„Missbrauchsprävention“ als Einfallstor für Sexualisierung

„Missbrauchsprävention“ ist die neue PR-Strategie, um sexualpädagogische Konzepte in die Kitas zu bringen: Kinder bräuchten so früh wie möglich „sexuelle Bildung“, um in übergriffigen Situationen „angemessen reagieren“ zu können und später eine „selbstbestimmte Erwachsenensexualität“ leben zu können, heißt es in den stets sehr ähnlich lautenden sexualpädagogischen Konzepten zahlreicher Kitas.

Blumige Phrasen rund um die Begriffe „Selbstbestimmung“, „Autonomie“ und „Nein-sagen-lernen“ verfangen bei Eltern. Denn sie ahnen nicht, dass hier eine hochgefährliche, ideologische Sexualpädagogik auf ihre Kinder losgelassen wird, die sie mit sexuellen Themen überwältigt, ihren Geschlechtstrieb vorzeitig weckt und sie zu sexueller Betätigung animiert und verführt. Es handelt sich um die „emanzipatorische Sexualpädagogik“, die der einstige Guru der Sexualpädagogik, Helmut Kentler, in den 1970er Jahren begründet hat.

Kentlers emanzipatorische Thesen lauten: Kinder seien vom Säuglingsalter an sexuelle Wesen. Ihre Sexualität sei eine von Geburt an zu fördernde Grundfähigkeit, die wie Sprechen oder Laufen durch Übung erlernt werden müsse. Jedes Kind habe ein Recht auf ein eigenes Sexualleben. Daher sei es die Aufgabe der Sexualerziehung, Kindern und Jugendlichen nach dem Prinzip „Lernen durch Tun“ „Begierde und Lust zu ermöglichen“ und sie in eine selbstbestimmte Sexualität einzuführen.

Mit seiner Lehre vom Kind als Sexualwesen, dessen sexuelle Lebensenergie von Erwachsenen gezielt stimuliert und freigesetzt werden müsse, fiel Kentler voll in die Zeit der sexuellen Befreiung. Der einst gefeierte Sexualreformer hat gelebt, was er lehrte. Kentler hat Kinder von der Straße im Rahmen eines Resozialisierungsprojekts, dem sogenannten Kentler-Experiment, an Pädophile vermittelt. Er war die jahrzehntelange Schlüsselfigur eines bundesweiten Kinderschändernetzes und er war auch selbst am sexuellen Missbrauch der Pflegekinder beteiligt.

Experimentelle Kindesmisshandlung als Datengrundlage

Die heute in Schulen und Kitas flächendeckend gelehrte „Sexualpädagogik der Vielfalt“ baut direkt auf der Pädagogik Kentlers auf. Sein Meisterschüler, der Kieler Sexualpädagoge Uwe Sielert, ist ihr Begründer. Er sorgte für professionelle Strukturen. Das im Jahr 1988 gegründete Institut für Sexualpädagogik (isp) und die Gesellschaft für Sexualpädagogik (gsp) entwickelten durch Sielerts Netzwerken eine Monopolstellung im gesamten deutschsprachigen Raum und auch darüber hinaus. Das isp fühlt sich noch heute den „Grundideen emanzipatorischer Sexualpädagogik verpflichtet“, die auf Kentler zurückgehen.

Weder Eltern noch KiTa-Erzieher ahnen von all dem etwas, falls sie in den modernen sexualpädagogischen Konzepten blättern: „Jedes Kind ist von Geburt an ein sexuelles Wesen, es braucht Körperkontakt, Berührungen, Zärtlichkeit, Geborgenheit und Sinneserfahrungen für ein gesundes Aufwachsen“, heißt es heute noch genauso, wie es einst Kentler aus der Feder geflossen ist. Was für die „gesunde psychosexuelle Entwicklung“ der null bis sechsjährigen Kinder als unabdinglich ausgewiesen wird, entbehrt jedoch jeglicher wissenschaftlichen Grundlage. So hat sich etwa die Universität Hannover, wo Kentler viele Jahre gelehrt hatte, nicht nur von Kentler als Person sondern auch von seiner pädagogisch-fachlichen Arbeit distanziert.

Jenseits der ideologischen Phrasen mangelt es tatsächlich an wissenschaftlichem Gehalt. Kentlers Datengrundlage zu den „genitalen Rechten der Kinder“ beruht lediglich auf Postulaten des amerikanischen Sexualforschers Alfred Kinsey. Der wiederum bezog sich auf Beobachtungen von Kinderschändern, die akribisch notiert hatten, wie oft und wie lange die von ihnen „anhaltend“ und „wiederholt“ missbrauchten Kinder und Säuglinge zum Orgasmus gekommen seien.

Sexualpädagogische Konzepte sind keine Pflicht

Wenn sexualpädagogische Konzepte heute vorgeben, KiTa-Kinder sollen in „Selbsterkundungsräumen“ im gemeinsamen „Rollenspiel“ zu ihrer selbstbestimmten Sexualität finden und dabei ihre Grenzen kennenlernen, fußt das auf pädophilen Phantasien und Verbrechen. Die daraus erwachsene und im pädagogischen Betrieb heute übliche Sexualpädagogik ist noch immer nicht als pädophil kontaminiert gebrandmarkt und verbannt. Die Kentler-Sielert-Schule gilt weiterhin als „Stand der Wissenschaft“ und sie hat über das Codewort „Missbrauchsprävention“ einen Dreh gefunden, sich neben den Schulen nun zunehmend auch in Kitas flächendeckend auszubreiten.

In der von Sielert-Schülern im Jahre 2012 in zweiter Auflage herausgegebenen „Sexualpädagogik der Vielfalt“ ist noch von einem „defizitorientierten Blick des präventionspolitischen Diskurses in der Sexualpädagogik“ die Rede. Doch heute geht es auf der Seite von Sielerts isp sehr prominent um „Schutzkonzepte“. Kurse und Schulungen werden angeboten. Der Strategiewechsel war erfolgreich. Immer mehr KiTas verordnen sich selbst sexualpädagogische Schutzkonzepte, orientieren sich am vermeintlichen State of the Art der Sexualpädagogik und leisten damit der Sexualisierung der Kinder aktiv Vorschub.

Das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) hat den Trend beschleunigt. Seit Juni 2021 müssen betriebserlaubnispflichtige Einrichtungen Gewaltschutzkonzepte haben. Explizit sexualpädagogische Konzepte sind jedoch keine Pflicht. Ob nun über verpflichtende Gewaltschutzkonzepte, wo auch die Missbrauchsprävention dazu zählt, oder ergänzend über „sexualpädagogische Konzepte“, die sich die Kitas freiwillig geben – Kentlers pädophile Sicht auf kleine Kinder als „sexuelle Wesen“ erreicht zunehmend die Betreuungseinrichtungen unabhängig vom Träger.

Paradoxerweise wurde vor allem das Triggerwort „Missbrauchsprävention“ zu einem gefährlichen Einfallstor für eine Pädagogik, die auf interaktive sexuelle Erfahrungen setzt. Die meisten Eltern finden es gut, dass ihre Kita offenbar besondere Anstrengungen unternimmt, um die Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen. Sie glauben bereitwillig, dass ihr Kind befähigt werden müsse, selbst zu entscheiden, welche Berührungen es schön findet und welche nicht, um dann selbstbestimmt „Nein“ sagen zu können und sich so selbst vor ungewollten Übergriffen zu schützen.

Missbrauchsprävention: Kinder sollen lernen, was sie nicht möchten

Vielleicht bemerken viele Eltern nicht, wie grotesk es ist, Verantwortung auf Kinder zu übertragen, die kaum ihren Namen fehlerfrei aussprechen geschweige denn für ihre sexuelle Integrität sorgen können? Jedenfalls verfängt die Erzählung von den erlernbaren Schutzmechanismen so gut, dass keine Zweifel an der pädagogischen Methode aufkommen. „Lernen durch tun“ (Kentler) und „sexuelle Bildung“ (Sielert) haben wieder Konjunktur. Übertragen auf die Missbrauchsprävention bedeutet das für die Jüngsten, dass sie wissend und sprechfähig gemacht werden über Körperteile, Berührungen und Begriffe im Kontext von schönen oder unschönen sexuellen Situationen.

Die von isp und gsp verbreitete Missbrauchsprävention bestärkt Kinder darin, „die lustvollen Seiten des Körpers, der Sinne und der Berührungen mit sich selbst und anderen zuzulassen“. Dabei sollen sie auch lernen, auszudrücken, was sie nicht möchten. Das ist offenkundig widersprüchlich. Eine Situation, die ein Nein erfordert, ist bereits ein Übergriff. Die Schutzkonzepte können schlichtweg ihre Herkunft nicht leugnen.

Eine Pädagogik, die auf einen pädokriminellen Missbrauchstäter zurückgeht, kann Kinder nicht vor Missbrauch schützen. Ganz im Gegenteil: Die emanzipatorische Sexualpädagogik stellt selbst psychischen Missbrauch von Kindern dar, da sie diese sexualisiert und in ihrer persönlichen und geschlechtlichen Identität verwirrt. Darüber hinaus leistet sie physischem Missbrauch Vorschub, da sie die natürlichen Schamgrenzen von Kindern zerstört und die Kinder damit leichter zu Opfern von Missbrauchstätern werden lässt.

Tipp an Eltern von Kita-Kindern: Sprechen Sie die Kita-Leitung freundlich an, und fragen Sie, was das verpflichtende Schutzkonzept der Kita beinhaltet, und ob es darüber hinaus ein sexualpädagogisches Konzept gibt. Da die wenigsten Erzieher überzeugte Ideologen im Sinne der emanzipatorischen Sexualpädagogik sein dürften, empfiehlt es sich kooperativ auf die Widersprüche und Gefahren dieser Pädagogik hinzuweisen. Falls Ihre Bedenken nicht ernst genommen werden, oder im Konfliktfall, erhalten Sie kompetente Unterstützung von unserer Elternaktion unter kontakt@elternaktion.