Masturbation und Körpererkundungen in Kitas

Neben Essen, Schlafen, Spielen sollen Kinder in der Kita nun auch Selbstbefriedigung und Doktorspiele mit Gleichaltrigen lernen. Dies stärke das Selbstwertgefühl der Kinder und fördere ihre Beziehungs- und Liebesfähigkeit. Das jedenfalls behauptet eine Sexualpädagogin von Dreist e.V., die Kindertageseinrichtungen zu sexualpädagogischen Konzepten schult und berät.

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In einem enthusiastischen Beitrag berichtet der Bäke Courier, der Monatszeitung für die Region am Teltowkanal, über das Konzept, das die Sozialpädagogin Anke Sieber von Dreist e.V. – nomen est omen – dem Kita-Eigenbetrieb “MenschensKinder” in der Stadt Teltow in Brandenburg beibringt: “Die Kinder bis sechs Jahre sollten an das Thema Masturbation herangeführt werden, auch indem man geschützten [sic] Räume in der Kita schaffe”. Man möchte es für einen geschmacklosen Scherz halten, dass kleine Kinder in einer öffentlichen Einrichtung an Selbstbefriedigung herangeführt werden sollen, den Damen ist es damit allerdings bitterer Ernst.

Experiment an Leib und Seele von Kindern

Denn Erkundungen am eigenen Körper, sexuelle Spielereien mit anderen Kindern, einen unbefangenen Umgang mit Sexualität von klein auf, all dies hält Anke Sieber für einen wichtigen Bestandteil der gesunden Entwicklung. “Die Bedürfnisse verschwinden ja nicht, nur weil man den Kindern verbietet, ihrer natürlichen Neugier nachzugehen“, rechtfertigt Workshopleiterin Sieber dieses Experiment an Leib und Seele von Kindern. Dabei gibt es weder für die Annahme, Kinder hätten sexuelle Bedürfnisse, noch für die Behauptung, dass deren Förderung für eine gesunde Entwicklung wesentlich sei, echte wissenschaftliche Belege.

Doktorspiele zwischen Gleichaltrigen sollten nicht unterbunden werden, so Siebert weiter, unter bestimmten Regeln und in einem “geschützten Raum”. Hier liegt allerdings die Vermutung nahe, dass sie damit eigentlich “ganz unbeaufsichtigt” meint. Wie schnell es dann zu Übergriffen unter Kindern und damit zu lebenslangen Folgen für das Opfer kommen könnte, haben verschiedene derartige Fälle in den vergangenen Jahren erschreckend deutlich gemacht und sollte insbesondere pädagogisch geschulten Erziehern klar sein. Dessen ungeachtet stößt das Konzept von Dreist e.V. bei “MenschensKinder” offensichtlich auf jede Menge Gegenliebe, denn Sieber führt dort bereits seit sechs Jahren regelmäßig Schulungen für Erzieher durch. Grund für das sexualpädagogische Konzept sei u.a. die Förderung der Kinderrechte, insbesondere des Rechts auf “die Bestimmung über den eigenen Körper”, wie Kitaleiterin Simone Thieme-Kroll begeistert erklärt.

Gefährliches Spiel mit dem Feuer

Neben der Entwicklung Sexualpädagogischer Konzepte bietet Dreist e.V. auch Missbrauchsprävention für Kinder an. Die Prinzipien der Prävention lassen sich so zusammenfassen: Dein Körper gehört Dir – vertraue Deinem Bauchgefühl – es gibt angenehme und unangenehme Gefühle – Du hast das Recht, Nein zu sagen. Wenn man das auf das sexualpädagogische Konzept von Frau Sieber überträgt, würde das ungefähr so lauten: Erzieher bringen Kindern bei, dass sie sich schöne Gefühle verschaffen können, wenn sie sich selbst und andere an den Geschlechtsteilen anfassen und damit spielen. Mit diesem Wissen sollen sie bestens gewappnet sein, wenn ein älteres Kind oder ein Erwachsener das Gleiche mit ihnen zu tun versucht. Sieht hier niemand ein Spielen mit dem Feuer?

Denn es handelt sich hier um eine typisch pädophile Argumentationsfigur, wie der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung Johannes-Wilhelm Rörig in einem anderen Zusammenhang gegenüber der TAZ erklärte: „Es ist eine bekannte Täterstrategie, Kinder in Gespräche mit sexuellen Themen zu verwickeln und ihre schützenden Widerstände mit falscher Scham abzutun. Bei Mädchen und Jungen, die Grenzüberschreitungen gewohnt und deshalb desensibilisiert sind, haben die Täter ein leichteres Spiel.” Zudem drängen sich die Ähnlichkeiten des Konzepts von Dreist e.V. mit den Theorien des Sozialpädagogen und Pädophilenlobbyisten Helmut Kentler auf: Auch er propagierte frühkindliche Onanie und sexuelle Spielereien.

Anleitung zum Missbrauch?

Die Gefahr ist also groß, dass derlei schamzerstörende Konzepte dem sexuellen Kindesmissbrauch Tür und Tor öffnen. Genau hier liegt der tiefere Skandal. Kitas und Schulen wären gut beraten, beim Thema Sexualität ganz besondere Sorgfalt walten zu lassen, statt mit vermeintlich schützenden Präventionsansätzen an ihren Schutzbefohlenen herum zu experimentieren. Kinder brauchen keine sexuellen Erfahrungen und Anleitungen zur Masturbation, um starke Persönlichkeiten werden zu können. Kinder sollten, so lange es geht, Kinder sein dürfen, unbeschwert und unschuldig. Unsere Kitas müssen dafür einen sicheren Rahmen bieten und Schutzraum sein. Darauf haben Kinder ein Recht! 

Vertiefende Informationen zum Themenkomplex Helmut Kentler, dessen Sexualpädagogik und die fatalen Folgen bis in die heutige sexualpädagogische Praxis erhalten Sie in unserer aktuellen Aufklärungsbroschüre „KentlerGate und dessen Folgen”.

Hier einige Auszüge aus dem Artikel „Teltows Kitakinder lernen ihren Körper kennen“ in der Märkischen Allgemeinen:

Die weinroten Kissen, die Anke Sieber in ihren Seminaren zur Darstellung der Geschlechtsorgane benutzt, sind anfangs etwas gewöhnungsbedürftig: ein eckiges Kissen mit dreidimensionalem Penis samt Hoden sowie ein rundes Kissen mit Stofffalten, welches die Scheide darstellt. „Vulva und Vagina“, verbessert Anke Sieber mit nachsichtigem Lächeln. Mit den korrekten Bezeichnungen steigt die Sozialpädagogin gern in eine Thematik ein, die in unserer Gesellschaft nach wie vor tabubehaftet ist. (…)

Noch immer glauben manche Erzieherinnen und Erzieher, dass Kitakinder im Rahmen einer guten sexuellen Bildung auch umfassend über Fortpflanzung und Erwachsenensexualität aufgeklärt werden müssten. „Wichtiger ist jedoch, den Kindern zu erlauben, ihren Körper kennen zu lernen und zu erforschen“, betont Anke Sieber. Grundlage dafür sei eine klare Sprache. Kosenamen für Penis und Klitoris, die anatomischen Pendants zueinander, verurteilt sie. Diese würden „Kindern das Gefühl geben, dass da etwas anders und komisch ist mit ihren Geschlechtsteilen“.

Für regelmäßige emotionale Diskussionen während der Seminare sorgt auch das Thema „Masturbation“. Kinder erkunden ihren Körper auf unterschiedliche Weise und in verschiedenen Situationen, weiß Sieber. Hier sollte die Kita den Kindern einen geschützten Raum geben, etwa durch das Anbieten einer Decke und Aufstellen bestimmter Regeln. Ein rüdes „Hör auf damit!“ sei wenig empathisch und gehe am Grundbedürfnis von Kindern vorbei.

„Die Bedürfnisse verschwinden ja nicht, nur weil man den Kindern verbietet, ihrer natürlichen Neugier nachzugehen“, sagt Sieber. Deshalb sollten auch „Doktorspiele“ nicht unterbunden werden. Sofern sie unter Gleichaltrigen stattfinden und im Vorfeld ebenfalls Regeln festgelegt und erklärt wurden.

Wenn Kinder Gefühle ausleben und sinnliche Erfahrungen machen dürfen, können sie ein gutes Körpergefühl und eine positive sexuelle Identität als Kinder und später als Erwachsene entwickeln. Davon ist auch Sandra Damaske überzeugt. Die junge Erzieherin nimmt zum wiederholten Mal an der Fortbildung teil. „Es ist wichtig, dass wir Erzieherinnen und Erzieher lernen, offen und unvoreingenommen mit dem Thema ‚Sexualität‘ umzugehen und Fragen altersgerecht zu beantworten“, sagt sie. „Nur so können wir den Kindern Sicherheit vermitteln und Ansprechpartner für sie sein.“ Ein positiver Umgang mit dem eigenen Körper stärke das Selbstwertgefühl und fördere die Beziehungs- und Liebesfähigkeit. Oder, wie Pädagogin Sieber es gern ausdrückt, die allgemeine Lebenskompetenz und Gesundheit von Kindern.

Quelle: https://www.maz-online.de/Lokales/Potsdam-Mittelmark/Teltow/Sexualpaedagogische-Frueherziehung-in-Teltower-Kitas

Update: Der Original-Beitrag des Bäke Courier wurde heruntergenommen und durch eine Klarstellung ersetzt. Die MAZ und der Bäke Courier bestreiten, dass die Kita-Pädagogen Kinder an Selbstbefriedigung und Masturbation heranführen und „proaktiv“ das Thema Sexualität vorbringen würden. Stattdessen meinen sie nun, lediglich auf Vorfälle und Fragen der Kinder reagieren zu wollen. Wie aber sonst sind die überdimensionierten Geschlechtsteile aus Plüsch zu verstehen, die bei der Fortbildung für Pädagogen verwendet wurden? Im Original-Beitrag der MAZ erklärte Pädagogin Anke Sieber zudem, sie möchte „Kindern … erlauben, ihren Körper kennen zu lernen und zu erforschen“ und ihnen „vermitteln, dass die Beschäftigung mit dem eigenen Körper in Ordnung ist und Spaß macht.“ Um diese Fragen zu klären, hatte die Initiative Elternaktion Dreist e.V. kontaktiert und um ein Gespräch gebeten. Diese Einladung wurde mit dem Hinweis auf einen Artikel von Faktencheck nicht angenommen… bislang.