Eben noch mussten britische Schüler 72 sogenannte “Geschlechtsidentitäten” kennen. Doch nun können sie den Schwachsinn getrost vergessen. Denn die konservative Regierung in Großbritannien will die Gender-Ideologie aus dem Unterricht verbannen. Vergangenen Donnerstag, am 16. Mai, hat die britische Bildungsministerin Gillian Keegan neue Richtlinien für eine “faktenbasierte” und “angemessene” Sexualerziehung an Schulen in England und Wales vorgestellt.
Wesentlicher Punkt der neuen Beziehungs-, Sexual- und Gesundheitserziehung (RSHE): Das ideologische Konstrukt “Geschlechtsidentität”, das jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehrt, darf im Unterricht nicht mehr behandelt werden. Mit Blick auf den Cass-Review warnte Keegan vor der gefährlichen Praxis der Gender-Ideologie: “Progressive Ideologie sollte niemals Vorrang vor der Notwendigkeit haben, Kinder vor Dingen zu schützen, die sie noch nicht verstehen können”.
Sie spielte damit auf die hohe Zahl an jungen Mädchen an, die mit Hilfe einer sozialen Transition (die Aneignung von Geschlechterklischees, die dem anderen biologischen Geschlecht entsprechen) und anschließender medizinischer Transition (Pubertätsblocker, gegengeschlechtliche Hormone, Geschlechtsoperationen) ihre psychischen Krisen überwinden wollen.
“Unschuld der Kindheit bewahren“
Neu in der Richtlinie sind auch genaue Altersangaben, ab wann sich die Kinder und Jugendlichen mit welchen Themen beschäftigen sollen. Demnach soll mit Kindern erst ab der fünften Klasse (9 Jahre), über Fortpflanzung gesprochen werden und zwar rein wissenschaftlich. Frühestens ab der siebten Klasse (11 Jahre) dürfen dann Themen wie sexueller Missbrauch, Rachepornos, Stalking und Zwangsverheiratung unterrichtet werden. Einzelheiten sexueller Handlungen wie Geschlechtsverkehr sollen erst ab der neunten Klasse (13 Jahre) eine Rolle spielen.
Mit Blick auf die Eltern sagte Keegan: “Eltern können ein für alle Mal beruhigt sein, dass ihre Kinder nur altersgerechte Inhalte lernen”. Zudem sollen sie umfassend Einsicht in Lehrpläne und Unterrichtsmaterialien erhalten: “Dieser aktualisierte Leitfaden stellt den Schutz von Kindern in den Mittelpunkt und verankert das Recht der Eltern, zu wissen, was ihren Kindern beigebracht wird“.
Während linke Lehrergewerkschaften toben, hält die konservative Regierung an ihrem Kurs fest. Die “richtigen Informationen zur richtigen Zeit” geben, sei das Ziel der vorerst als Entwurf vorliegenden Leitlinie, sagte Keegan. Denn man wolle sicherstellen, dass die “Unschuld der Kindheit” nicht dadurch beeinträchtigt wird, dass ihnen etwas “viel zu früh” beigebracht wird.
Ideologische Entwicklungen lassen sich umkehren
Ihren nun selbstbewusst umgesetzten Entschluss hat die britische Politik nicht aus eigenem Antrieb getroffen. Vorausgegangen war im vergangenen Jahr eine breite öffentliche Debatte über die Gefahren übergriffiger Sexualpädagogik, die auch von Kinderschutzorganisationen befeuert wurde. Im Zentrum der Kritik standen die WHO-Standards mit ihren Empfehlungen zur Sexualisierung von Kindern und sogar Kleinkindern. Premierminister Rishi Sunak sah sich dazu veranlasst, Kinder vor dieser “unangemessenen” Pädagogik zu schützen und die Richtlinien für die schulische Sexualerziehung überarbeiten zu lassen.
Die Indoktrination mit übergriffiger Sexualerziehung war der Tropfen, der ein Fass zum überlaufen brachte, in dem es die Jahre zuvor schon gewaltig gebrodelt hatte. Die Schließung der Gender-Klinik Tavistock hatte der britischen Öffentlichkeit vor Augen geführt, wie die gerade an Schulen vermittelte Gender-Ideologie psychisch verunsicherte Mädchen scharenweise in den Trans-Kult führte. Die Berichte von verstümmelten Mädchen, die ihre Transition bitter bereuten, veranlassten letztlich den Regierungsauftrag an die bekannte Kinderärztin Hilary Cass, sämtliche Studien, auf die sich die Transgender-Medizin gerne berief, zu analysieren und zu bewerten.
Ihr vernichtendes Urteil im Cass-Review sowie das öffentliche Entsetzen über die Gender-Ideologie und die Sexualisierung im Schulunterricht stärken der konservativen Regierung nun den Rücken, an den neuen Schulrichtlinien festzuhalten. Die für woke Lobbyisten unerwartete 180-Grad-Wende in Großbritannien zeigt: Wenn Ärzte und Wissenschaftler mit ihren Warnungen in den Medien Gehör finden, und wenn es Eltern und Kinderschutzgruppen gelingt, die Öffentlichkeit wachzurütteln, lassen sich ideologische Entwicklungen stoppen und umkehren – auch in Deutschland!