfindungsphase Pubertierender zu sogenannten Ansteckungsphänomen kommt. Das neue Rahmenkonzept will nun dazu beitragen, dass die Selbstdiagnose „trans“, also die plötzliche Überzeugung „im falschen Körper“ gefangen zu sein, von Lehrern und Mitschülern rundheraus bestätigt werden soll. Dass solche plumpen Versatzstücke aus der Werkstatt der „sexuellen Bildung“ nicht mehr geräuschlos umgesetzt werden können, hat der Brief der ehemalige Schüler der Sophie-Barat-Schule bewiesen.