„Die Erziehung zur Demokratie beginnt beim Naseputzen in der Kita“, titelte jüngst die Süddeutsche Zeitung. Sie bezog sich auf die Vorstellung eines Buches zur „Demokratiepädagogik in Kindertageseinrichtungen“, das anlässlich des 30. Jahrestages der UN-Kinderrechtskonvention vorgestellt wurde.
Dazu erklärte der Leiter eines Landesinstituts für „Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit“, dass es schon bei kleinen Kindern darauf ankomme, „demokratische Werte vorzuleben“. Eine Kita-Leiterin führte dazu aus, dass „Partizipation“ schon „bei ganz kleinen Kindern wichtig“ sei. Deshalb müssten sie vor dem Naseputzen oder Wickeln zuerst gefragt werden. Wie diese „Partizipation“ von Kleinstkindern aussehen soll, erfährt man auf dem, vom Bundesfamilienministerium finanzierten, Portal für „Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung“. Dort steht:
Gemeinsam mit anderen Tagespflegepersonen hat Cemile an einer Weiterbildung zum Recht des Kindes auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper teilgenommen. Seitdem hinterfragt sie ihre Haltung. Ihr ist klargeworden, dass aus Macht leicht Zwang werden kann, wenn Erwachsene gegen den Willen der Kinder handeln. Mit dieser Grenzüberschreitung nehmen sie den Kindern die Möglichkeit, ein eigenes Gefühl für ihren Körper zu entwickeln. (…) Bei der Weiterbildung hat Cemile am Beispiel des Wickelns ein neues Vorgehen für ihre Tagespflegestelle entwickelt: Wichtig war zunächst die Erkenntnis, dass Kinder selbst ein Gespür dafür entwickeln, dass eine volle Windel irgendwann gewechselt werden muss. Wenn ein Kind also nicht gewickelt werden will, lässt Cemile es zunächst in Ruhe und fragt einige Minuten später noch einmal nach. (…) Um auch die Eltern ins Boot zu holen, hat Cemile ein Elterngespräch zum Thema veranstaltet.
Sexualisierung von Kindern in Schule und KiTa
Es glaubt wohl kaum jemand, dass solche Ratschläge, die Selbstverständlichkeiten wie das Wickeln problematisieren, Eltern und Erziehern irgendwie weiterhelfen. Aber um praktische Erziehungshilfe geht es auch nicht. Im Gegenteil, es geht um Umerziehung, man könnte es auch Umkonditionierung nennen, der Erwachsenen wie der Kinder. Wie weit diese Umerziehung in die intimsten Lebensbereiche ausgreifen soll, zeigen die Publikationen des oben genannten Portals. Da gibt es zum Beispiel eine „Geschlechtervielfalt ist (k)ein neues Thema – Informationen für Eltern“. Dort wird erklärt, dass sich schon kleine Kinder für „Hetero-, Homo- und Bisexualität“ und andere Formen der „sexuellen Orientierung“ interessieren würden.
De facto wird unverblümt für Frühsexualisierung geworben, verbrämt als „Aufklärung“. Regierungsamtlich dafür zuständig ist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Trotz des Skandals, den seinerzeit die Broschüre „Körper, Liebe, Doktorspiele“ verursachte, die 2007 wieder zurückgezogen werden musste, vertreibt die BZgA weiter entsprechendes Material, so etwa seit 2017 die Kindergartenbox „Entdecken, schauen, fühlen!“. Sie enthält neben anderen „Medien“ und „Spielen“ auch Bücher und Bilder mit entblößten, teilweise nackten Kindern und die Puppen „Lutz“ (mit Hoden und Penis) und „Linda“ (mit Vagina).
In der Anleitung wird den Erzieherinnen geraten, „aus Versehen“ die Hosen der Puppen herunter rutschen zu lassen. Kinder sollen dann die Genitalien der Puppen „entdecken“ und „fühlen“. Auf diese Weise werden Kleinkinder sexualisiert und Schamgrenzen missachtet. Zugleich wird Wickeln als vermeintliche „Grenzüberschreitung“ problematisiert. Diesem Paradoxon liegt das Konzept von der „psychosexuellen Entwicklung“ von Kindern zugrunde. Kindern werden von klein auf „sexuelle Bedürfnisse“ zugeschrieben, die sie ausleben müssten.
Die schamverletztende „Sexualpädagogik der Vielfalt“
So fordert etwa Uwe Sielert, Vordenker der sogenannten Sexualpädagogik der Vielfalt, dass Kindern „Räume eröffnet“ werden müssten, um ihren „Erkenntnis- und Forscherdrang miteinander auch sexuell körperlich auszudrücken“ und erfahren zu können, was „ihnen selbst und den anderen gut tut und was verletzt, weil es persönliche Grenzen überschritten hat“. Dass Kinder nicht von vornherein vor Grenzüberschreitungen und Verletzungen bewahrt werden, sondern „Erfahrungen“ machen sollen, ist eine Grundprämisse der sogenannten sexuellen Bildung, wie Sielert sie propagiert.
An der Diskussion um sexuellen Kindesmissbrauch bemängelt Sielert, dass sie Kinder zu „Gefährdungsobjekten gemacht“ und zur „völligen Ausblendung einer aktiv anregenden Förderung sexueller Lebensäußerungen“ geführt habe. Konkret kritisiert Sielert, dass „Nacktszenen zwischen Kindern und Eltern wie Erziehern in der Kommune 2 als Warnung vor sexueller Freizügigkeit missbraucht“ würden. Damit würde Kindern eine „stärkende sexuelle Lebensenergie vorenthalten“, die nötig sei, „um ungebetene Grenzüberschreitungen abzuwehren“. Implizit sagt er damit, dass es auch erbetene Grenzüberschreitungen gebe, Kinder also angeblich sexuelle Kontakte zu Erwachsenen suchen könnten.
Genauso rechtfertigen Missbrauchstäter ihre Übergriffe auf Kinder. In einer perfiden Sophistik unterscheiden Lobbyisten der Pädophilen zwischen einer gewaltsamen und einer vermeintlich unschädlichen Pädophilie. Dies behauptet unter anderem der Bremer Soziologe Rudolf Lautmann in seinen „Feldforschungen“ über die „Handlungsstrategien gewaltlos vorgehender pädophiler Männer“, die 1994 unter dem Titel „Die Lust am Kind“ publiziert wurden. Aus seinen „Feldforschungen“ schloss er, dass die „pädophile Sexualform“ über „ein ungewöhnlich differenziertes Konzept zum Konsens“ verfüge. Die vermeintlich einfühlsamen „echten“ Pädophilen empfahl er als „Akteure einer planvolleren sexuellen Sozialisation“ und Sexualaufklärer der Jugend (Vgl. Rüdiger Lautmann: Die Lust am Kind, Hamburg 1994, S. 98, zitiert nach: Gerhardt Amendt, Pädophilie oder: Über sexualwissenschaftliche Trivialisierungen inzestartiger Handlungen, in: Leviathan – Zeitschrift für Sexualwissenschaft, Jahrgang 25 – 1997, S. 1-12.).
Kindesmissbrauch in staatlicher Obhut
Tatsächlich gab die Berliner Senatsverwaltung unter Anleitung des Sozialpädagogen Helmut Kentler über Jahrzehnte Straßenkinder zu pädosexuellen Männern in Pflege. Dass diese Männer die Kinder aufnahmen, weil sie mit ihnen Sex haben wollten, war Kentler klar. Welche Rolle bei diesen Verbrechen unter staatlicher Obhut die Jugendämter spielen, soll ein Forschungsprojekt zum „Kentler-Experiment“ erhellen, dessen Ergebnisse jüngst vorgestellt wurden.
Fest steht, dass Kinder bleibende schwere psychische Schäden erlitten haben. Kentlers Eintreten für Pädophilie war seit Ende der 1960er Jahre publik. Trotzdem wurde er im politisch-medialen Establishment als „renommierter Sexologe“ (SPIEGEL) verehrt (Vgl. Christa Meves: Manipulierte Maßlosigkeit, Freiburg im Breisgau 1972, S. 84 ff.). Uwe Sielert verehrt ihn bis heute und verbreitet mit Hilfe der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung weiter die Ideologie der Kindersexualisierung, die „emanzipatorisch“ verbrämt, in Wahrheit Missbrauch fördert.
Zugleich soll Eltern eingeredet werden, dass Wickeln gegen angebliche Kinderrechte verstoße, wenn die Kinder nicht „partizipierten“. Diese Absurditäten haben System: Es geht darum, Eltern zu verunsichern und ihre Erziehung als vermeintlich defizitär zu disqualifizieren. Gegenüber Behörden und tonangebenden Medien sollen andersdenkende Eltern als vermeintliche Laien verstummen. Ihr in Art. 6 des Grundgesetzes verbrieftes Erziehungsrecht soll deshalb durch Kinderrechte „ergänzt“ und so ausgehebelt werden. Man kann sich, auch im Licht der Berliner Erfahrungen, fragen: Soll hier klammheimlich ein Tor für Pädophile geöffnet werden? Dass Kinder von solchen Rechten und Ämtern besser vor sexuellen Übergriffen geschützt würden, erscheint jedenfalls mehr als zweifelhaft.
Dieser Beirag erschien zuerst auf www.i-daf.org.